Ripersiella hibisci: Neuer Schädling in Europa nachgewiesen

Veröffentlichungsdatum:

Im April wurde der Schädling Ripersiella hibisci erstmals in Europa in einem italienischen Zierpflanzen-Betrieb nachgewiesen. In der Folgezeit wurde der zur Familie der Schmier- oder Wollläuse gehörende Schadorganismus auch in weiteren europäischen Ländern, darunter in Deutschland gefunden. Sämtliche Funde gehen Pflanzenschutzexperten zufolge auf einen Ausbruch in Italien zurück.

Befallene Pflanzen in mehrere europäische Länder exportiert

Laut einem Bericht der Pflanzenschutzorganisation für Europa und den Mittelmeerraum (EPPO) wurden im April in einem Zierpflanzen-Betrieb in der italienischen Gemeinde Fiumefreddo di Sicilia auf Sizilien mehrere mit der Wurzellaus Ripersiella hibisci befallene Callistemon-Pflanzen entdeckt. Im Mai wurde der Schädling zudem in sechs weiteren Produktionsstätten in den benachbarten Gemeinden Piedimonte Etneo und Calatabiano an verschiedenen anderen Topfpflanzen – Phoenix sp., Chamaerops humilis, Trachycarpus fortunei und Hibiscus rosa-sinensis – nachgewiesen. Alle befallenen Pflanzen wurden nach Angaben der EPPO umgehend vernichtet.

Bevor der Befall in den italienischen Betrieben entdeckt worden war, wurden allerdings bereits zahlreiche Pflanzen ins Ausland exportiert. Unter anderem wurden mehrere Callistemon aus dem Befallsgebiet an zwei Gartencenter in Hessen und Baden-Württemberg geliefert. „Neben den Funden des Unionsquarantäneschädlings Ripersiella hibisci in Hessen und Baden-Württemberg gab es kürzlich einen weiteren Fund an Callistemon-Pflanzen in Bayern. Auch in Belgien, Dänemark, der Slowakei, Slowenien und der Schweiz wurde Ripersiella hibisci vorwiegend an Callistemon, aber auch an Chamaerops humilis- beziehungsweise Rhapis excelsa-Pflanzen gefunden“, erklärt Diplom-Agraringenieurin Katrin Kaminski vom Institut für nationale und internationale Angelegenheiten der Pflanzengesundheit des Julius Kühn-Instituts (JKI) in Braunschweig. Sämtliche Funde gehen demnach auf Pflanzenlieferungen aus dem Befallsgebiet in Italien zurück und wurden entdeckt, weil der italienische Pflanzenschutzdienst frühzeitig im Zuge der Rück- und Vorwärtsverfolgung zu einem Ausbruch über befallsverdächtige Pflanzenlieferungen informiert habe.

Etablierung des Schädlings in Deutschland unwahrscheinlich

Sowohl in Deutschland als auch in den anderen betroffenen europäischen Ländern wurden entsprechend der Vorgaben der Pflanzengesundheitsverordnung (EU) 2016/2031 amtliche Tilgungsmaßnahmen ergriffen, wie Kaminski erklärt. „Die bei den Untersuchungen in den deutschen Betrieben noch aufgefundenen Pflanzen wurden vernichtet, allerdings war ein Teil bereits an Endverbraucher verkauft worden.“ Laut der Pflanzenschutzexpertin erscheint es jedoch nicht als wahrscheinlich, dass es hierzulande durch die befallenen Topfpflanzen, die zu Endverbrauchern gelangt sind, zu einer Etablierung von Ripersiella hibisci kommen wird.

Auf eine gemäß Artikel 14 Absatz 6 der EU-Verordnung geforderte Rückrufaktion bereits an Endverbraucher abgegebener Pflanzen durch die betroffenen Betriebe wurde in diesem Fall verzichtet, so Kaminski. „Derartige Aktionen sollten in jedem Fall eingehend mit dem Pflanzenschutzdienst abgestimmt werden, damit befallsverdächtige Pflanzen sachgerecht transportiert und entsorgt werden können.“ Von erfolgreichen Tilgungsmaßnahmen gehen darüber hinaus auch die anderen betroffenen Länder aus. Aus der Slowakei wurde Kaminski zufolge bereits die Tilgung gemeldet.

Topfpflanzen können bei starkem Befall absterben

Ripersiella hibisci ist gemäß Anhang II A der EU-Durchführungsverordnung 2019/2072 als Unionsquarantäneschädling eingestuft. Laut Angaben der EPPO frisst der Schadorganismus ausschließlich an Wurzeln, insbesondere an den oberflächennahen Wurzelschichten, wodurch die Wasser- und Nährstoffaufnahmefähigkeit der Pflanzen geschwächt wird und Kümmerwuchs sowie Kräuselungen entstehen können. Berichten zufolge können von der Wurzellaus befallene Pflanzen darüber hinaus die Blütenbildung einstellen und schließlich auch absterben. Davon betroffen sind laut EPPO vor allem Topfpflanzen in Gewächshäusern, wie Cuphea, Hibiscus, Pelargonium, Phoenix und Serissa spp., wenn ein starker Befall vorliegt. Dieser könne sich vor allem bei länger kultivierten Pflanzen aufbauen.

Cookie-Popup anzeigen