Langfristiges Regenwasser-Management nur zusammen mit der Natur
Der Klimawandel ist mit extremen Herausforderungen verbunden, denen sich vor allem urbane Räume mit ihren großen verdichteten Flächen schnellstens stellen müssen, erklärte der Bund deutscher Baumschulen (BdB) bereits Ende Juni in einer Presseinformation. Namentlich genannt wurden hierbei Starkregen, Dürren und urbane Hitzeinseln – Probleme, die sich durch moderne Technik allein nicht lösen lassen, wie Philipp Sattler, Geschäftsführer der Stiftung „Die grüne Stadt“ hierzu betonte. „Ein langfristig effektives Regenwasser-Management wird nur zusammen mit der Natur gehen, nicht ohne sie“, so Sattler. Pflanzen würden in den Überlegungen zur Entwässerungsproblematik derzeit eine noch zu kleine Rolle spielen, außerdem gebe es in den meisten Städten ein Flächenproblem, was dazu führe, dass Flächen oftmals bis zum letzten Quadratmeter versiegelt und genutzt werden.
„Unterm Strich zählt jeder begrünte Quadratmeter“
Sattler plädiert deshalb für eine geschickte Kombination zeitgemäßer Technologien mit den Vorzügen der Natur. Versickerungssysteme und Begrünung sollten dem Experten zufolge besser zusammengeführt werden, beispielsweise, indem Bäume in Versickerungsmulden gepflanzt werden – die Wurzeln der Bäume würden den Boden locker halten und über die Blätter könnte das Wasser langsam verdunsten. Rigolen, also unterirdische Speicher für eingeleitetes Regenwasser, sollten nach Möglichkeit in der Nähe von Bäumen platziert werden, damit das vorgehaltene Wasser langsam und stetig im Wurzelbereich der Bäume abgegeben werden könne. Retentionsboxen als oberirdische Speicherkörper könnten beispielsweise auf Garagendächern platziert werden, um ihr gespeichertes Wasser an die dortige Dachbegrünung abzugeben. Und damit auch Böden im Fall eines Starkregens das Wasser besser aufnehmen können, raten Sattler und der BdB dazu, sämtliche Streifen neben und zwischen Fahrbahnen nach Möglichkeit mit Bäumen oder zumindest mit Sträuchern zu bepflanzen. „Unterm Strich zählt jeder begrünte Quadratmeter“, so Sattlers Resümee.
Asphaltierte und betonierte Flächen entsiegeln und begrünen
„Wirksamen Klima- und Hochwasserschutz gibt es nur mit mehr Grün in den Städten“, ist auch Jan Paul, Vizepräsident des Bundesverbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL), überzeugt. „Stadtgrün ist lebenswichtig: Wir brauchen dringend mehr davon, als Versickerungsflächen bei Starkregen und zum kühlenden Ausgleich bei Hitze.“ Vor allem, da extreme Wetterereignisse Klimaforschern zufolge künftig immer häufiger auftreten würden und die gleichzeitige Zunahme versiegelter Flächen in den Städten das Risiko für Hochwasser und Überschwemmungen zusätzlich erhöhe, wie der BGL betont. „Wir müssen mehr asphaltierte und betonierte Flächen entsiegeln und begrünen, um Regen- und Dürreperioden besser abzumildern“, fordert Paul deshalb im Sinne der BGL-Initiative „Grün in die Stadt“.
Je grüner eine Stadt, desto besser die Nutzung von Starkregen
Wie der BGL weiter ausführt, können Grünflächen, Parks oder Dachbegrünungen einen Großteil der Regenmengen aufnehmen und direkt am Niederschlagsort speichern, um sie später dem Grundwasser und dem Vegetationskreislauf zuführen – wodurch das Abwassersystem entlastet werde. Neben Grünflächen könnten Städte und Gemeinden zudem weitere Versickerungsanlagen schaffen, zum Beispiel in Form von Rigolen. Auch Schachtversickerungen sowie sickerfähige Beläge seien sinnvoll, erklärt der BGL. „Letztendlich sollten alle Städte und Kommunen langfristig auf ein Schwammstadt-Konzept als Zukunftsmodell hinarbeiten“, empfiehlt Paul. Grob skizziert würde eine sogenannte Schwammstadt das Wasser aufnehmen und zwischenspeichern, anstatt es zu kanalisieren und abzuleiten. Je grüner eine Stadt, umso besser könne sie Starkregen nutzen, wie der BGL abschließend erklärt.