Pinneberger Baumschulland: „Wir produzieren CO2-Senken“

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Trafen sich zum Branchengespräch im Pinneberger Baumschulland (v. l.): BdB-Vizepräsident Bernhard von Ehren, Dr. Gerald Finck (Referatsleiter im Umweltministerium), Axel Huckfeldt und Dr. Frank Schoppa vom BdB Landesverband Schleswig-Holstein, Gastgeber Jens Sander (E. Sander Baumschulen), John-Hermann Cordes (BdB LV Schleswig-Holstein), Frank Ostermann (Versuchs- und Beratungsring für Baumschulen Schleswig-Holstein), Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht, Dr. Andreas Wrede (Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein), Reinhard Cordts (E. Sander Baumschulen) und Jens Herrndorff, Vorstandssprecher Bündnis 90/Die Grünen im Kreis Pinneberg. Foto: Mario Wienert, BdB LV Schleswig-Holstein

Wie die 300 Betriebe des Pinneberger Baumschullands bislang die Corona-Krise überstanden haben, wollte Schleswig-Holsteins Landwirtschafts- und Umweltminister Jan Philipp Albrecht am Montag bei seinem Besuch der E. Sander Baumschulen in Tornesch wissen. Vertreter des BdB Landes- und Bundesverbands nutzten den Termin, um mit dem Politiker auch über Herausforderungen für die Branche jenseits der Krise zu sprechen.

Baumschulen bisher mit blauem Auge durch die Corona-Krise gekommen

„Im Großen und Ganzen sind die Baumschulen bisher mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise gekommen, obwohl der Absatz an Gartencenter zeitweise und der Export gänzlich zusammengebrochen war“, fasste Axel Huckfeldt, Vorsitzender des Landesverbands Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen (BdB), die vergangenen Wochen für den Landes-Landwirtschaftsminister zusammen. Gleichzeitig machte Huckfeldt deutlich, dass die Betriebe derzeit auf eine „sehr schnelle Erholung der Wirtschaft“ hoffen, da bei Baumschulprodukten aufgrund der langen Produktionszyklen von drei bis 15 Jahren eine kurzfristige Anpassung an einen sich verändernden Markt nicht möglich sei. „Die Produktion für die nächsten Jahre steht schon auf dem Feld“, so Huckfeldt.

Angesprochen auf das Problem der Versorgung mit Saisonarbeitskräften – das etwa Gemüsebau-Betrieben Sorgen bereitet – konnte der Vorsitzende des BdB Landesverbands Schleswig-Holstein Entwarnung geben. „Da unsere Saison glücklicherweise sehr früh, bereits Ende Februar/Anfang März begann, hatten wir fast keine Probleme mit der Einreise unserer Saisonarbeitskräfte“, so Huckfeldt. Dies müsse aber auch für den Herbst Bestand haben. Denn auch das habe Corona gezeigt: „Landwirtschaft und Gartenbau sind in der Produktion und Ernte angewiesen auf ausländische Saisonarbeitskräfte.“

Huckfeldt: Investitionen in grüne Infrastruktur müssen weiter steigen

Deutliche Worte fand Huckfeldt auch zu den Punkten Klimapolitik und CO2-Abgabe und erinnerte Landwirtschaftsminister Albrecht daran, dass die Baumschulen „auch nach der Corona-Krise noch Teil der Lösung der Klima-Krise“ seien. „Wir produzieren CO2-Senken! Die Investitionen in die grüne Infrastruktur müssen weiter gesteigert werden“, so Huckfeldts konkrete Forderung. Hilfreich für Mensch und Umwelt wäre in diesem Zusammenhang eine im Baurecht festgeschriebene Grün-Quote, schlug der Vorsitzende des BdB Landesverbands vor und erklärte, dass dies „zugleich eine sinnvolle Antwort auf die Auswirkungen des Klimawandels in städtischen Räumen“ wäre.

Zum Thema Klimawandel brachte Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer des BdB Landesverbands Schleswig-Holstein, die nach dem Naturschutzrecht inzwischen vorgeschriebene Verwendung gebietseigener Arten in der freien Landschaft ins Spiel. Zwar habe sich die Branche auf die veränderten Rahmenbedingungen eingestellt, und viele Holsteiner Baumschulen seien Mitglied in der bundesweit tätigen Zertifizierungsgemeinschaft gebietseigener Gehölze (ZgG), so Schoppa. „Dieses Angebot ist angesichts des Klimawandels jedoch keinesfalls die Antwort für den überplanten und bebauten Bereich in der Stadt! Wir müssen Antworten finden, welche Baumarten die zukünftig immensen Belastungen aushalten und dennoch die ökologischen Funktionen leisten können. Hier wünschen wir uns Offenheit und mehr Unterstützung durch die Politik. Dazu gehört explizit auch keine Scheu vor nichtheimischen Gehölzarten aus vergleichbaren Klimaten.“

Künftig mehr Wertschätzung für Gehölze in Politik und Gesellschaft?

Dass die deutschen Baumschulen in puncto Qualität und Leistungsfähigkeit weltweit eine Spitzenposition einnehmen, hob abschließend BdB-Vizepräsident Bernhard von Ehren gegenüber dem schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsminister hervor. „Diese Manufakturen legen heutzutage den Fokus insbesondere auf die Themen moderne, zeitgemäße Produktionsverfahren, Klima(wandel) und Nachhaltigkeit“, so von Ehren. „Wir gehen davon aus, dass sich der Wandel zur Green Economy nach der Corona-Krise beschleunigen wird und damit auch die Wertschätzung für Gehölze in der Politik und Gesellschaft zunehmen wird.“

Weitere Meldungen zur Corona-Krise finden Sie unter dem Newstag „Coronavirus“.

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