Schutzgebiete grenzen an Nutzflächen
Die Auswertung der wissenschaftlichen Studie des NABU-Forschungsprojektes DINA (Diversität von Insekten in Naturschutz-Arealen) offenbart, dass Insekten kaum Rückzugsräume in der Agrarlandschaft haben. Geodaten zeigen, dass Naturschutzgebiete auf einer Länge von über 11.000 Kilometern direkt an Ackerflächen angrenzen. Bei den EU-rechtlich geschützten „Fauna-Flora-Habitat (FFH)“-Gebieten sind es sogar 21.100 Kilometer, hier finden sich in Deutschland rund 4.500 solcher Gebiete, die ebenfalls an intensiv genutzte Flächen grenzen. Durch die Bewirtschaftung der Flächen kann es daher auch zu Einträgen von Pflanzenschutz- und Düngemitteln in die Schutzgebiete kommen, worunter die Insektenpopulationen stark zu leiden haben.
Forderung nach Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes
Auf Grundlage der Studie hat der NABU klare Forderungen formuliert. „Um die geschädigte Artenvielfalt wiederherzustellen, benötigen wir ausreichend große Schutzgebiete, in denen die Nutzung und Naturschutz aufeinander abgestimmt sind. Zweitens müssen wir die Gebiete durch ein Netz von nicht-bewirtschafteten Landschaftselementen wie Hecken und Brachen verbinden. Und drittens muss die Belastung durch Pflanzenschutzmittel in der gesamten Landschaft mindestens halbiert werden, wie es auch der EU-Green-Deal vorsieht", so NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger. Für die Insekten bieten die Ackerflächen zwischen den einzelnen Schutzgebieten teils unüberwindbare Barrieren, so dass ein genetischer Austausch kaum mehr stattfinden könne.
Attraktive Honorierung für landwirtschaftliche Betriebe gefordert
Weiterhin sei die Schaffung von Refugialflächen von großer Bedeutung. Hier dürfen Pflanzenschutzmittel nur dann eingesetzt werden, wenn zusätzlich eine Rückzugsfläche für Insekten vorhanden ist. Die Vorgaben des Insektenschutzpaketes seien laut NABU demnach nicht ausreichend. „Um eine wirkliche Trendumkehr beim Insektenschwund und für die Artenvielfalt zu erreichen, brauchen wir eine attraktive Honorierung für landwirtschaftliche Betriebe, die pestizidfreie Rückzugsräume schaffen. Hierfür muss der aktuelle von der EU-Kommission geprüfte GAP-Umsetzungsplan Deutschlands nachgebessert und mehr Fördermittel in Ökoregelungen und Agrarumweltmaßnahmen umgeschichtet werden“, betont Dr. Verena Riedl, Referentin für Biodiversität und Ökotoxikologie im NABU. Die gesamte Studie kann über diesen Link abgerufen werden.