Ziel des Projekts ist es, beispielsweise Gemüsekulturen im Freiland ohne Herbizideinsatz frei von Beikräutern halten zu können und gleichzeitig den zum Teil hohen Arbeitsaufwand von mechanischer Unkrautbekämpfung zu reduzieren. Auf verschiedensten Testflächen der LWG in Bayern ist dazu derzeit modernste Hacktechnik im Einsatz, die zudem den Einstieg in den Bio-Gemüsebau ermöglichen soll.
Herkömmliche Hacktechnik lässt regelrechte „Beikrautwohlfühlzone“ entstehen
Bei der bisher angewendeten mechanischen Unkrautbekämpfung mittels Traktor und an dessen Front angebrachter Hacke fällt das Ergebnis durch fehlende Sicht nach vorne sowie einem zu großzügig bemessenen Sicherheitsabstand zur Saatreihe oftmals schlecht aus. Bis zu 20 Zentimeter Fläche rund um die Kultur bleiben so unbearbeitet – was laut LWG in einer regelrechten „Beikrautwohlfühlzone“ resultiert, die im Anschluss aufwendig von Hand bearbeitet werden muss.
Exaktere Ergebnisse lassen sich laut LWG erzielen, wenn die Hacktechnik von der Traktorfront in den Zwischenachsbereich oder ans Heck wandert. Für ihre im letzten Jahr gestartete Versuchsreihe im Projekt „Ökologische Unkrautbekämpfung“ rüsteten Sabine Staub und Simon Brell den mechanischen Anbau zusätzlich noch elektrotechnisch auf.
Statt sich auf Fingerspitzengefühl und Augenmaß des Traktorlenkers zu verlassen, scannen an der Hacktechnik montierte Digitalkameras den Boden und ersetzen so auch die sonst bei einer am Heck angebrachten Hacktechnik notwendige zweite Bedienperson.
Digitale Kamera scannt den Boden und erkennt die jeweiligen Kulturen
Die jeweiligen Kulturen erkennen die digitalen „Augen“ des Maschinenfahrers anhand im Vorfeld hinterlegter Grüntöne oder Blattstrukturen/-größen. Die integrierte Steuertechnik errechnet daraus schließlich eine komplette Pflanzenreihe, an die sich die Hacke mittels Verschieberahmen bis auf wenige Zentimeter heranfahren lässt.
„Für den Gemüsebau gib es sogar Anlagen, die noch eine Schippe obendrauf legen“, erläutert Brell. Denn hier wird nicht nur entlang der Saatreihe gehackt. Durch einzeln angeordnete Werkzeuge kann Brell zufolge vielmehr sogar im Zwischenraum der Pflanzen gehackt und der „Beikrautwohlfühlzone“ der Garaus gemacht werden.
Wurden die Saatreihen darüber hinaus bereits beim Pflanzen beziehungsweise der Saat mittels GPS-Daten erfasst, lassen sie sich später in der Beikrautbekämpfung laut LWG nahezu autonom abfahren. Anhand der gespeicherten Datensätze soll sich die angebaute Hacktechnik beim Befahren des Feldes anhand der jeweiligen Saatreihe, unabhängig vom Wachstumsstadium der Kulturpflanze, individuell ausrichten. Der Maschinenführer übernimmt nur noch die Geschwindigkeits- und Wendekontrolle.
Ergebnisse des Projekts „Ökologische Beikrautentfernung“ sollen 2018 vorliegen
Das LWG-Projekt „Ökologische Beikrautentfernung“ befindet sich derzeit im vorletzten Versuchsjahr. Im Herbst 2018 liegen laut LWG die abschließenden Ergebnisse vor. „Auch Handling und Anschaffungspreis werden in die Gesamtbewertung einfließen“, so Staub.
So soll sich laut LWG etwa die Kameratechnik, deren Anschaffungspreis je nach Ausführung im unteren fünfstelligen Bereich liegt, ab einer Einsatzfläche von rund 40 Hektar lohnen.