Salat wird mit Abwasser aus der Kläranlage bewässert
Ein Gewächshaus mit Salatköpfen in Reih und Glied – doch die Pflanzen wachsen nicht auf dem Boden, sondern in den Pflanzöffnungen langer Kunststoffrohre, in denen eine Nährlösung zirkuliert. Diese weist zudem eine Besonderheit auf: Es handelt sich um Bewässerungswasser auf Basis des Abwassers aus der Kläranlage in Wolfsburg-Hattorf, auf deren Gelände das Gewächshaus steht. Kernstück der Pilotanlage des Forschungsteams der Universität Hohenheim (Stuttgart) war somit ein hydroponisches System.
Kommunale Abwässer reich an Stickstoff, Phosphor und Co.
Dr. Jörn Germer, Agrarökologe an der Universität Hohenheim, Fachgebiet Wasserstress-Management bei Kulturpflanzen in den Tropen und Subtropen, hat es mit seinem Team für den Einsatz kommunaler Abwässer angepasst. „Kommunale Abwässer enthalten viel Stickstoff, Phosphor und alle anderen essenziellen Pflanzennährstoffe, die wir für den Gemüseanbau nutzen können“, erklärt Dr. Germer den Hintergrund. „Mit der hydroponischen Pflanzenproduktion können wir diese Nährstoffe optimal nutzen und zudem die immer knapper werdende Ressource Wasser schonen.“
Bei Produkten, die auf dem Teller landen drängt sich die Frage nach Qualität und Hygiene beim hydroponischen Anbau mit Abwasser auf. Daher hat das Julius Kühn-Institut (JKI) den Salat unter anderem auf das Bakterium Escherichia coli untersucht und konnte Entwarnung geben: Auf dem Salat wurde nicht mehr Escherichia coli als auf üblicher Marktware gefunden. Auch einem direkten Qualitätstest hat das Forschungsteam den im Rahmen des Projekts HypoWave angebauten Salat unterzogen „Geschmacklich und in der Konsistenz hat der Salat überzeugt“, berichtet Dr. Germer.
Fallstudien unterstreichen Potenzial von hydroponischem Anbausystem
Um das Potenzial des neuen Systems auszuloten, hat das Forschungsteam auch Fallstudien in drei Regionen durchgeführt, die den Forschern zufolge das Potenzial des hydroponischen Systems unterstrichen haben. Untersucht wurde unter anderem der Einsatz von aufbereitetem Abwasser im Gemüseanbau im niedersächsischen Landkreis Gifhorn und in der Produktion von Mandeln im portugiesischen Alentejo.