Online-Fragestunde: Gartenbau ohne Torf – wie geht das?

Veröffentlichungsdatum: , Daniela Sickinger / TASPO Online

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit Torfersatzstoffen, zum Beispiel für Baumschulsubstrate. Foto: Mario Reil

Bei einer Fragestunde der Landwirtschaftskammer Niedersachsen diskutierten Experten im Studio des Oldenburger Lokalsenders O1 über die Möglichkeiten und Grenzen von Torfersatzstoffen im Gartenbau. Eine Aufzeichnung der Veranstaltung ist jetzt online verfügbar.

Bisherige Erfahrungen und Fortschritte bei der Torfreduzierung

Unter dem Titel „Gartenbau ohne Torf – wie geht das?“ tauschte sich eine illustre Expertenrunde am 19. Januar im Studio des Oldenburger Lokalsenders O1 darüber aus, welche Erfahrungen und Fortschritte es bei der Torfreduzierung bereits gibt, welche Möglichkeiten und Grenzen torfreduzierte Substrate haben und welche Fragestellungen bei Qualität, Produktion, Logistik und Handel in den kommenden Jahren zu klären sind. Teilnehmer der als Livestream übertragenen Veranstaltung der Landwirtschaftskammer (LWK) Niedersachsen waren Michael Bank (Landgard eG), Professor Bernhard Beßler (Leiter des LWK-Geschäftsbereichs Gartenbau), der Baumschul-Unternehmer und neue BdB-Präsident Hajo Hinrichs, Dr. Sebastian Kipp (Klasmann-Deilmann), der Zierpflanzen-Produzent Dirk Klefer sowie Moderatorin Dr. Gerlinde Michaelis, Leiterin der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn-Rostrup.

Gänzlich torffreie Produktion noch nicht flächendeckend umsetzbar

Wie die Landwirtschaftskammer Niedersachsen im Nachgang berichtet, war sich die Expertenrunde einig, dass eine gänzlich torffreie Produktion bislang noch nicht flächendeckend umsetzbar sei. Zwar wurde über gute Erfahrungen mit Substraten bis zu etwa 50 Volumen-Prozent Torfersatz in den Betrieben, bei Kunden sowie in Versuchen berichtet, aber auch über Schwierigkeiten bei der Kulturführung sowie ein deutlich steigendes Kulturrisiko. Bei einigen Kulturen sei es möglicherweise aus kulturtechnischer oder auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht möglich, vollständig auf Torf zu verzichten, so die Einschätzung der Experten. Torf könne aber in großen Mengen eingespart werden, wenn es gelänge, in der Breite der gartenbaulichen Betriebe Substrate mit 40 bis 50 Volumen-Prozent Torfersatz zu etablieren.

Um die ambitionierten Ziele der Torfminderung tatsächlich erreichen zu können, sei zudem eine hohe Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen Rohstoffen essenziell – hier sind nach Auffassung der Diskussionsteilnehmer zum einen die Substratunternehmen gefragt, stabile Lieferketten aufzubauen und auch neue Torfersatzstoffe zu finden. Zum anderen aber auch die Politik, um den Abbau bürokratischer Hürden, etwa bei Genehmigungsverfahren für Kompostieranlagen, voranzutreiben.

Diskussion über wirtschaftliche Auswirkungen des Torfersatzes

Ebenfalls diskutiert wurden von den Experten und der Moderatorin die wirtschaftlichen Auswirkungen des Torfersatzes und die Möglichkeiten, die gestiegenen Kosten an den Handel und die Verbraucher weiterzugeben. Torfreduzierte und torffreie Substrate seien zum Teil erheblich teurer als Torfsubstrate, doch diese gestiegenen Kosten ließen sich nur minimal im Verlauf der Handelskette weitergeben. Die Handelsunternehmen sähen sich zudem mit der Problematik konfrontiert, die Qualität der Pflanzen auf dem zum Teil mehrere Tage andauernden Handelsweg zu gewährleisten, da torffreie Substrate in der Regel deutlich schneller trockenfallen als torfbasierte. Es fehle schlicht an aussagekräftigen Erhebungen zur Haltbarkeit von torffrei produzierten Pflanzen.

Zu welchen Ergebnissen die Expertenrunde noch kam, ist in der Aufzeichnung der Online-Fragestunde zu sehen, die ab sofort auf der Website der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sowie auf YouTube zur Verfügung steht.
 

 

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