Interview: „Nur mit guter Kommunikation funktioniert das Geschäft“

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Philipp Gries legt in der Ausbildung der Landschaftsgärtner besonderen Wert auf eine transparente Benotung. Foto: Anna Uecker

Für ein florierendes Geschäft sind nicht nur  Fachkenntnisse von Bedeutung, sondern auch soziale Kompetenzen. Philipp Gries, Berufs- und Fachschullehrer im Gartenbau, spricht im Interview mit TASPO Online darüber, wie er seinen Schülern die Themen Mitarbeiterführung und Kundenkontakt vermittelt. 

Sie unterrichten an der Justus-von-Liebig-Schule in Hannover neben technischen Fächern, wie „Produktions- und Verfahrenstechnik“, auch „Berufsausbildung und Mitarbeiterführung“. Welches Gewicht hat dieses Fach in der Ausbildung?

Meiner Meinung nach ist dieses Fach besonders wichtig – nicht nur im Garten- und Landschaftsbau. Nur mit einer guten Kommunikation funktioniert schließlich auch das Geschäft und es herrscht eine deutlich angenehmere Arbeitsatmosphäre. In der niedersächsischen Meisterprüfung ist das Thema Mitarbeiterführung dementsprechend mit einem Drittel auch recht hoch gewichtet. Im Stundenplan könnte es allerdings mehr Aufmerksamkeit bekommen, denn im Vergleich zur Fachkunde, die ebenfalls ein Drittel der Prüfung ausmacht, ist es mit nur halb so vielen Unterrichtsstunden bedacht.

Ich lege auf dieses Fach besonders viel Wert – wahrscheinlich auch, weil es eine starke Nähe zu den pädagogischen Aspekten meines Berufs aufweist. „Berufsausbildung und Mitarbeiterführung“ ist insgesamt ein sehr gesprächsintensives Fach, in dem Unterweisungen durchgeführt und Fallstudien besprochen werden. Das ist meist sehr zeitaufwändig, da man in jedem Fall gemeinsam mit den Schülern die Rahmenbedingungen klärt, das Für und Wider unterschiedlicher Handlungsmöglichkeiten abwägt sowie Alternativen durchdenkt.

Neben betriebsinternen Aspekten wie der Mitarbeiterführung, ist im Gartenbau auch der Kundenkontakt ein wichtiges Thema. Wie behandeln Sie dieses?

Ich versuche allgemeine Gesprächstechniken und -leitfäden zu vermitteln, die den Schülern bei jeder Kommunikation, sei es mit dem Mitarbeiter oder dem Kunden, helfen sollen. Methodiken, die beispielsweise für ein Krisengespräch mit dem Mitarbeiter greifen, lassen sich nämlich auch auf ein Kundengespräch übertragen. Die Inhalte des Fachs „Berufsausbildung und Mitarbeiterführung“ wechseln regelmäßig – je nach vorgegebenem Prüfungsinhalt. Das Thema Kunde ist dabei nicht jedes Jahr vorgesehen.

Was sind die Herausforderungen, mit denen Sie bei der Vermittlung dieses Wissens umgehen müssen?

Eine der größten Herausforderungen und Alltagsgeschäft zugleich ist der Unterschied in den Leistungsniveaus der Schüler. Zwar lassen sich Unterschiede bis zu einem gewissen Maß ausgleichen, jedoch nicht vollständig. Ich kann die Schüler lediglich immer wieder aufs Neue motivieren und ihnen die Hemmungen vor dem Lernen nehmen.

Gibt es etwas, das Ihnen in Ihrem Unterricht besonders wichtig ist?

Um Unzufriedenheit zu vermeiden, lege ich insgesamt großen Wert auf die Transparenz bei der Notenvergabe. Damit die Schüler wissen, was ich von Ihnen erwarte,  arbeite ich zum Beispiel mit Anforderungsschemata, die ich ihnen vorab vorlege. Noten können nie vollkommen objektiv sein. Daher finde ich es besonders wichtig, die Benotung regelmäßig offen zu legen. Das ist definitiv auch eine der wichtigsten Erkenntnisse, die ich im Laufe meiner Zeit als Lehrer gelernt habe.

Würden Sie angesichts ihrer Position an der Schnittstelle zwischen Praxis und Theorie etwas an den Ausbildungsinhalten ändern wollen?

An der Justus-von-Liebig-Schule ist uns bei der Wissensvermittlung die Anwendungsbezogenheit wichtig. Schließlich geht es nicht nur darum, Wissen abrufen, sondern es auch umsetzen zu können. Deshalb würde ich mir wünschen, dass auch einige der  Abschlussprüfungsfragen für die Auszubildenden an das schulische Streben nach Handlungskompetenz angepasst und dementsprechend anwendungsorientierter gestaltet werden.

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