Auswirkungen des Stopps von Gaslieferungen
Aktuell haben Betriebe mit exorbitanten Preissteigerungen im Energiebereich zu kämpfen. Durch den Ukraine-Krieg ist zudem die Energieversorgung an sich ins Wanken geraten. Gerade Befürchtungen von Gasengpässen nehmen durch politische Aussagen immer mehr zu. Vor diesem Hintergrund hat der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Dr. Robert Habeck die Frühwarnstufe im Notfallplan Gas ausgelöst. Hier gehöre die Landwirtschaft zu den geschützten Bereichen, allerdings nur bis zu einem Verbrauch von 10 000 kWh/Jahr. Energieintensive Betriebe, wie Unterglasbetriebe seien damit nicht geschützt. Hier stellte die CDU/ CSU-Fraktion in ihrer kleinen Anfrage an die Bundesregierung konkret die Frage Welche Auswirkungen ein Lieferstopp der Erdgaslieferungen aus Russland speziell für die energieintensiven Unterglasbetriebe habe.
Regierung schätzt Gefahr als gering ein
In ihrer Antwort verweist die Bundesregierung auf die letzte Gartenbauerhebung von 2015. Hier wurden rund 21 Prozent der im Unterglasgartenbau benötigten Heizenergie mit Erdgas erzeugt. Rund 1.020 Betriebe verbrauchten geschätzt 58,8 Millionen Kubikmeter Erdgas. In der Statistik wird allerdings nicht weiter nach den Sparten Zierpflanzen und Gemüse differenziert. Besonderes Augenmerk gilt der Gemüse-Jungpflanzenproduktion, da diese die Voraussetzung für einen Teil der umfangreichen Freilandgemüseproduktion im Sommer und Herbst bildet. „Insgesamt werden die Auswirkungen als mäßig bis gering eingeschätzt, da ein erheblicher Teil der Produktion mit anderen Heizstoffen als Gas erfolgt. Sofern die Versorgung mit wärmebedürftigen Gemüsearten aus dem EU-Raum weiter gegeben ist, dürfte sich der Ausfall der deutschen Gemüseproduktion unter Glas vor allem in Preissteigerungen äußern“, heißt es weiter in der Antwort des Bundeslandwirtschaftsministeriums der Regierung.
ZVG äußert Kritik und Unverständnis
Unterdessen hat sich auch der ZVG zum Thema geäußert und sich irritiert gezeigt. „Es wären deutlich mehr Betriebe von Gasmangel betroffen als das Bundeslandwirtschaftsministerium in seiner Antwort darstellt“, erläutert ZVG-Generalsekretär Bertram Fleischer. Kritik äußert der Verband vor allem aufgrund der sieben Jahre alten Erhebung, auf die das Ministerium seine Einschätzungen begründet. Vielmehr habe die Politik in den vergangenen Jahren eine Umstellung auf Gas forciert. Ebenfalls irritiert ist der Verband darüber, dass man den Ausfall deutscher Produktion durch Gemüseimporte aus der EU kompensieren wolle. Hier sehe man einen krassen Widerspruch zu Aussagen des Landwirtschaftsministers, die regionale Produktion stärken zu wollen. „Der Erhalt oder gar die Zukunft der Gartenbau-Betriebe in Deutschland spielen in der Antwort der Bundesregierung keine Rolle“, bemängelt Fleischer. „Solche Signale kommen für die hiesigen Unter-Glas-Produzenten zum absoluten Unzeitpunkt.“ Planungssicherheit, Rückhalt und Unterstützung durch die Politik sehe demnach anders aus.