Kundenzufriedenheit durch haltbare Poinsettien steigern

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Jährlich finden etwa 32 Millionen Poinsettien von November bis Dezember deutschlandweit den Weg zum Kunden. Foto: Norbert Elgner

Die Poinsettie als zweitwichtigste Zimmerpflanze bringt in der Advents- und Weihnachtszeit stimmungsvolle Vorfreude in unsere Wohnungen. Allerdings werden des Öfteren von Konsumenten Haltbarkeitsprobleme moniert, die dem Image des Weihnachtssterns schaden. Was können Züchter, Produzenten und Händler tun, um Konsumenten mit Ware von bester Zimmertauglichkeit zu versorgen?

Haltbarkeit als Ziel von Poinsettien-Züchtern

Unter Poinsettien-Züchtern ist das Kriterium „Haltbarkeit“ von grundsätzlicher Bedeutung, jedoch nur eines von vielen weiteren. Allerdings hat eine Neuzüchtung mit Haltbarkeitsmängeln keine Chance, sich am Markt durchzusetzen, selbst wenn sie die schönsten Brakteen entwickeln sollte. Sorten, die von der Genetik her eine gute Haltbarkeit mitbringen, zeichnen sich durch ein stabiles, robustes Wurzelwerk aus. Oft liegt hier die Schwachstelle der modernen Poinsettie schlechthin. Das Wurzelsystem ist höchst sensibel. Es reagiert schnell mit Schäden gegenüber zu hohen Salzgehalten und einer disharmonischen Luft-Wasserführung im Substrat.

Ein weiterer neuralgischer Punkt betrifft die Temperaturtoleranz. Um Energie während der Produktion einzusparen, wurde in den vergangenen Jahren auf Sorten Wert gelegt, die mit relativ niedrigeren Heiztemperaturen problemlos kultiviert werden können. Andererseits werden jedoch unsere Wohnungen heute stärker beheizt, sogar komplett auf Temperaturen von 22 Grad Celsius und mehr. Es ergibt sich somit eine Diskrepanz zwischen Kulturansprüchen und späteren Bedingungen in Wohnräumen. Bringt man schließlich noch den Faktor Licht ins Spiel, so sind prinzipiell für Poinsettien die Lichtverhältnisse gerade im November/Dezember in unseren Wohnungen ungünstig. Unter dem Aspekt Zimmertauglichkeit gehen daher die Zuchtziele in Richtung Wurzelstabilität sowie einer hohen Temperatur- und Lichttoleranz.

Gesunderhaltung des Wurzelwerks in der Produktion

In der Produktion geht es vor allem um die Gesunderhaltung, speziell des Wurzelwerks. Dies beginnt bereits bei der Substratwahl. Noch immer sind die konventionellen Torfmischungen üblich. Unter dem Aspekt Nachhaltigkeit geht allerdings ein Trend hin zu torfreduzierten Substraten, die unter Beachtung ihrer besonderen Eigenschaften zu gleich guten Wachstumsergebnissen führen. Dies zeigte unter anderem auch ein Praxistest im Zusammenhang mit dem „HessenStern“-Versuch in der Gärtnerei Kasten (Lorsch). Hier wurde ein Frux-Substrat eingesetzt mit nur 35 Prozent Torfanteil. Dies war übrigens auch eine Forderung des Abnehmers der Verkaufsware. Im Optimalfall zeigen die Poinsettien beim Austopfen ein kräftiges, weißes Wurzelwerk von angenehmem Erdgeruch.

Für die Kultur vorteilhaft sind moderne, helle, licht- und temperaturgesteuerte Gewächshäuser. In diesem Zusammenhang interessant sind die unter Leitung von Prof. Heiko Mibus-Schoppe an der Uni Geisenheim laufenden Untersuchungen zu einer Lichtminderungsbehandlung der Poinsettien. Diese war ebenfalls Gegenstand der Konzeption „HessenSterne“, die 2019 im Praxistest in der Gärtnerei Kasten erprobt wurde. Der Test untersuchte unter anderem die Zusammenhänge zwischen einer Lichtminderung um 45 Prozent etwa ab Woche 40, wenn die Lichtintensität im Gewächshaus 10.000 Lux überschreitet. Das Verfahren soll die Pflanzen noch während der laufenden Kulturzeit bereits auf die später in Wohnräumen der Konsumenten minimierten Lichtverhältnisse konditionieren.

Die so behandelten Poinsettien sollen beim Konsumenten eine signifikant bessere Haltbarkeit aufweisen. Entscheidend ist, dass durch die Lichtminderung die Qualität der Verkaufsware nicht leidet. Ansatzpunkte zur Beeinträchtigung der Haltbarkeit ergeben sich aus einer zu hohen N-Versorgung. Nach Ergebnissen von Hubert Hanke 2016 an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim wirkten sich hohe Salzgehalte und N-Werte um 900 Milligramm pro Liter Substrat zum Ende der Kultur besonders negativ auf die Haltbarkeit von Poinsettien aus. Dabei traten unter den zehn geprüften Sorten erhebliche Unterschiede auf. Ferner gilt, dass ein zu starkes Absenken der Temperatur unter 14 Grad Celsius zum Ende der Kulturzeit die Zimmertauglichkeit beeinträchtigt.

Pflanzengerechte Behandlung der Verkaufsware

Auch der Einzelhändler muss für eine pflanzengerechte Behandlung der Verkaufsware sorgen. Je nach Vertriebskanal, aber auch je nach Verkaufsstandort sind diesbezüglich oft erhebliche Unterschiede festzustellen. Insbesondere in Discountern findet die Ware oft unter indiskutablen Verhältnissen ihren Platz, nämlich lieblos zwischen Vogelfutter und Streusalz, gestapelt auf CC, viel zu dunkel, zu nass, zu kalt und oftmals noch der Zugluft ausgesetzt. Ein frühes Aus beim Konsumenten ist bereits vorprogrammiert mit entsprechend negativen Auswirkungen aufs Produktimage.

In der Regel wesentlich pflanzenfreundlicher stellen sich die Bedingungen in Fachgartencentern und Einzelhandelsgärtnereien dar. Hier steht die Ware bevorzugt auf Verkaufstischen im Topfpflanzengewächshaus, hell, unter geregelten, angepassten Temperaturverhältnissen. Getütete Ware wird sofort ausgepackt und auf Abstand ausgestellt. Die Wasserversorgung erfolgt größtenteils über ein Anstauverfahren. Dabei dürfen die Pflanzen nicht länger als sechs bis sieben Minuten im Wasser stehen. Wie lange Verkaufsware verkaufsfähig bleibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wirtschaftlich betrachtet soll sich die Ware natürlich so schnell wie möglich drehen. Unter optimalen Standort- und Pflegebedingungen, etwa in der Einzelhandelsgärtnerei, kann sich die Verkaufszeit über mehrere Wochen erstrecken.

Das Thema Poinsettien steht auch im Fokus der Gärtnerbörse-Ausgabe 6/2020 – darin unter anderem zu finden sind neue Sorten, die Marktbilanz 2019, der Einfluss des Topfmodells auf die Qualität von Poinsettien und Aktuelles zur Kulturtechnik.

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