Marmorierte Baumwanze: Erneuter Nützlingsfund macht Hoffnung

Veröffentlichungsdatum: , Daniela Sickinger / TASPO Online

Die Marmorierte Baumwanze befällt viele Wirtspflanzen, darunter Birnen, Äpfel, Himbeeren, Tomaten, Paprika, Rosen, Sommerflieder, Ahorn oder Platane. Foto: HSWT

Die Marmorierte Baumwanze kann in Landwirtschaft und Gartenbau für massive Schäden sorgen. Eine Möglichkeit, den Schädling zu bekämpfen, ist der Einsatz der Samurai-Schlupfwespe – was in Deutschland allerdings noch nicht zugelassen ist. Ein erneuter Fund des Nützlings im Bundesgebiet macht nun Hoffnung, dass die biologische Bekämpfung der Marmorierten Baumwanze künftig auch hierzulande möglich ist.

Samurai-Schlupfwespe in Italien und der Schweiz im Einsatz

In Italien, wo die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) bereits seit einigen Jahren ihr Unwesen treibt und im Südtiroler Obstbau hohe wirtschaftliche Schäden verursacht, darf die Samurai-Schlupfwespe (Trissolcus japonicus) zur Bekämpfung seit Mai 2020 freigesetzt werden. Auch in der Schweiz laufen Untersuchungen zur Parasitierung mit dieser Schlupfwespenart, informiert die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT). In Deutschland seien solche Versuche derzeit noch nicht möglich, da es hierzulande noch keine Zulassung zur Freisetzung des Nützlings gibt. Eine der Voraussetzungen für den Einsatz der Samurai-Schlupfwespe ist der HSWT zufolge, dass Trissolcus japonicus hierzulande nachgewiesen wird.

Trissolcus japonicus in Deutschland erstmals 2020 nachgewiesen

Erstmals in der Bundesrepublik gefunden wurde die nur zwei Millimeter große Samurai-Schlupfwespe im Sommer 2020 im Raum Heidelberg von Mitarbeitern des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ). Wie auf der vom Verein Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion (ISIP) betriebenen Website zu lesen ist, wurde Trissolcus japonicus außerdem im Juni 2021 im Stadtgebiet Karlsruhe-Durlach auf einem Trompetenbaum nachgewiesen – erneut durch einen Mitarbeiter des LTZ. Auch in München gelang dem LTZ bereits der Nachweis des Nützlings, der zweite Fund in Bayern fand im Juni 2022 am Campus Weihenstephan der HSWT in Freising statt, wie die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf jetzt mitteilt.

Schlupfwespe parasitiert Eier der Marmorierten Baumwanze

Der Nachweis der Schlupfwespenart sei ein erster Schritt zur biologischen Bekämpfung der Marmorierten Baumwanze in Deutschland, führt die HSWT dazu weiter aus. Denn erst, wenn das Vorhandensein von Trissolcus japonicus im Bundesgebiet bestätigt ist, sei eine der Voraussetzungen für den Einsatz als Nützling erfüllt. Die asiatische Schlupfwespenart parasitiert laut HSWT vor allem Eier der Marmorierten Baumwanze, indem die Wespe diese ansticht und ihre eigenen Eier darin ablegt. Diese entwickeln sich innerhalb der Wanzeneier, sodass am Ende eine Wespe statt einer Wanze schlüpfe.

Laut der HSWT gebe es zwar Belege dafür, dass auch in Europa heimische Schlupfwespenarten Eier der Marmorierten Blattwanze parasitieren. Jedoch könnten nicht alle Arten ihre Entwicklung abschließen und der Nachwuchs verende in den Wanzeneiern. Insgesamt führe die Parasitierungsrate heimischer Schlupfwespen also zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis, so die HSWT.

HSWT forscht zu Verbreitung und Bekämpfungsmöglichkeiten

Die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf forscht nach eigenen Angaben unter anderem an der Versuchsstation für Obstbau Schlachters im Interreg-Projekt „Schädigende Wanzen im Obstbau“ zur Verbreitung der Marmorierten Baumwanze und den Bekämpfungsmöglichkeiten. Wie sich dabei gezeigt habe, gestaltet sich der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln schwierig, da die Tiere während der gesamten Saison in die Kulturen einfliegen. Zudem besitzen die adulten Schädlinge eine hohe Resilienz gegenüber Applikationen von hier zugelassenen Pflanzenschutzmitteln, informiert die HSWT. Als biologische Alternative zur Abwehr der Marmorierten Baumwanze sind – neben dem Einsatz der Samurai-Schlupfwespe – auch engmaschige Insektenschutznetze möglich. Allerdings dürfen diese keine Eindringmöglichkeiten für den Schädling wie Risse, Lücken oder Löcher bieten, so die HSWT.

Über 200 Wirtspflanzen in Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft

Die ursprünglich in Asien beheimatete Marmorierte Baumwanze wurde in Europa erstmals 2004 in Zürich nachgewiesen und kann der HSWT zufolge in über 200 gartenbaulichen sowie land- und forstwirtschaftlichen Kulturen schädigend auftreten. Beim Saugen an Trieben und Früchten der Wirtspflanzen gebe die Wanze ein Enzym ab, dass dafür sorge, dass sich das Zellgefüge der Pflanzen auflöst und der Schädling den Pflanzensaft durch seinen Saugrüssel aufnehmen kann. Aufgrund von dadurch verursachten Nekrosen, Aufhellungen oder Deformationen seien von den Wanzen angestochene Früchte nicht mehr vermarktungsfähig, was auch in Deutschland zu hohen wirtschaftlichen Verlusten führe.

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