Gemüseproduktion unter lebensfeindlichen Bedingungen
Wie können Astronaut:innen mit wenig Zeit- und Energieaufwand hohe Erträge an Salat, Gurken, Tomaten, Paprika und Kräutern produzieren? Dieser Frage geht die NASA-Wissenschaftlerin und Botanikerin Jess Bunchek im Antarktisgewächshaus EDEN ISS nach. Anfang des Jahres reiste sie bereits in die Antarktis und nahm ihre Forschungen Ende März auf. Bei lebensfeindlichen Bedingungen von neun Wochen ununterbrochener Dunkelheit und Kälte von bis zu minus 50 Grad Celsius hat die gemeinsame Versuchsreihe der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) dann schließlich begonnen. Man wolle im Antarktisgewächshaus EDEN ISS (TASPO Online berichtete) die Gemüsezucht mit möglichst wenig Zeit- und Energieeinsatz erforschen und dabei viel Salat, Gurken, Tomaten, Paprika und Kräuter züchten. Bunchek stellt dabei Gewächshaustechnik und Pflanzensorten auf die Probe.
Erste Ernte: Salat, Radieschen und Kräuter
„Hier auf dem antarktischen Ekström-Schelfeis beginnt bald die Polarnacht. Allein mit den neun weiteren Mitgliedern der Überwinterungscrew fühlt es sich fast so an, als würden wir auf einem anderen Planeten ganz auf uns allein gestellt sein“, erläutert Bunchek die herausfordernden Bedingungen mit Blick auf ihre achtmonatige Isolation mit dem Team. „Es ist faszinierend in dieser lebensfeindlichen Welt das Grün ohne Erde unter künstlichem Licht gedeihen zu sehen.“ Nachdem das DLR-Team die Forschungsplattform EDEN ISS technisch überholt habe, pflanzte Bunchek in den vergangenen Wochen die ersten Samen, vor einigen Tagen folgte dann auch schon die erste Ernte von Salat, Radieschen und verschiedenen Kräutern.
Zeiterfassung zur Optimierung aller Arbeitsschritte
Um den besonderen Bedingungen Stand halten zu können, kommen laut DLR in der Antarktis besonders robuste Sorten zum Einsatz. So ist es auch Ziel der gemeinsamen Mission, das Wachstum und den Ertrag der Sorten unter den Bedingungen des Antarktisgewächshauses zu erfassen und zu vergleichen. Zudem rückt in den Fokus, welche Mikroben mit der Pflanzenzucht im Gewächshaus gedeihen. Des Weiteren soll auch ein Konzept zur Pflanzenbewässerung getestet werden, das unter Schwerelosigkeit funktioniert. Sämtliche Arbeitsschritte ihrer Tätigkeiten hält Bunchek akribisch mit einem achtseitigen Spezialwürfel zur Zeiterfassung sekundengenau fest. „In einem ersten Testlauf des Gewächshauses während der Mission 2018 hatten wir festgestellt, dass der Betrieb noch zu viel Zeit in Anspruch nimmt“, erklärt EDEN-ISS-Projektleiter Dr. Daniel Schubert vom DLR. „Nun arbeiten wir daran Abläufe und Prozeduren zu optimieren. Wir haben viel über die Handhabung eines Gewächshauses unter Extrembedingungen gelernt. Das setzen wir mit der jetzigen gemeinsamen DLR/NASA-Mission voll um.“