Karnivoren aus der Pfalz

Veröffentlichungsdatum: , Norbert Elgner

Mit einem Ehrenpreis der BUGA Erfurt 2021 ausgezeichnet (v. l.): Lukas, Philipp und Bernd Weilbrenner. Foto: Norbert Elgner

Eigentlich waren Karnivoren nur sein Hobby. Aber als Anfang der 80er Jahre das Gewinnen von eiweißauflösenden Enzymen aus der Venusfliegenfalle zur Bekämpfung von Krebszellen zunehmend gefragt war, baute Bernd Weilbrenner eine eigene Karnivoren-Produktion und -Züchtung auf. Entstanden ist daraus die Karnivoren-Gärtnerei Weilbrenner in Freinsheim.

Und plötzlich endete der Absatzweg

Anfang der 80er Jahre produzierte der Betrieb die Venusfliegenfallen (Dionea) für medizinische Zwecke. Nach vier Jahren mit enormen Mengensteigerungen brach dieser Markt weg. Deshalb entschied sich Bernd Weilbrenner, die Venusfliegenfallen für den Zierpflanzenmarkt zu kultivieren – einen Absatzweg, auf dem sich auch andere Arten fleischfressender Pflanzen vermarkten lassen. Dazu kam dann zunächst der Sonnentau (Drosera), von dem es weltweit verschiedene Arten gibt. Der Produzent wählte die aus, die sich für Pflanzenliebhaber in Europa gut eignen, darunter viele Arten aus Südafrika.

Später nahm er noch Schlauchpflanzen (Sarracenia) in das Sortiment auf, ursprünglich an der Ostküste der USA von Florida bis nach Kanada verbreitet. Die Naturarten lassen sich untereinander kreuzen, was zu farbenfrohen Hybriden führt. Durch neue Züchtungen verbessert Weilbrenner sein Sarracenia-Sortiment stetig.

Auf Wohnraum-geeignete Sorten spezialisiert

Zu den Produkten des Unternehmens gehören mittlerweile noch Fettkraut (Pinguicua) und Kannenpflanzen (Nepenthes). Fettkraut-Arten sind in Europas Norden, aber vor allem in Mittelamerika verbreitet. Weilbrenner züchtet vor allem mexikanische Arten, zwei Sorten heißen ‘Gabyʼ und ‘Annaʼ nach den Ehefrauen der Betriebsinhaber. Kannenpflanzen sind dagegen Tropenbewohner, sie lieben es warm und feucht. Seine gezüchteten Hybriden hat der Betrieb auf Eignung für europäische Wohnzimmer selektiert.

Zum Verkaufssortiment zählen auch mit verschiedenen Karnivoren-Arten bepflanzte Glasgefäße in diversen Größen und Formen (siehe Bild rechts, Foto: Elgner). Das Mikroklima in den Gefäßen kommt den Ansprüchen der Pflanzen sehr entgegen, wodurch sich Haltung und Pflege in den Wohnungen deutlich vereinfachen lassen.

Betriebsnachfolge ist gesichert

Bernd Weilbrenner führt den Betrieb als GbR gemeinsam mit seinen Söhnen: Sohn Lukas mit Bachelorabschluss in Geisenheim und Sohn Philipp, gelernter Zierpflanzengärtner, früher bei Landgard tätig. Auch die Ehefrauen helfen im Betrieb mit. Neben den Familienarbeitskräften sind fünf weitere Fachkräfte fest angestellt. In Saisonzeiten, die sich von März bis September erstrecken, kommen noch rund 15 Arbeitskräfte hinzu.

Es ist schon ein sehr spezielles Sortiment, mit dem sich der Familienbetrieb beschäftigt, denn ähnlich gelagerte Betriebe in dieser Kategorie gibt es zumindest in Deutschland keine weiteren mehr. Von den rund 1.000 Arten an fleischfressenden Pflanzen, die es weltweit gibt, eignen sich nur wenige für eine kommerzielle Kultur und Vermarktung. Weilbrenners Zugpferd im Sortiment ist nach wie vor die Venusfliegenfalle mit einem Anteil von rund fünfzig Prozent.

► Mehr über die Karnivoren-Gärtnerei Weilbrenner, die Kultur und Vermarktung der fleischfressenden Pflanzen lesen Sie in der Gärtnerbörse-Ausgabe 6/2021.

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