Seespargel: Salzpflanzen als regionale Gemüse-Kultur

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Im norddeutschen Watt steht sie unter Naturschutz und in Frankreich wird die einjährige, stammsukkulente Pflanze in küstennahen Becken angebaut. Die Rede ist vom Europäischen Queller (Salicornia europaea), mit dem das Start-up-Unternehmen Salifaktur aus Magdeburg den diesjährigen Innovationspreis Gartenbau in der Kategorie „Pflanze“ erhalten hat.

Hochpreisiges Nischenprodukt im Gemüsebau

Hinter Salifaktur stehen Ken Dohrmann und Julian Engelmann. Sie haben das junge Start-up-Unternehmen in einem leerstehenden Gewächshaus in Magdeburg gegründet und ein Anbausystem sowie ein Veredlungsverfahren für den Queller entwickelt. Als „Seespargel“ wird Salicornia europaea als würziges Gemüse genutzt und stellt im Bereich des Gemüsebaus ein hochpreisiges Nischenprodukt dar, das unter anderem in der gehobenen Gastronomie frisch Verwendung findet.

Eine Produktion von frischem Seespargel in Deutschland findet bisher nicht statt, zeigte die Jury des Innovationspreises Gartenbau in ihrer Begründung während der digitalen Preisübergabe auf: „Die Gründer von Salifaktur haben den Seespargel als innovative Sonderkultur identifiziert, ein Anbauverfahren für diese Salzpflanze entwickelt und in einer umgenutzten Gewächshausanlage realisiert. Darüber hinaus wurde eine ökonomische Analyse des deutschen Zielmarktes mit Schätzung des Produktionsbedarfs durchgeführt und ein Marketingkonzept zur Einführung von Salzpflanzen im deutschen Zielmarkt etabliert.“ Darüber hinaus hob die Jury hervor, dass die Firmengründer sowohl für die pflanzenbaulichen als auch für die ökonomischen Herausforderungen ihres Projektes gleichermaßen Lösungen entwickelt haben, wobei Kooperationen mit verschiedenen Hochschulen und Forschungseinrichtungen genutzt wurden. „Die Preisträger zeigen eindrucksvoll, dass es sich lohnt, neue Wege zu wagen“, unterstrich ZVG-Generalsekretär Bertram Fleischer bei der virtuellen Ehrung.

Firmengründer lernte Seespargel in Schottland kennen

Dabei war der Weg der beiden Unternehmensgründer keineswegs vorgeplant. Julian Engelmann, lernte den Seespargel erstmals während seines Masterstudiums Unternehmensökologie in Schottland kennen und stellte Ken Dohrmann, studierter Agrarwissenschaftler, nach seiner Rückkehr die Frage: „Ist es tatsächlich möglich, in Deutschland ein völlig neues Gemüse anzubauen? Damit war die Idee der beiden Newcomer geboren und spätestens, seit in Magdeburg die ersten Baby-Seespargel aus dem Boden sprossen, gab es für die beiden regionalen Seespargel-Farmer kein Zurück mehr.

Mittlerweile produziert Salifaktur auf rund 1.800 Quadratmeter Gewächshausfläche so viel Seespargel, dass eine Menge von 200 bis 300 Kilogramm pro Woche geerntet werden kann, erklärt Dohrmann gegenüber der TASPO. Gefragt nach den größten Herausforderungen bei der Produktion von „Salzpflanzen“ gibt er zu bedenken: „Es gibt bislang kaum Erfahrungen in Deutschland zum Salzpflanzen-Anbau auf Ebene des Erwerbsgartenbaus. Wir müssen unsere eigenen Erfahrungen sammeln und gehen nach dem Motto ‚Learning by doing‘ vor.“ Doch der Anbau gelinge bereits sehr gut, unterstreichen die beiden Seespargel-Kultivateure, die bislang von einer Aushilfskraft (Studentin) bei Kulturarbeiten unterstützt werden: „Die Erträge und die Qualitäten stimmen.“

Salifaktur will eigene Saatgut-Erzeugung aufbauen

Neben den Herausforderungen rund um die Kultur des Seespargels sieht Dohrmann die Herausforderung, neben den bereits vorhandenen Abnehmern weitere interessierte Kunden im Bereich des Handels zu finden und dann auch langfristige Lieferbeziehungen aufzubauen. Dies, so Dohrmann, sei auch eine der Anforderungen, die es in den nächsten fünf Jahren zu erfüllen gelte. „Neben dem Aufbau stabiler und langfristiger Lieferbeziehungen wollen wir unsere Erfahrungen im Bereich Pflanzengesundheit/Pflanzenschutz erweitern und eine eigene Saatgut-Erzeugung aufbauen.“ Dabei ist mit Salicornia die Angebotspalette keinesfalls dauerhaft ausgereizt. Mittlerweile experimentieren die beiden Jung-Unternehmer mit Eiskraut, See-Fenchel und See-Aster, um ihre Angebotsvielfalt im Bereich der Salzpflanzen zu erweitern.

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