Letzter Klimagas-Fußabdruck: Sarg statt Urne spart CO2

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Der Klima-Aspekt könnte die klassische Sargbestattung auf dem Friedhof attraktiver machen. Foto: Pixabay

Die Klimadebatte macht auch vor dem letzten Fußabdruck des Menschen nicht Halt. Im Vergleich zu einer Sargbestattung auf dem Friedhof verursacht eine Urnenbestattung sehr viel CO2 in kurzer Zeit, ganz gleich, wie umweltschonend ein Krematorium bei den Einäscherungsprozessen arbeitet. In den USA wurde unterdessen kürzlich ein neues, umweltfreundliches Bestattungsverfahren genehmigt.

Krematorien belasten Atmosphäre mit Millionen Kilogramm CO2

Pro Einäscherung muss ein Ofen im Krematorium immerhin für rund 75 Minuten bei rund 760 bis 1.150 Grad betrieben werden. Experten haben dabei einen durchschnittlichen Gasverbrauch von 285 Kilowattstunden und Stromverbrauch von 15 Kilowattstunden errechnet – dies sei etwa so viel, was ein Mensch im ganzen Monat in seiner Wohnung verbrauche, berichtet mymoria. Mehr zur Ökobilanz von Kremationen und Erdbeisetzungen ist auf der Website des Berliner Start-up-Unternehmens für digitale Planung zur Bestattungsvorsorge zu lesen.

Die Bürgerinitiative Kolbermoor (BIK) im Kreis Rosenheim errechnete: Durch den Betrieb der 160 Krematorien in Deutschland werde die Atmosphäre jährlich mit fast 38 Millionen Kilogramm CO2 belastet. Rechne man den Ausstoß der Krematorien auf einen Pkw um, könnte man mit diesem Pkw 314.830.157 Kilometer im Jahr fahren.

Dennoch steigen seit Jahren die Zahlen der Urnenbestattungen mit allen Problemen für Friedhofsgärtner, Steinmetze und Verwaltungen. Das liegt sicher nicht nur daran, dass die Urnenbestattungen vielerorts günstiger angeboten werden. Viele Menschen wollen ihren Angehörigen nach dem Tod nicht mehr zur Last fallen – so ein oft gehörtes Argument. Seitdem sich einige Friedhofsverwaltungen, etwa aufgrund von Überhangflächen, zu einer Angleichung der Gebühren entschieden haben, ist die Zahl der Erdbestattungen teils wieder gestiegen.

Können Umweltgründe Erdbestattungen in neues Licht rücken?

Könnte die Erdbestattung nicht auch aus Umweltgründen bei uns wieder in ein neues Licht gerückt werden? Bestatter, Steinmetze, Friedhofsgärtner und Verwaltungen müssten doch ein wirtschaftliches Interesse haben, den letzten Fußabdruck wieder „grüner“ zu machen.

„Die Natur erledigt den Abbau von Leichen im Boden seit jeher ganz allein. Wir brauchen keine Krematorien mit ihren Abgasen“, betonte Andreas Morgenroth, Friedhofsplaner aus Hamburg, bei einem Vortrag in Kolbermoor, anlässlich einer Diskussion um das Für und Wider eines Krematorium-Neubaus. Das gelte besonders angesichts der Tatsache, dass nicht wenige Leichen durch vorherige Strahlenbehandlungen der Menschen in Krankenhäusern radioaktiv belastet seien. Oder könnte ein umweltfreundliches Verfahren, wie in den USA gerade genehmigt, die Lösung für die Zukunft sein?

Beschleunigte Kompostierung in den USA legalisiert

In den USA wurde kürzlich ein neues Bestattungsverfahren legalisiert. Der Gouverneur Washingtons, Jay Inslee, unterschrieb ein Gesetz zur Legalisierung von „recomposition“, einem neu geprägten Begriff, der die beschleunigte Umwandlung menschlicher Leichname zu Erde in oberirdischen Behältern bezeichnet. Das Gesetz soll im Staat Washington am 1. Mai 2020 in Kraft treten. Der Öffentlichkeit könnte dieses besonders umweltfreundliche Verfahren mit geringem Platzbedarf damit Ende 2020 zur Verfügung stehen.

Mehr zu diesem Thema lesen Sie in der TASPO 01/2020, die in unserem Online-Shop abrufbar ist.

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