Landgard: „ZVG ist starker Botschafter“

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Die TASPO sprach exklusiv mit den Landgard-Vorständen Karl Voges (l.) und Dirk Bader (3.v.r.) sowie ZVG-Präsident Jürgen Mertz (2.v.l.) über den Wiedereintritt Landgards in den ZVG. Foto: Landgard

Vermarkter Landgard ist seit dem 1. Oktober wieder Mitglied des Zentralverbandes Gartenbau (ZVG), wie wir bereits meldeten. Vor einigen Monaten war Landgard wegen einiger Unstimmigkeiten aus dem Verband ausgetreten. Die TASPO fragte nach, was aus den Differenzen geworden ist.

Wir hatten ja seinerzeit beim Austritt ein langes Interview mit Herrn Rehberg in der TASPO. Nun wäre es für die Leser natürlich spannend zu wissen, was sich an den Kritikpunkten verändert hat und zu einem besseren gegenseitigen Verständnis geführt hat.

Dirk Bader, Landgard: „Beim ZVG und Landgard wirken die gleichen Mechanismen wie in der Geschäftswelt insgesamt und in zwischenmenschlichen Beziehungen. Manchmal muss man auch einmal getrennte Wege gehen, um mit etwas Abstand gegenseitig den wirklichen Wert des Partners neu zu entdecken. Genau das hat in den vergangenen Monaten stattgefunden, flankiert durch viele konstruktive Gespräche.“

Jürgen Mertz, ZVG: „Wir sind beide der Auffassung, dass der ZVG und die größte Genossenschaft zusammengehören. Auch nach dem Austritt von Landgard im vergangenen Jahr sind wir im persönlichen Kontakt geblieben. In den vergangenen Wochen und Monaten ist der Austausch nochmals intensiviert worden. Landgard als eine der bedeutendsten Absatzgenossenschaften für gärtnerische Produkte ist ein zentraler Player am Markt und für den ZVG ein wichtiger Ansprechpartner. Nicht zuletzt haben wir uns in der Corona-Pandemie eng ausgetauscht über die Fragen der Branche. Es hat sich einmal mehr gezeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Verantwortung in der Wertschöpfungskette sind.“

Damals bemängelte Herr Rehberg unter anderem mangelhafte Zusammenarbeit, falsche Schwerpunktsetzungen, fehlende Wertschätzung des ZVG gegenüber Landgard sowie fehlendes Vertrauen. Zudem gab es Differenzen in Sachen generische Werbung und Ausrichtung der Blumenhalle der Internationalen Grünen Woche (IGW). Vielleicht können Sie kurz auf ein oder zwei dieser Punkte eingehen?

Karl Voges, Landgard: „Verbandsarbeit kann nur dann erfolgreich sein, wenn sich alle Beteiligten konstruktiv einbringen, um die beste Lösung ringen und die Ergebnisse am Ende im Interesse der gesamten Branche akzeptieren und mittragen. Dass diese Ergebnisse häufig Kompromisscharakter haben, liegt bei der verbandspolitischen Willensbildung in der Natur der Sache. Landgard ist sich dieser Prozesse bewusst und wird sich als Erzeugergenossenschaft mit über 3.000 angeschlossenen Betrieben konstruktiv als Mitglied in die Verbandsarbeit des ZVG einbringen.“

Mertz: „Im Zentralverband Gartenbau werden die Interessen unterschiedlicher Organisationen und Fachrichtungen zusammengeführt und miteinander abgestimmt. Die inhaltliche Arbeit und Ziele werden über die Gremien in demokratischen Abläufen legitimiert. Wir begrüßen Landgard als wichtige Stimme und Impulsgeber in dieser Gemengelage.“

Bader: „Die Blumenhalle war in den letzten Jahren ein wichtiges Experimentierfeld für Landgard, um innovative und kreative Ideen auf einer Endverbrauermesse zu präsentieren. Dabei ist es sicherlich nicht immer gelungen, unsere Ideen und Vorgehensweise mit den Vorstellungen des ZVG als Ausrichter des wichtigen Blumenhallenempfangs optimal aufeinander abzustimmen. Ich bin mir sicher, dass uns das in Zukunft besser gelingen wird. Im nächsten Jahr wird es dazu bei der IGW aus den bekannten Gründen aber keine Gelegenheit geben.“

Mertz: „Landgard hat der Blumenhalle wichtige Impulse gegeben. Der Blumenhallenempfang des ZVG führt seit Jahren erfolgreich Branche und Politik zusammen. Daran wollen wir natürlich festhalten. Bedingt durch die Absage der Grünen Woche als Publikumsmesse 2021 werden wir nun ein Jahr lang Zeit haben, dieses wichtige Event zu einem noch größeren Erfolg zu führen.“

Welche Art der Zusammenarbeit wird es denn künftig in Richtung 1000 gute Gründe/Natürlich schöne Augenblicke geben?

Voges: „Hier ist grundsätzlich vieles denkbar und die 1000 gute Gründe-Community bietet auch großes Potenzial für gemeinsame Aktionen. Wichtig ist vor allem, dass die generischen Kampagnen ein gemeinsames Ziel verfolgen und die Grüne Branche insgesamt stärker ins Bewusstsein insbesondere junger Verbraucher vordringt. Dazu gibt es unterschiedliche Ansätze – und das ist auch gut so.“

Mertz: „Viele Wege führen nach Rom – und in die Herzen der Verbraucher. Unterschiedliche Ansprachen über die verschiedenen Kanäle haben als ein gemeinsames Ziel, mehr Wertschätzung und damit mehr Wertschöpfung für die gärtnerischen Unternehmen zu erzielen. Wir werden sehen, wo uns der Weg hinführen wird, und werden dazu in sehr engem Austausch bleiben.“

Gibt es ein zentrales Thema, das Sie zusammen mit dem ZVG vielleicht besonderen bald und verstärkt angehen wollen?

Mertz: „Die Herausforderungen für die gärtnerischen Betriebe sind vielfältig, entsprechend breit ist unsere Themenpalette. Ob CO2-Steuer, torfreduzierte Produktion oder die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften – es gibt zahlreiche Berührungspunkte, wo Landgard im direkten Kontakt mit den Mitgliedern Input für die Verbandsarbeit beisteuern kann. Gemeinsam für die Branche – das wird in Zukunft unser Weg sein.“

Bader: „Jürgen Mertz hat einige der großen Themen der Gegenwart und der näheren Zukunft genannt. Zusätzlich zu den Herausforderungen durch die Corona-Pandemie ist es vor allem die 2021 beginnende CO2-Bepreisung, die sehr vielen Betrieben und auch uns große Sorgen bereitet. Die CO2-Bepreisung wird bei den Erzeugerbetrieben und hier hauptsächlich im Unterglasgemüse- und -zierpflanzenanbau erhebliche Mehrkosten verursachen und Kapital aufzehren, das eigentlich für langfristige Investitionen benötigt würde. Hier muss es an anderer Stelle dringend Kompensationsmöglichkeiten für die Betriebe geben, deren Arbeit inzwischen ausdrücklich als systemrelevant anerkannt ist. Genau dazu steht der ZVG im Kontakt mit den politischen Entscheidungsträgern und setzt sich mit unserer Unterstützung als starker Botschafter für die Belange des deutschen Gartenbaus gegenüber der Politik ein.“

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