Smart Garden & Smart Home: Was haben Gartencenter davon?

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Gardena-Sprecher Heribert Wettels gibt im Interview mit TASPO GartenMarkt Tipps, wie Gartencenter dem Kunden am Point-of-Sale den „smarten Garten“ nahe bringen. Foto: Renate Veth

Zwei Welten berühren sich, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben: Smart Home und Smart Garden wachsen zusammen. Was dies für Gartencenter bedeutet und welche Technik den Markt treibt, darüber sprach TASPO GartenMarkt auf der spoga+gafa mit Heribert Wettels, Sprecher Gardena.

Der Entwickler und Marktführer beim intelligenten Garten präsentierte auf der Gartenfachmesse in einer Sonderschau sein gesamtes System. Hier lesen Sie Tipps, wie man den „smarten Garten“ dem Kunden am Point-of-Sale nahe bringt.

Smart Gärtnern: Was steckt eigentlich dahinter, und was hat der Kunde davon?

Die Idee dahinter ist, das Arbeiten im Garten komfortabler, einfacher und damit smart, connected zu machen. Ich kann alles mit meinem Smartphone bedienen und kontrollieren. Damit bin ich unabhängig vom Ort. Ich muss nicht in meinem Garten sein, kann zum Beispiel auch vom Urlaub oder sonst wo das Ganze steuern.

Das wäre?

Wir verbinden, und da sind wir tatsächlich der einzige auf dem Markt, sowohl das Thema Bewässerung als auch das Thema Rasenpflege mit dem System.

Wie muss man sich das vorstellen?

Wir haben auf der einen Seite das Produkt, und auf der anderen Seite die App. Das Herzstück dafür ist das smarte Gateway. Es wird am Router angeschlossen und stellt die Verbindung zu den verschiedenen Geräten im Garten her. Die App kann die verschiedenen Funktionen der Endgeräte steuern. Das Ganze funktioniert nicht per WLAN, sondern über eine sicher verschlüsselte Funkverbindung. Alles ist verbunden in einem Clouddienst.

Was macht das smarte aus, die Intelligenz? Ein Beispiel?

Ich kann meine Bewässerungsfunktionen jetzt über die App steuern. Das eröffnet viele neue Möglichkeiten. Der Sensor misst Bodenfeuchte, Temperatur und Lichtintensität und damit bekomme ich Parameter, die ich in der App für die Steuerung benutzen kann.

Zum Beispiel habe ich eingestellt, die Bewässerung soll morgens eine halbe Stunde lang bewässern. Jetzt stellt der Sensor aber fest, der Boden ist schon feucht, weil es geregnet hat. Dann kann die geplante Bewässerung übersprungen werden.

Sie können einstellen, ob Sie diese Funktion, die Anpassung an Sensordaten nutzen möchten oder nicht. Es ist alles individuell einstellbar. Sie können auch mehrere Sensoren einsetzen, wenn sie zum Beispiel das Gemüsebeet anders wässern wollen als den Rasen im Vorgarten.

Die Bewässerung wird also intelligent?

Das war unser Anspruch! Wir haben das Smart System nun noch erweitert. Die Pumpe ist eingebunden. Auch neu fürs nächste Jahr ist die Mehrkanalsteuerung. Wenn Sie eine komplexere Bewässerungsanlage haben, zum Beispiel weil sie verschiedene Orte haben, vorm Haus oder hinter dem Haus, oder verschiedene Anwendungen, Gemüsebeet, Blumenbeet, Rasen, kommt sie zur Anwendung. Mit sechs Kanälen steuert sie jetzt alles über die App.

Was bleibt von der alten Technik?

Das meiste: Regner, Leitungen, Ventile bleiben, denn die Mechanik ist die gleiche. Wir machen ja nur Ventile auf und zu. Die Intelligenz, wann ich sie aufmache und ob überhaupt, geht über die App.

Das muss man vorgeführt bekommen. Smart Garden ist ein sehr beratungsintensives Produkt.

