Chemische Produkte in Zukunft nicht mehr ausreichend verfügbar
Dr. Thomas Brand vom Pflanzenschutzamt Niedersachsen verwies in seinem Vortrag „Phytophthora: Zukunft der biologischen und chemischen Bekämpfung“ auf dem Zwischenahner Baumschul-Seminar im Dezember darauf, dass zukünftig die Gefahr von Schäden durch Erkrankungen gartenbaulicher Kulturpflanzen mit Erregern der Gattung Phytophthora steigen wird. Für Gießbehandlungen außerhalb von Gewächshäusern sind keine Fungizide mehr zugelassen. Von den bisher als Dünger eingestuften, aber vorbeugend gegen Phytophthora wirkenden Phosphonat-Produkten wie Phos 60 oder Basfoliar dürfen nur noch bis zum Sommer 2024 Restmengen eingesetzt werden, danach wird der Einsatz überhaupt nicht mehr möglich sein. Da die an Gehölzen bedeutsamen Phytophthora-Infektionen vor allem an den Wurzeln und am Wurzelhals stattfinden, sind in diesen Fällen Spritzbehandlungen mit Produkten zum Beispiel gegen Krautfäule aus dem Kartoffelbau in der Regel nicht wirksam.
Was dem Gartenbau noch übrig bleibt
Was bleibt dem Gartenbau dann noch übrig? Die üblichen grundlegenden Maßnahmen des Integrierten Pflanzenschutzes! Dazu gehört das möglichst frühzeitige Entfernen erkrankter und auch angrenzender Pflanzen aus dem Bestand, um den Infektionsdruck zu senken. Außerdem gibt es biologische Pflanzenschutzmittel, die eine gewisse Wirkung besitzen, zum Beispiel solche, die Bacillus subtilis oder Trichoderma harzianum enthalten. Im Gegensatz zu Phosphonat-Behandlungen konnten diese Produkte in bisherigen Versuchen heftige Infektionen mit Phytophthora nicht verhindern, sondern nur verzögern. Eine Diplomarbeit (Lars Bublitz 2005, Hochschule Osnabrück) an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Bad Zwischenahn mit Calluna zeigte zwar deutlich, dass der Einsatz bei der hochempfindlichen Sorte ‘Alicia’ versagte, bei weniger empfindlichen könnte er aber durchaus ausreichen.
Nicht alle Sorten gleich empfindlich gegen Phytophthora
Ein breit angelegtes Sortenscreening des Pflanzenschutzamtes Niedersachsen an der LVG Bad Zwischenahn von 2020 bis 2021 zeigte deutlich unterschiedliche Empfindlichkeiten der geprüften Sorten auf Phytophthora. Sortenzüchtung spielt also eine nicht zu unterschätzende Rolle, um diese Krankheit in der Produktion zu kontrollieren. Die Züchter versuchen daher, möglichst widerstandsfähige Sorten in ihre neuen Programme zu übernehmen.
Dr. Brand verdeutlichte, dass Kultivateuren von Pflanzen, die gegen Phytophthora empfindlich sind, zukünftig große Probleme drohen, für die nach vielfältigen Lösungsmöglichkeiten zu suchen ist. Sortenwahl, Kulturführung und Hygiene werden nach seiner Einschätzung zukünftig wichtiger, vielleicht auch Biostimulanzien und Biologika.
► Mehr zu diesem Thema lesen Sie im kompletten Beitrag in der TASPO 5/2023.