Herr Teuber, 22 Jahre sind eine lange Zeit. Gab es Längen?
Sowohl meine holländischen Kollegen im Blumenbüro als auch die Manager von Royal FloraHolland haben die Weitsicht, etwa alle fünf Jahre die Welt des internationalen Zierpflanzen-Sektors und ihre Strategien zu überdenken. Das ist manchmal anstrengend, aber das macht auch frisch im Kopf und hält wach.
Vor fünf Jahren gab es die „Diskussion 2020“ – es wurden kreative Entwürfe für eine zukünftige Branchen-Sicht entwickelt. Heute sind wir soweit, einige Ergebnisse dieses Vordenkens in eine konkrete Strategie umzusetzen.
Über personelle Veränderungen im Blumenbüro hat die TASPO mehrfach berichtet. Was sind die strategischen Hintergründe?
Wir lernen mit Dennis van der Lubbe den Nachfolger für Marc Eijsackers als Geschäftsführer des Blumenbüros kennen. Er hat eine sehr vielschichtige Berufsbiografie und einen klaren Schwerpunkt in der Kommunikation, und hier besonders im Social-Media-Bereich. In den vergangenen zwei Jahren haben wir in Deutschland, England und Frankreich Content-Teams aufgebaut, die speziell für unsere nationalen Social-Media-Kanäle und Webseiten Inhalte produzieren.
Alles in allem: Wir professionalisieren uns gerade neu – alles in Hinblick auf die vielschichtigen Marktveränderungen, die die sich digitalisierende Welt mit sich bringt.
Ist man bei Markt- und Strukturveränderungen in den Niederlanden weiter als in Deutschland?
Ja, ich denke in manchen Feldern schon. Der niederländische Zierpflanzen-Sektor baut sich um. Die Perspektive richtet sich auf proaktive Veränderung und Chancenentwicklung und ist damit positiv zukunftsorientiert. Diese grundsätzlich positive, offene Haltung und Veränderungsbereitschaft hat die niederländische Handlungskultur aus meiner Sicht schon immer ausgezeichnet.
Ich denke, dass sich der internationale Blumenmarkt neu strukturiert mit nationalen Auswirkungen. So wie wir gerade alle lernen müssen, dass wir in fünf oder zehn Jahren in einer anders strukturierten Volkswirtschaft leben. Ob wir wollen oder nicht. In jedem Fall für viele Marktteilnehmer eine spannende, herausfordernde Entwicklung.
Herr Teuber, wie sieht die Welt von Morgen und Übermorgen aus?
Das wissen wir alle nicht. Wir erleben gerade in vielen gesellschaftlichen Bereichen große Veränderungsprozesse auf einem sehr dynamischen Weltmarkt. Wir werden uns vielen Fragen stellen müssen: Welche Ware kommt in Zukunft überhaupt nach Deutschland? Und unter welchen Bedingungen? Wohin geht die Weltproduktion? Und wer verteilt sie? Ist ein Exporteur überhaupt noch Exporteur? Ist ein Gärtner noch Gärtner oder eher Energielieferant? Wer ist der Verbraucher von Morgen, und wo kauft er wie, was und warum?
Ein mehr vom selben ist nicht zukunftsweisend. Wir können über die Zukunft keine Aussagen treffen, die primär aus der Vergangenheit herangezogen werden. Wir können nur ausprobieren, auf die Nase fallen und weiter probieren. Das heißt eine konstruktive Fehlerkultur entwickeln, die uns Neues lehrt! Wer scheitert und erfolgreich daraus lernt, kann morgen erfolgreich sein. Und das muss man dann auch neu lernen – den Erfolg von morgen!