Schweiz: Invasive Arten sorgen für Zündstoff

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Der Kirschlorbeer ist eine von 50 Arten, die auf der "schwarzen Neophyten-Liste" der Schweiz stehen. Foto: Pixabay

Der Kanton Zürich hat eine Aktion gestartet, die 40 Quadratkilometer von invasiven Arten befreien soll – Kostenpunkt: 2,3 Millionen Schweizer Franken (rund 2 Millionen Euro). Währenddessen bewerben und verkaufen Groß- und Einzelhandel Pflanzen wie Kirschlorbeer in Sonderaktionen.

Schweizer Kommunen bekämpfen invasive Arten

Das Fernsehmagazin „Kassensturz“ fasst die gegensätzliche Situation in einem Beitrag zusammen: In der Schweiz kämpfen vor allem die Kommunen gegen die Verbreitung invasiver Arten, während Groß- und Einzelhandel genau jene Pflanzen in den Umflauf bringen.Discounter wie Aldi oder Jumbo bieten beispielsweise in großen Mengen Kirschlorbeer an. Auch die Baumarktkette OBI hat diese Pflanzen in ihr Sortiment aufgenommen. Aldi Suisse verkauft den 12er-Pack Kirschlorbeer derzeit für 199 Schweizer Franken, umgerechnet 173,50 Euro.

50 invasive Arten stehen auf Neophyten-Liste der Schweiz

Währenddessen versuchen Kommunen wie Thalwil mit großem Aufwand gegen Neophyten vorzugehen, stehen doch neben dem Kirschlorbeer noch 49 andere Arten auf der „schwarzen Neophyten-Liste“ des Bundes. Die Pflanze wird in der Schweiz oft als Hecke eingesetzt. Sie ist immergrün und pflegeleicht, bringt also vordergründig nur Kauf- und Verkaufargumente mit sich.

„Der Großhandel untergräbt unsere Bemühungen“

„Durch die Verkaufsaktionen des Grosshandels werden unsere Bemühungen untergraben!“, sagt Thalwils Gemeindepräsident Märk Fankhäuser dem Schweizer Radio und Fernsehen. Der Gemeindepräsident hat unter anderem die Einwohner von Thalwil dazu aufgerufen, ihren Kirschlorbeer aus dem Garten zu reißen. Die Gemeinde verspricht jedem Bürger, der die Pflanze aus seinem Grundstück verbannt und dies per Foto nachweist, ein einheimisches Gewächs als Ersatz. 30 Gärten wurden auf diese Weise von invasiven Pflanzenarten „befreit“.

Mit dem Bagger gegen den Kirschlorbeer vorgerückt

„Manche Pflanzen müssen wir mit dem Bagger aus dem Wald reißen. Das hat schon hundertausende Schweizer Franken verschlungen“, erklärt Thalwils Gemeindegärtner Anton Kryenbühl im Beitrag des Fernsehmagazins „Kassensturz“.Die Pflanze verbreitet sich, indem Vögel die Beeren fressen und die Kerne zum Beispiel in Waldgebieten wieder ausscheiden.

EU: Keine neuen Einträge auf der Liste invasiver Arten

Das Thema invasive Arten beschäftigt nicht nur die Schweiz, sondern auch die EU. Die Europäische Kommission und EU-Mitgliedstaaten hatte am 4. Januar 2018 beschlossen, im Jahr 2018 keine neuen Arten auf die Unionsliste für invasive Arten zu setzen.

Die Entscheidung der EU-Kommission bewertete ZVG-Generalsekretär Bertram Fleischer positiv: „Zu schnell und zu intransparent waren in den letzten Jahren Arten auf die Liste gesetzt worden, entgegen aller Warnungen auch aus der Gartenbaubranche. Dies hat das Beispiel Pennisetum setaceum eindrücklich gezeigt. Dass nun gemeinsam mit den Akteuren aus den betroffenen Wirtschaftszweigen an der Umsetzung der Verordnung gearbeitet werden soll, ist ein wichtiger Schritt.“

Hier sehen Sie den Beitrag des SRF im Original.

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