Stadtbegrünung: Wie Bäume richtig wachsen können

Veröffentlichungsdatum: , Christoph Geißler

Das Gittersystem von Humberg – hier in einer kompakteren Version für Übungen am Bildungszentrum Gartenbau und Landwirtschaft in Münster-Wolbeck. Foto: Christoph Geißler

Eines der größten Probleme, vor dem Bäume im urbanen Raum stehen, ist mangelhafter Raum zum Bewurzeln. Seien es die falschen Substrate, fehlender Sauerstoff oder zu starke Bodenverdichtung – für viele Bäume steht dadurch ihr Todesurteil schon bei der Pflanzung fest. Abhilfe sollen Gittersysteme schaffen, die einem Stadtbaum einen festen Raum zum Bewurzeln bieten.

Bodenverdichtung im Wurzelraum verhindern

Durch Gittersysteme kann Bodenverdichtung im Wurzelraum verhindert werden, außerdem sollen sie für eine gute Belüftung sorgen. Die Metallgitterbox von Humberg zum Beispiel, die unter anderem beim Baumsymposium 2021 im Bildungszentrum Gartenbau und Landwirtschaft in Münster-Wolbeck vorgestellt wurde, bietet Bäumen den von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau definierten, benötigten Mindestwurzelraum von zwölf Kubikmetern mit einer Tiefe von 1,5 Metern.

Sie kann mit Pflaster belegt werden und eigne sich durch ihre hohe Belastbarkeit auch für Verkehrsflächen im urbanen Bereich – Autos sollen sie problemlos befahren können. Massive Fundamente geben der Box Stabilität, sie können jedoch durch zusätzliche Unterflurverankerungen weiter befestigt werden, um Bäume gegen Umkippen zu sichern. Durch sternförmig angeordnete Belüftungsschläuche soll Luft durch Schlitze im Rahmen in den Wurzelraum eindringen können.

Wichtige Faktoren für die Standortwahl

Auch auf die Standortwahl kommt es an. Ein wichtiger Faktor dabei ist das Wasser, wie Dr. Katharina Weltecke, Sachverständige für Baumstandorte erklärt. „Hat der Baum zu viel oder zu wenig Wasser, kann das schädlich sein“, so die Expertin. Das nächste was jeder Baum brauche, sei Luft. Nährstoffe sind ebenfalls wichtig – wenn aber die Bodenphysik nicht stimme, dann brauche man auch keinen Dünger darauf zu gießen.

Eine Hilfe bei der Begutachtung eines Baumstandortes könne ein professioneller Baumkontrolleur sein, viele wichtige Faktoren könnten aber auch von Laien problemlos bestimmt werden: „Bodenverdichtung etwa lässt sich leicht feststellen. Ein Indiz dafür sind etwa Fehlstellen in der Vegetation unter dem Baum, aber auch weitere offensichtliche Indizien wie etwa Reifenspuren kann jeder sofort entdecken“, so Weltecke. Ein weiteres Zeichen für verdichteten Boden: oberflächennahe Bewurzelung, oftmals als sichtbare Wurzeln über dem Boden. „Wenn Bäume mit ihren Wurzeln nicht in den Boden kommen, dann wurzeln sie oberflächennah, für die meisten Baumarten ist das ein sicheres Zeichen“, erklärt die Baumkontrolleurin.

Hilfsmittel zur Untersuchung potenzieller Baumstandorte

Ein Hilfsmittel, mit dem sich Bodenverdichtungen feststellen lassen, ist die sogenannte Bodensonde – im Prinzip nichts anderes als ein langer, spitzer, dünner Metallstab. Mit dieser lassen sich potenzielle Baumstandorte einfach untersuchen, aber auch Wurzelverläufe nachempfinden oder Höhlungen im Boden finden. Das System dahinter könnte kaum einfacher sein: Man steckt die Sonde in den Boden und je tiefer man kommt oder je leichter das geht, desto weniger verdichtet ist er. Weltecke empfiehlt, beim Sondieren auch Stellen zu untersuchen, die sicher nicht verdichtet sind – so entwickle man ein Gefühl dafür, wie sich der Boden verhalten sollte.

Ein weiteres einfaches Instrument ist der Bohrstock – ein hohler Metallstab, den per Gummihammer in die gewünschte Bodentiefe getrieben wird, um aus dieser eine Probe zu entnehmen. Über diesen lässt sich der Feuchtigkeitszustand des Bodens nachprüfen – und damit bestimmen, wann ein Baum gewässert werden muss.

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