Entscheidend ist, was Pflanzen für Insekten leisten
„Es kommt nicht darauf an, woher eine Pflanze kommt, sondern was sie für die Insekten leistet“, stellte Vera Joedecke von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) in Heidelberg bei dem vom Bund deutscher Staudengärtner (BdS) im Februar veranstalteten Seminar klar. Dabei zeigte die Biologin anhand mehrerer Projekte, die in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Bienenkunde und Praxisbetrieben erfolgen, den Nutzen, den züchterisch bearbeitete Zierpflanzen für Insekten haben. So könne etwa der urbane Raum für Bienen, Schmetterlinge und Co. mittlerweile einen vielfältigeren Rückzugsort mit entsprechenden Nahrungsquellen darstellen als eine ausgeräumte oder intensiv genutzte Agrarlandschaft.
Je nach Umgebung unterschiedliche Zuflugwerte für die dieselbe Pflanzenart
Ob Pflanzen für Bestäuber attraktiv sind, hänge vor allem davon ab, ob sie Pollen oder Nektar bieten und für die Tiere erreichbar sind. Unter anderem die Blütenanzahl, insbesondere aber auch die Umgebung seien letztlich entscheidend dafür, wie gut eine Pflanze beflogen wird. Wie sich in einem bei dem Seminar vorgestellten Versuch gezeigt habe, wurde zum Beispiel dieselbe Lavendelart bei unterschiedlicher Umgebung unterschiedlich stark und von verschiedenen Bestäubergruppen angeflogen – eine Erkenntnis, die bei Pflanzungen ausgleichend eingesetzt werden könne. Der interaktive Online-Sortenfinder der LVG biete hierfür eine Übersicht über spezielle Zuflugwerte auf verschiedene Arten und Sorten.
Für Überleben einiger Insekten nicht nur Futterpflanze existenziell
Wie Bestäuberinsekten von Pflanzen mit energiereichem Nektar, eiweißreichen Pollen, Öl, Nistmaterial, Brut- und Schlafplätzen belohnt werden, führte Dr. Mathias Lohr von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe bei dem BdS-Seminar aus. Gleichzeitig machte der Wissenschaftler darauf aufmerksam, dass zahlreiche Insektenarten vom Aussterben bedroht oder zumindest regional schon ausgestorben sind, während andere vom Klimawandel profitieren und sich stärker ausbreiten würden. Auf das sich ebenfalls verändernde Nahrungsangebot reagieren Lohr zufolge auf einzelne Pflanzenarten spezialisierte Insekten zum Teil flexibel – als Beispiel dafür nannte Lohr die Knautien-Sandbiene, die inzwischen nicht nur die heimische Knautia arvensis, sondern auch die Knautia macedonia als Pollenspender nutze. Für das Überleben einer Art sei oftmals jedoch nicht nur die Futterpflanze existenziell: Die Natternkopf-Mauerbiene etwa brauche in der Nähe auch Totholz zum Nisten. (Quelle: ZVG / BdS)