Das ist richtig. Darum schulen wir den Handel ganz intensiv. Dafür haben wir auch eine E-Learning-Lösung. Und wir machen es auch tatsächlich zur Auflage: Wer Smart System verkaufen will, muss das Verkaufspersonal über unser E-Learning-Programm schulen lassen. Es ist unterhaltsam gemacht und mit einer Erfolgskontrolle. Mindestens zwei Personen müssen geschult sein.

Über die Kooperation mit Netatmo öffnen Sie sich ja ein Stück weit für das Smart Home. Was bedeutet das für den Handel, dass nun zwei Welten zusammenkommen, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben?

Wir sind der erste Anbieter, der alles im Garten miteinander verbindet, der alles in ein System holt. Netatmo ist ein Pionier in der Smart Home Anwendung. Wir haben ihn als erstes in unser System eingebunden. Die Einbindung der Outdoor-Sicherheitskamera Presence wird noch in diesem Jahr passieren, im nächsten Jahr werden weitere Produkte von Netatmo folgen.

Sie haben erstmals auf Messe IFA in Berlin ausgestellt. Warum?

Wir waren dort zusammen mit Netatmo, weil auf der IFA das Thema Smart Home tatsächlich an großer Bedeutung gewinnt – man sieht es bei verschiedenen Herstellern. Da berühren sich zwei Branchen gerade.

Was könnte das für die grüne Branche bedeuten? Zusatzsortimente, wenn sich das Gartencenter auch für Smart Home öffnet?

Ich glaube schon, dass das möglich ist. Schon vor zwei Jahren habe ich in Kanada eine interessante Beobachtung gemacht: Der kanadische Buchhändler Indigo hatte zwei Regalmeter Smart Home Produkte. Die Kernkompetenz sind natürlich Bücher, aber er fragte sich: Wo werden Bücher gelesen? Zuhause. Und was braucht der Kunde zuhause noch? Und da die Buchhändler schon immer mehr in den Bereich Deko gehen, um das Zuhause schön zu machen, hat Indigo in Kanada für sich entdeckt, dass auch Smart Home ein Thema für ihn ist.

Ich glaube, Branchen verwischen und am Ende wird es getrieben von der Frage: Welchen Konsumenten habe ich? Was interessiert den Konsumenten und was kann ich dem Konsumenten glaubwürdig – und das hat was mit Kompetenz und Know-how zu tun – anbieten?

Und deswegen: Ja, ich glaube, Technik passt auch ins Gartencenter, wenn man die Verknüpfung zum Garten herstellt und visuell in der Präsentation zeigt: Es geht hier nach wie vor um den Garten. Es geht hier nicht in erster Linie um die Technik, eine Sortimentserweiterung um der Technik willen, sondern es geht darum, die Dinge anzubieten, die man automatisieren, vereinfachen kann – gerade für die Menschen, die viel unterwegs sind.

Mit der Technik schaffen Sie mehr Zeit für Dinge, die sie sehr gerne tun. Und das ist alles Dekorative, Kreative, alles was Pflanzen angeht. Das machen die Menschen unglaublich gerne. Und da setzt unser Smart Garden System an, ihnen mehr Zeit dafür zu geben.

Wie groß sind die Verkaufschancen für den smarten Garten? Wer interessiert sich dafür?

Es gibt Kunden, die neugierig auf alles Neue sind. Diese muss der Handel am Anfang gewinnen und begeistern. Dann gibt es aber auch Kunden, die sagen: Ich kaufe das nur, wenn es mir einen Mehrwert bringt. Der Mehrwert ist da, er muss ihnen aber glaubhaft vermittelt werden. Gelingt dies, haben wir mit diesen Kunden einen noch viel breiteren Markt als mit den rein Technikbegeisterten. Und dann wird es richtig spannend.

Was macht Sie da so sicher?

Denken Sie mal an die Mähroboter. Wir haben vor mehr als 20 Jahren begonnen, diese zu verkaufen. Wir sind in den ersten Jahren belacht worden. Mittlerweile ist es ein Massenmarkt, der immer noch wächst und noch lange nicht am Ende angekommen ist. Immer mehr Menschen kaufen Mähroboter, und ich glaube, das wird beim smarten Garten genauso sein.

Mehr zum Thema Smart Garden lesen Sie im nächsten TASPO GartenMarkt, der am 22. September erscheint.

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