Kirschen und Co. sicher ernten: auf Leitern besser verzichten

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Vom Arbeitskorb aus kann sicher in Baumkronen gearbeitet werden, wie Rosi Kraus, Kreisbäuerin des Bayerischen Bauernverbands, und Heiko Hartan, Präventionsmitarbeiter der SVLFG, demonstrieren. Foto: SVLFG

Von Juni bis in den August hinein werden hierzulande die Kirschen geerntet. Um die Früchte in den Baumkronen pflücken zu können, kommen häufig Leitern zum Einsatz – wodurch auch das Unfallrisiko steigt. Die SVLFG gibt deshalb aktuell Tipps zur sicheren Ernte von Kirschen und Co.

Sichere Alternativen für Leitern bei der Ernte nutzen

„Verzichten Sie bei der Ernte möglichst auf Leitern und nutzen Sie sichere Alternativen“, so der Rat der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG). Bei der Obsternte würden sich dafür – je nach Baumhöhe und örtlicher Gegebenheit – Pflückschlitten, Podestleitern selbstfahrende Bühnen oder Frontlader-Arbeitskörbe anbieten. Wenn der Einsatz einer Leiter jedoch unumgänglich ist, empfiehlt die SVLFG freistehende Obstbaumleitern mit einer oder zwei Stützen. Diese haben durch eine Drei-Punkt-Aufstellung und die Verankerung der Spitzen im Erdboden einen festen Stand und stehen unabhängig vom Baum. Dennoch muss vor dem Einsatz solcher Obstbaumleitern natürlich überprüft werden, ob Leitern und Stützen unbeschädigt sind, betont die SVLFG.

Unfallgefahr bei Anlegeleitern besonders hoch

Besondere Vorsicht gilt bei der Verwendung von Anlegeleitern, mit denen es laut SVLFG besonders häufig zu Unfällen kommt – diese können leicht wegrutschen oder umkippen, sofern sie nicht ausreichend befestigt werden. Für sicheres Arbeiten müssten laut den Experten die folgenden Punkte beachtet werden:

  • Die Leiter am besten am Baumstamm anlegen und gegen Wegrutschen und Umkippen sichern, wozu sich ein Zurrgurt eignet, der am Leiterkopf und am Stamm oder an einem Ast befestigt wird. Soll die Leiter an einem Ast angelegt werden, vorher prüfen, ob dieser dafür stabil genug ist und ob beide Leiterholme verlässlich aufliegen.
  • Die Leiter im richtigen Winkel (rund 70 Grad) anstellen. Beide Leiterholme müssen Halt finden.
  • Um zu gewährleisten, dass die Leiter sicher im Boden verankert ist, ausreichend lange Leiterspitzen aus Metall verwenden. Diese an den Leiterfüßen befestigten Erdspieße werden hierzu fest in den Boden gesteckt.
  • Bei Hanggrundstücken Leiterfüße mit Niveauausgleich und Leiterspitzen einsetzen.

Oftmals sei jedoch auch Fehlverhalten die Unfallursache, betont die SVLFG. Deshalb gelte es, neben dem richtigen Anlegen der Leitern:

  • den Dreh- oder Kipppunkt der Leiter nicht zu übersteigen
  • die Balance zu halten und nur Früchte zu ernten, die leicht erreicht werden können
  • nicht in den Bäumen zu klettern
  • stabile Schuhe mit einer griffigen, sauberen und festen Sohle zu tragen

Außerdem machen die Experten der SVLFG darauf aufmerksam, dass bei Warnzeichen wie Schwindelgefühl, Kopfschmerzen oder allgemeiner Unpässlichkeit die Arbeit unbedingt einzustellen sei. „Auf eine Leiter darf nur steigen, wer gesund ist und sich wirklich topfit fühlt“, lautet deshalb ihr Appell.

Kirschen von abgesägten Ästen pflücken

Um die Sicherheit zu erhöhen, rät die SVLFG darüber hinaus dazu, die Erntezeit zum Rückschnitt der Obstbäume zu nutzen und die Früchte vom abgesägten Ast zu pflücken. Wie Hans Schilling, Obstfachberater des Landkreises Forchheim/Oberfranken, bestätigt, verkraften Kirschbäume einen Rückschnitt im Sommer sehr gut und leiden sogar weniger als beim Schnitt im Winter. „Besonders bei Ästen, die über den Kronenraum hinausragen und zum Abernten ohnehin nur schlecht erreichbar sind, bietet sich der Sommerrückschnitt an“, so Schilling. Zur Unfallvermeidung sollten die Baumpflege-Maßnahmen vom Boden aus mit einer Teleskopsäge oder -schere erledigt werden, ergänzt die SVLFG. Sollte dies nicht möglich sein, komme der Einsatz eines Arbeitskorbs in Frage, um von einem sicheren erhöhten Standpunkt aus arbeiten zu können.

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