Schwein gehabt? Cannabis soll Landwirte retten

Veröffentlichungsdatum: , Jessica Müller

Schweine im Stall

Schweineställe könnten künftig für den Cannabisanbau genutzt werden, so die Idee von Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Staudte. Foto: Mark Stebnicki/Pexels

Cannabispflanzen fühlen sich im Schweinestall sauwohl! – dieser Ansicht ist zumindest Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen), die niedersächsische Landwirtschaftsministerin. Staudte schlägt vor, leerstehende Ställe mit Cannabis zu bewirtschaften und erntet dafür Kritik.

Cannabisanbau und Schweinezucht – einige Hintergründe

Lange galt Niedersachsen als Hochburg der Schweinemast, doch neigen sich die goldenen Zeiten dem Ende zu: Die Bauern in Niedersachsen kämpfen seit Jahren mit steigenden Preisen für Futtermittel und Energieträger. Viele Landwirte mussten die Schweinezucht deshalb aufgeben oder stehen vor dem Existenz-Aus. Hinzu kommt, dass der Trend zu fleischfreier Kost geht. So zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, dass der Pro-Kopf-Konsum von Fleisch in Deutschland von 2019 bis 2021 von 58,1 Kilogramm auf 55 Kilogramm gesunken ist. Schweinefleisch geht als besonderer Verlierer der Statistik hervor: Hier sank der jährliche Pro-Kopf-Verzehr von 33,8 Kilogramm (2019) auf 31 Kilogramm (2021). In Berlin plant die Bundesregierung derweil, Cannabis zu Genusszwecken freizugeben. Viele Akteure wittern in dem Hanfgeschäft eine große Chance – so auch die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte, wie sie nun in der NDR-Sendung „Hallo Niedersachsen“ verriet.

So soll Cannabis den Landwirten aus der Krise helfen

„Das Landwirtschaftsministerium sucht Perspektiven gegen das Höfesterben“, beginnt der am 2. Mai ausgestrahlte Beitrag. In den nächsten Sekunden taucht Landwirtschaftsministerin Staudte im Bild auf und unterbreitet ihren unkonventionellen Vorschlag: In Hinblick auf die mögliche Legalisierung sollen Cannabispflanzen künftig jene Lücke der Landwirtschaft füllen, welche die Schweine zuvor hinterlassen haben. Ihre Argumente: Leerstehende Ställe wären deshalb so gut für den professionellen Anbau von Cannabis geeignet, da sie relativ leicht zu sichern wären. Zudem wäre es in einem geschlossenen Gebäude einfacher, die für den Cannabis-Anbau geltenden Qualitätskriterien kontrollieren zu können. „Wir wollen ja mehr Kontrolle. Wir wollen ja wissen, was für Inhaltsstoffe in welcher Konzentration enthalten sind. Insofern kann ich mir das sehr gut vorstellen“, erklärte Staudte in der TV-Sendung.

Landvolk Niedersachsen ist skeptisch

Doch ausgerechnet der Landesbauernverband Landvolk Niedersachsen kritisiert die Pläne der Ministerin – zu wage wären derartige Überlegungen, zu unpopulär. Verbandvizepräsident Ulrich Löhr stellt vor allem die Rentabilität des Konzepts „Blüten statt Borsten“ in Frage: „Diese Alternative kann und wird nur eine Nische für einige Wenige bleiben. Cannabisanbau wäre zwar eine Idee, die Landwirtschaft ein wenig umzubauen. Es wird aber ein kleiner Baustein bleiben.“

► Was die TASPO-Redaktion zur Kultivierung von Cannabis in Schweineställen denkt und wie der Berufsalltag eines Cannabis-Sommeliers aussieht, erfahren Sie in der TASPO 21/2023, die am 26. Mai erscheint.

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