Projekt BioVa: vertikales Blühmodul für die Stadt im Test

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Über ein besonderes Blühprojekt berichtete Vera Joedecke bei der digitalen Sommertagung der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Heidelberg. Das nämlich kombiniert nicht nur Kulturpflanzen und Wildstauden als nährreiches Angebot für Insekten – es testet zudem auch platzsparende Blühflächen für Städte mit begrenztem Flächenangebot.

Blühmodule mit unterschiedlichen Pflanzkombinationen bestückt

Gleich zwei solcher vertikaler Blühmodule an Stadtstandorten in Heidelberg und Hohenheim sind derzeit zum Test aufgebaut. Die wandgebundenen Systeme sind je zwei mal drei Meter groß, wurden mit zwei unterschiedlichen Pflanzkombinationen – einmal aus Zierpflanzen und einmal aus Wildstauden – bestückt und sind mit verschiedenen Insekten-Nisteinheiten kombiniert. Zum Vergleich dienen Bodenbeete in gleicher Größe und mit gleicher Bepflanzung. Das bisherige Ergebnis des Vertikal-Horizontal-Vergleichs: Der Insektenbeflug der Varianten war laut Joedecke vergleichbar, wobei Zierpflanzen noch etwas mehr von Honigbienen beflogen wurden als Wildstauden. Ansonsten zeigten die Bestäuber keine besonderen Vorlieben: Der Anteil an Wildbienen (quantitativ) ist bei beiden Pflanzenmixen ähnlich. „Es zeigt sich: Blühpflanzungen funktionieren auch in der Vertikalen“, so das Fazit von Joedecke.

Test ist Teil des laufenden Biodiversitätsprojekts BioVa

Das Vertikal-Projekt ist ein Teil des laufenden Biodiversitätsprojekts „BioVa“, finanziert über ein Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt des Landes Baden-Württemberg. Es hat zum Ziel, auf wissenschaftlicher Basis konkrete Empfehlungen zu bestäuberfreundlichen Pflanzungen und Habitat-Anlagen zu erarbeiten, die dann auch in der Praxis umgesetzt werden. Das soll die Biodiversität im urbanen Raum steigern. Als praktischer Ansatz erfolgt in diesem Rahmen eine Zusammenarbeit mit Kommunen (Stadt Heidelberg, Stadt Eppelheim) sowie GaLaBau- und planerischen Betrieben.

BioVa untersucht zwei Jahre lang 16 professionelle Pflanzungen mit insgesamt 190 Arten und Sorten auf kommunalen, privaten und gewerblichen Flächen bei Stuttgart und Heidelberg. Dabei wird der Bestäuberzuflug jedes Versuchsquadrats alle zwei Wochen, damit zwölf Mal in der Saison, erfasst. Laut Joedecke zeigt sich dabei für jede Pflanze ein charakteristisches, völlig unterschiedliches Bestäuberprofil aus Honigbienen, Hummeln, Wildbienen, Schwebfliegen, Schmetterlingen und anderen. Ein Fazit, das mit einem oft genannten Vorurteil aufräumt: „Sowohl bei Exoten als auch bei heimischen Pflanzen gibt es stark beflogene Vertreter“, resümiert Joedecke.

LVG entwickelt Empfehlung für Pflanzenmischungen

Aus den Erkenntnissen der drei Versuchsjahre werden Pflanzenmischungen für Stadtstandorte entwickelt und empfohlen. Die Mischungen erfolgen nach den Kriterien Bestäuberzuflugswerte je nach Zielgruppe, Relevanz für spezialisierte Bestäuber wie beispielsweise oligolektische Bienen oder Schmetterlingsraupen, wichtig sind zudem ein durchgängiges Blühband, passende Standortansprüche und die Ästhetik. Diese spielt vor allem auch für die Bürger eine große Rolle, wie Joedecke berichtete: So hätten sich Bürger angesichts der frisch eingerichteten Blühanlage in Eppelheim erst einmal skeptisch gezeigt. Nachdem über deren Nutzen aufgeklärt wurde, erfahre das Ganze aber sehr viel positives Feedback.

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