Familienbetrieb von Härtl und seinen Söhnen aufgebaut
Bereits 1984 gründete der Staudengärtnermeister Karl-Heinz Härtl seinen Betrieb. „Schwerpunkt war bei Gründung noch die Gestaltung von Privatgärten mit Zierstauden und unseren heimischen nordhessischen Baumaterialien“, erinnert sich Härtl. Mit diesem an Regionalität orientierten Konzept war er damals noch ein Pionier. Ebenfalls fortschrittlich war für 1984 bereits seine Art, Pflanzen anzubauen: Wo möglich, verzichtete er auf mineralische Düngung und chemischen Pflanzenschutz. Im Laufe der Zeit sollte sich das Betriebsbild jedoch drastisch wandeln: „Unseren Familienbetrieb habe ich damals mit meinen zwei Söhnen aufgebaut. Nach und nach bekamen wir dann die ersten Aufträge von Naturschutzbehörden“, so Härtl. Sein älterer Sohn Florian arbeitet heute noch mit im Familienbetrieb und wird ihn auch übernehmen.
Naturschutzgeschäft entwickelt sich zur Haupteinnahmequelle
Mit der „grünen“ Art, seinen Betrieb zu führen, konnte Karl-Heinz Härtl (siehe Bild rechts mit einer seltenen Galanthus, Foto: Christoph Geißler) im Naturschutzbereich punkten – denn sie war die Voraussetzung dafür, Pflanzen für diesen produzieren zu können. Das war und ist jedoch nicht immer leicht, wie Härtl an zwei Beispielen erklärt: „Das Sumpf-Herzblatt, Parnassia palustris, oder Leberblümchen, Hepatica nobilis, kann man zwar wunderbar aussäen und zum Wachsen bringen – dann kommt jedoch schnell eine Vielzahl natürlicher Gegenspieler, wie bodenbürtige Pilze, und greift die Pflanzen an.“ Bald entwickelte sich das Naturschutzgeschäft zur Haupteinnahmequelle des Betriebes, der daraufhin den Garten- und Landschaftsbau einstellte.
Kurzlebigkeit öffentlicher Aufträge als Problem
Überschüssige Pflanzen verkauft Härtl über seine Website, im Hofverkauf und am Stand auf Gartenmärkten, die einen guten Teil seines Umsatzes ausmachen. „Während Corona war das nicht einfach – und ohne die staatlichen Hilfen hätte das nicht geklappt. Die öffentlichen Aufträge für uns wurden ebenfalls ein Stück weit zurückgefahren, wegen der hohen Kosten, die Corona verursacht hat“, so Härtl. Ein großes Problem dabei ist die Kurzlebigkeit seiner öffentlichen Aufträge. Diese schließt Härtl, etwa mit hessischen oder niedersächsischen Landesforsten, immer nur für ein Jahr ab.
Darüber hinaus haben die Länder ein Widerspruchs- und Vertragsausschlussrecht jederzeit und ohne Begründung. „Wenn Mittel anderweitig benötigt werden, haben die Länder die Möglichkeit, ihre Naturschutzprojekte, an denen wir arbeiten, zu verschieben oder ganz abzusagen. Das ist für uns ein großes Problem“, erklärt Härtl. Was bei einer normalen Gärtnerei schon zu Problemen führt, ist für Härtls Spezialitätengärtnerei ungleich schwerer, da viele seiner Pflanzen einen enormen Zeit- und Kostenaufwand in der Produktion benötigen, wie er erklärt.
Seminare und Bonsais als weitere Standbeine
Ein Standbein allein reicht heutzutage natürlich nur noch selten aus, um erfolgreich einen Betrieb führen zu können. Das gilt auch bei den Härtls, die eines ihrer Foliengewächshäuser zum Seminarraum für bis zu 60 Teilnehmer ausgebaut haben. Das übergreifende Thema in den Seminaren ist, wie zu erwarten, der Naturschutz. Ein weiteres Standbein des Betriebs ist aus einem Hobby von Florian Härtl entstanden: Bonsais. „Mittlerweile verdienen wir teilweise an den Bonsais mehr als an unserem ursprünglichen Geschäft“, erläutert Härtl senior. Besonders gern nutzt der Junior, im Gegensatz zu vielen anderen Bonsai-Experten, heimische Arten, wie Lärchen oder Hainbuchen.
► Mehr über die Gärtnerei Härtl erfahren Sie in unserem Betriebsporträt in TASPO 32/2022.