Weniger Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger
Laut IVA schrumpften im vergangenen Jahr bereits zum vierten Mal in Folge die Umsätze der im Verband organisierten Hersteller von Pflanzenschutzmitteln auf 1,282 Milliarden Euro. Dies bedeutet einen Rückgang von 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2017 mit einem Gesamtumsatz in Höhe von 1,385 Milliarden Euro. Im Hinblick auf den bisherigen Höchstwert mit 1,6 Milliarden Euro aus dem Jahr 2014 konnte so ein Rückgang um insgesamt 20 Prozent verzeichnet werden.
Mit Blick auf den Absatz von Mineraldüngern wird ein ähnlich negativer Trend deutlich. Gegenüber den beiden Jahren 2016/2017 mit 1,659 Millionen Tonnen wurden für die Düngesaison 2017/2018 nur noch 1,497 Millionen Tonnen Stickstoffdünger nachgefragt, was damit einem Absatzrückgang von 9,8 Prozent entspricht. Auch der Phosphat- und Kaliabsatz reduzierte sich um knapp zehn Prozent mit 208.527 und 392.000 Tonnen im Vergleich zur Vorsaison mit 231.000 und 430.000 Tonnen.
„Die Landwirtschaft ist im Dürresommer des vergangenen Jahres durch ein Tal der Tränen gegangen, und keiner erwartete, dass dies an der Agrarchemie als Lieferant wichtiger Betriebsmittel spurlos vorübergeht. Wir dürfen den Blick aber nicht auf das rein Ökonomische beschränken – wenn durch die Trockenheit der Krankheitsdruck gering bleibt, behandeln Landwirte ihre Kulturen seltener“, sagte IVA-Präsident Dr. Helmut Schramm. „Für die Hersteller mag dies mit empfindlichen Umsatzeinbußen verbunden sein; es zeigt aber, dass das Prinzip des Integrierten Pflanzenschutzes funktioniert, und dazu bekennt sich der IVA ohne Wenn und Aber."
Auswirkungen des Dürre-Sommers 2018
Laut IVA haben Trockenheit und die Auswirkungen der Düngeverordnung zu einem weiteren Einbruch des Mineraldünger-Absatzes beigetragen. Alle drei Hauptnährstoffe seien gleichermaßen betroffen, wobei der Stickstoffdünger-Absatz auf dem tiefsten Stand seit der Wende ist. Für das laufende Düngejahr sieht Ulrich Foth, Vorsitzender des IVA-Fachbereichs Pflanzenernährung, keine Besserung: „Volle Lager beim Handel, die Diskussion über die erneute Verschärfung der Düngeverordnung und die drohende Fortsetzung der Trockenheit lassen aus Sicht der Mineraldünger-Industrie wenig Hoffnung aufkommen“.
Schramm erhob im Hinblick auf die für ihn seit Jahren unbefriedigende Bearbeitung von Zulassungsanträgen im Pflanzenschutz den Vorwurf gehen das Umweltbundesamt (UBA): „Gerade als die Behörden auf einem guten Weg waren, den Zulassungsstau abzubauen, zaubert das UBA einen neuen deutschen Sonderweg aus dem Hut“. Seit Anfang dieses Jahres knüpfe das UBA zudem seine Zustimmung zu vielen Zulassungen an eine neue Auflage an.
Demnach ist Landwirten ihre übliche Bewirtschaftung von rund zehn Prozent ihrer Flächen ab 2020 bei Einsatz eines bestimmten Pflanzenschutzmittels verboten. Juristen des Innen-, Justiz- und Landwirtschaftsministeriums stufen die Auflage als rechtswidrig ein, da sie eine Teilenteignung der Landwirte bewirkt, für die keine Rechtsgrundlage existiert.
IVA setzt auf Positionierungsvorschläge
„Was der Öffentlichkeit anfangs als Glyphosat-Ausstiegsplan verkauft wurde, stellt sich immer mehr als der Versuch des UBA heraus, über die generelle Pflanzenschutzmittel-Zulassung Agrarpolitik zu machen. Im Zank der Ministerien und Behörden gehen Planungs- und Rechtssicherheit verloren“, kritisierte Schramm.
Die Verschärfung habe zu einem Umdenken der Landwirte beigetragen, welches sich auf die Düngeplanung auswirkt. Weitere Auswirkungen in Form eines sinkenden Nitratgehalts im Grundwasser werden noch beobachtet. „Dass zunehmend die hocheffizienten und perfekt dosierbaren Mineraldünger zugunsten überschüssiger Gülle verdrängt werden, mag politisch gewollt sein, schafft aber mit Blick auf Luftreinhaltung und Klimaschutz neue Probleme und beseitigt die Ursachen nicht“, ergänzte Foth.
Schramm strebt eine Vereinbarung von gezielten Maßnahmen intensiver landwirtschaftlicher Nutzung und eine Förderung der Artenvielfalt zum Schutz der Biodiversität an. Der Verband plane zudem die Vorstellung einer Positionierung zur angekündigten Ackerbaustrategie der Bundesregierung noch vor der Sommerpause. Das Maßnahmenpapier beinhalte technische, pflanzenbauliche und regulatorische Vorschläge, die den Anbau mit Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern noch nachhaltiger gestalten sollen.