Über die Hälfte der deutschen Wildbienenarten gefährdet
Wildbienen sind ein wichtiger Indikator für intakte Ökosysteme. Jedoch steht über die Hälfte der deutschen Wildbienenarten auf der Roten Liste gefährdeter Arten, 26 Prozent wurden als „extrem selten“ eingestuft und sieben Prozent gelten inzwischen als verschollen und sind wahrscheinlich dauerhaft ausgestorben, machen das JKI und das Senckenberg Institut Müncheberg in einer gemeinsamen Pressemitteilung deutlich. Die Ursachen hierfür liegen demnach in der zunehmenden Industrialisierung und Versiegelung von Flächen, durch die Wildbienen heute immer weniger Nahrungspflanzen und geeignete Nistplätze fehlen und somit als wichtige Bestäuber fehlen, wie Prof. Dr. Thomas Schmitt vom Senckenberg Deutschen Entomologischen Institut in Müncheberg erklärt.
Forscher vergleichen vier gängige Probenahme-Methoden
Daher sei es umso wichtiger, die Bestände der Wildbienen im Blick zu behalten, weshalb die Wissenschaftler wissen wollten, welche der derzeit gängigsten Probenahme-Methoden – das Fangen mit einem Handkescher, Farbschalen und Nistfallen – für eine zuverlässige Überwachung der Bienenvielfalt geeignet sind. Um diese zu vergleichen, wurden den Angaben zufolge im Untersuchungsgebiet, einer Weinbaulandschaft im rheinland-pfälzischen Moseltal, insgesamt 10.330 Tiere aus 134 Arten gefangen und analysiert. Für eine Gegenüberstellung zu den sogenannten „Malaise-Fallen“ wurden darüber hinaus weitere 2.225 Exemplare aus 99 Wildbienenarten in die Auswertung miteinbezogen, informieren die Wissenschaftler.
Laut Studie nur zwei Fangmethoden für Wildbienen geeignet
Das Ergebnis der kürzlich im Fachjournal „Ecological Indicators“ veröffentlichten Studie: Nur zwei der vier untersuchten Fangmethoden eignen sich den Forschern zufolge für Wildbienen, nämlich Farbschalen und das Fangen mit dem Handkescher. „Bei den Farbschalen haben sich insbesondere gelbe Fallen als besonders effektiv für eine vollständige Erfassung erwiesen“, führt dazu der Erstautor der Studie, Dr. André Krahner vom JKI, aus. Beim Fangen mit dem Kescher hänge das Ergebnis nach Aussage der Wissenschaftler dagegen auch vom Geschick der sammelnden Personen ab. „Zudem ist das Gelände ausschlaggebend – wer schon einmal an einem windigen und steilen Weinberg versucht hat, mit dem Handnetz eine fliegende Biene einzufangen, weiß wovon ich spreche“, sagt Schmitt lachend. Das Forschungsteam empfehle diese Methode daher insbesondere für den Einsatz bei größeren Arten wie Hummeln sowie gefährdeten Spezies.
Die beiden übrigen von den Wissenschaftlern für ihre Studie verglichenen Verfahren wurden hingegen als wenig geeignet für das umfassende Wildbienen-Monitoring eingestuft und dienen den Angaben zufolge nur spezielleren Fragestellungen. „Unsere Ergebnisse können zur Standardisierung von Erfassungsmethoden führen und bei diversen Monitoring-Programmen helfen. Sie sind daher ein wichtiger Beitrag für den Schutz der Wildbienen“, so Krahner abschließend.