Solar-Gründächer als Standard etablieren

Veröffentlichungsdatum: , Matthias Hinkelammert

BuGG-Präsident Dr. Gunter Mann will beim Fachkongress einen Vorschlag zu einem Bundesförderprogramm vorstellen. Der TASPO stand er Rede und Antwort. Foto: BuGG

Für den 20. und 21. Oktober lädt der Bundesverband Gebäudegrün (BuGG) zu dem zweitägigen Kongress „Solar-Gründach“ nach Berlin. Photovoltaik und Begrünung stehen dann zwei Tage lang beim BuGG-Fachkongress im Fokus. Auch online können Interessierte teilnehmen. Wir sprachen im Vorfeld mit BuGG-Präsident Dr. Gunter Mann über das Veranstaltungsthema.

Was macht das Thema „Solar-Gründach“ so wichtig, dass ihm ein zweitägiger Kongress eingeräumt wird?

Das Thema Photovoltaik-Pflicht und der möglicherweise verbundene Zielkonflikt Photovoltaik (PV) und Dachbegrünung spitzt sich schon länger zu. Es soll oder müssen PV-Anlagen umgesetzt werden und viele Akteure denken noch, sie müssten entscheiden zwischen Solar oder Begrünung oder haben nur schlechte Erfahrungen gemacht mit kombinierten Dächern. Oft fehlt ihnen das Fachwissen, wie sie es dauerhaft funktionsfähig machen. Städte wiederum stehen vor der Frage wie sie mit PV-Pflicht und gleichzeitiger Festsetzung von Dachbegrünung im Bebauungsplan umgehen sollen. Wir wollen mit den über 20 Vorträgen das Thema von verschiedenen Seiten beleuchten, um „Solar-Gründächer“ zukünftig als Standardlösung zu etablieren.

Wie ist der Stand bei realisierten Solar- und Gründachkombinationen? Wo steht Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern (DACH-Region)?

Das ist schwer zu sagen, weil wir Zahlen dazu fehlen. Ich würde sagen, unseren Kollegen in der Schweiz und Österreich geht es ähnlich, sie befürchten und erfahren PV-Anlagen und -Pflicht als ernst zu nehmende Konkurrenz zum Gründach. Aus der Schweiz ist zu hören, dass sogar Dachbegrünungen zugunsten von PV-Anlagen abgeräumt werden. Es herrscht also grenzübergreifender Informations- und Aufklärungsbedarf. Dennoch würde ich meinen, dass wir hierzulande gar nicht so schlecht da stehen und jedes Jahr eine große Steigerung der Umsetzung von Solar-Gründächern haben. Sie sind gut im Markt angekommen und angenommen, doch eben noch nicht in der notwendigen Dimension.

Welche Hemmnisse sieht der BuGG für eine breitere Marktdurchdringung solcher Kombis – sowohl bei Auftraggebern als auch bei Kommunen?

Es bestehen Vorurteile aufgrund schlechter Erfahrungen, die mit nicht geeigneten Systemen oder bei Fehlplanungen gemacht wurden, Wissensdefizite auf allen Ebenen, teilweise sogar Desinteresse Baubeteiligter, die sich mit der fachgerechten Kombination und den notwendigen Erfolgsfaktoren gar nicht auseinander setzen wollen. Und der scheinbare Zielkonflikt PV-Pflicht und Gründach-Festschreibung in B-Plänen und der Umgang damit.

Passen die bestehenden Förderinstrumente für PV und Grün? Was muss sich ändern?

Die Förderinstrumente lassen sich gut aufeinander abstimmen und immer mehr kommunale Förderprogramme gehen schon darauf ein, siehe Hannover, Hamburg und Freiburg. Im aktuellen BuGG-Marktreport Gebäudegrün 2022 hat meine Kollegin Rebecca Gohlke neu ein Kapitel zu „Förderung von Solar-Gründächern“ zusammengestellt. Wir sind noch in den Anfängen, doch es tut sich was. Beim Fachkongress wollen wir einen Vorschlag zu einem Bundesförderprogramm vorstellen.

Ist die Diskussion von Solar- oder Gründach ein Flächenproblem oder ist es ein Problem der Konkurrenz um Fördergelder?

Ein Flächenproblem ist es nicht, denn wie wir für 2021 ermittelt haben, wurden von 90.000.000 m² neu hinzugekommener Flachdachfläche nur knapp zehn Prozent dach-begrünt und ich gehen nicht davon aus, dass die anderen 90 Prozent mit PV belegt wurden. Für den kurzfristig denkenden Investor ist es eine Frage des Geldes und Ertrags und leider wird dabei fast immer nur das einzelne Gebäude und nicht das ganze Gewerbegebiet oder Quartier betrachtet.

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