Pflanzenschutz: Nicht-chemisch der Weg der Zukunft?

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Vieles funktioniert im Gartenbau bereits nicht-chemisch. Viele gute Biomittel kommen jedoch nicht zur Zulassung. Foto: Dusan Kostic/Fotolia

Der Gartenbau wird in Zukunft immer mehr auf nicht-chemischen Pflanzenschutz zurückgreifen müssen – und sich dabei zunehmend der Erfahrungen und Kenntnisse bereits alternativ biologisch kultivierender Betriebe bedienen, die in diesem Punkt vielen konventionell produzierenden Betrieben weit voraus sind. Das ist der Tenor eines zweitägigen Symposiums zum Thema.

110 Experten diskutieren nicht-chemischen Pflanzenschutz

Zu der in diesem Ausmaß bisher einmaligen Tagung hatte das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) in der vorletzten Woche Experten aus dem gesamten Bundesgebiet nach Berlin eingeladen. Wissenschaftler, Fachberater, Firmen, Praktiker: Rund 110 Teilnehmer waren in die Bundeshauptstadt gereist, um sich über den aktuellen Stand des nicht-chemischen Pflanzenschutzes und der in großen Teilen wirklich sehr spannenden, aktuellen Forschung zu diesem Thema auszutauschen – was den Stellenwert dieses wichtigen Bereichs einmal mehr deutlich macht.

Dabei ging es vor allem darum, auszuloten: Was funktioniert schon „nicht-chemisch“ im Gartenbau? Woran wird geforscht? Welche Einflussfaktoren sind zu beachten? Welche neuen Möglichkeiten bietet die Digitalisierung? Und natürlich: Welche Hürden behindern bisher den durchaus schon möglichen Einsatz nicht-chemischer Pflanzenschutzmittel?

Scheitert biologischer Pflanzenschutz am deutschen Zulassungssystem?

Gerade Letzteres führte zu teilweise recht lebhafter Diskussion: „Wir haben ganz viele mögliche, hoch wirksame Biomittel – aber sie kommen nicht zur Zulassung.“ Mit diesen Worten beschrieb Prof. Dr. Ralf-Udo Ehlers (e-nema, Schwentinental) das Dilemma der Hersteller biologischer Produkte. Schuld sei das derzeitige Zulassungssystem von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland, dem auch die biologischen Mittel unterstehen.

Auch um die ökonomische Seite des biologischen Pflanzenschutzes ging es im Rahmen des Symposiums „nichtchemischer Pflanzenschutz im Gartenbau“. Wie schwierig es beispielsweise ist, externe Effekte wie von Umweltfaktoren zu bewerten und beispielsweise in die Neubewertung von Pflanzenschutzmaßnahmen mit einzubeziehen, zeigte Dr. Tobias Gaugler vom Institut für Material Ressource Management, Universität Augsburg.

Institutioneller Rahmen muss verändert werden

Als Fazit brachte es Dr. Thomas Schmidt, Gartenbaureferent im Bundesministerium, am Ende der zwei Tage wie folgt auf den Punkt: Der nicht-chemische Pflanzenschutz sei ein enorm breites Thema mit vielen, vielversprechenden Ideen – unter denen auch die ökonomische Seite des Ganzen ein entscheidender Punkt sei.

Er habe verstanden, dass der institutionelle Rahmen des Pflanzenschutzes – hier ging es vorrangig um die äußerst unbefriedigende Zulassungssituation für alternative Mittel – verändert werden müsse. Dafür werde er sich im Rahmen seiner Möglichkeiten einsetzen und verändern, was er könne.

Unsere ausführliche Berichterstattung über das zweitägige Symposium zum nicht-chemischen Pflanzenschutz im Gartenbau lesen Sie in der TASPO 23/2019, die Sie im TASPO Online-Shop abrufen können.

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