TASPO Umfrage: Obstschnitt-Fans im GaLaBau

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Gehölzschnitt an Obstbäumen im Rahmen der Privatgartenpflege – die TASPO wollte wissen, was Landschaftsgärtner hierzu zu sagen haben: unter wirtschaftlichen, fachlichen, aber auch ganz persönlichen Aspekten.

Vermutlich liebt nicht jeder Landschaftsgärtner diese Arbeit, denn sie erfordert viel Know-how und hohen Aufwand. Doch es gibt auch regelrechte „Obstschnitt-Fans“, wie unsere kleine Umfrage unter vier GaLaBau-Betrieben zeigte.

„Obstbäume schneiden ist ein unglaublich spannendes Thema“

„Obstbäume schneiden ist ein unglaublich spannendes Thema. Ich liebe meinen Obstbaumschnitt!“, sagt etwa Christoph Schelhorn, vom Coburger Unternehmen Ginkgo-Garten. „Wir hatten früher Streuobstwiesen und ich musste früh lernen, wie man die Bäume schneidet, vor allem auf Ertrag. Im Privatgarten dagegen ist immer die erste Frage: Was will der Kunde? Welche Ansprüche hat er an das Gehölz? Will er vor allem Ertrag oder einen schönen Baum?“

Obstbäume waren früher etwas unglaublich Wertvolles, weiß Schelhorn. Denn der Blick in alte Gesetzesbücher zeigt, dass auf „Obstfrevel“ Höchststrafen standen, „denn ein Obstbaum war wertvoller als Gold. Das gilt auch heute noch, sogar mehr als früher, aber das Wissen geht verloren. Ein Obstbaum ist nichts, was man einfach schnell mal umhauen darf, weil einen die Wespen stören und man zu faul ist, das Fallobst aufzusammeln.“

Für das im schleswig-holsteinischen Malente ansässige Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen Eskildsen Gärten ist Obstbaumschnitt „ein großes Thema und ein guter Job“, wie Inhaber Jan Eskildsen erklärt. Abgerechnet wird nach Stundenlohn, ein großer Baum braucht laut Eskildsen bis zu acht Stunden.

Wichtigste Frage: Welche Funktion soll das Obst haben?

„Meine wichtigste Frage an den Privatkunden ist immer: Welche Funktion soll das Obst haben? Ganz wichtig auch bei einer Neupflanzung. In Privatgärten pflanzen wir meist Halbstämme, damit das Obst gut zu ernten ist. Wichtig ist immer, mit den Kunden zu sprechen. Sie zum Beispiel darauf vorzubereiten, dass bei einem alten Baum, der lange nicht geschnitten wurde, mit geringerem Ertrag im Folgejahr zu rechnen ist, weil bei schnellerem Saftfluss zunächst weniger Blüten ausgebildet werden. Bei Neupflanzung ist auch wichtig: Wie groß soll der Baum werden? Die meisten Kunden sind sehr interessiert und sehr dankbar für alle Infos rund um ihren Obstbaum. Vor einiger Zeit habe ich einen ungeschnittenen Obstbaum in einer von uns fertiggestellten Anlage einfach mal als Mangel ins Abnahmeprotokoll aufgenommen“, so Eskildsen gegenüber der TASPO.

Obstbaumschnitt gehört zum GaLaBau-Tagesgeschäft

Beim GaLaBau-Betrieb Thilo Garschagen Gartengestaltung in Remscheid gehört Obstbaumschnitt als ganz normales Tagesgeschäft zur Pflege dazu, wie uns Claudia Weber erklärt. „Im Unternehmen bin ich es, die die meisten Obstbäume schneidet, weil ich das gern mache und gut kann. Wie ein Obstbauer ,auf Frucht‘ schneiden, um den Ertrag zu steigern, das kann ich nicht in Perfektion. Das ist aber auch für unsere Kunden nicht das Ziel. Die Bäume sollen gesund sein, eine schöne Form haben und gut Sonne kriegen. In der Regel tragen sie nach dem Schneiden auch besser, aber das steht wie gesagt nicht im Vordergrund. Kern- und Steinobst muss grundverschieden behandelt werden. Kernobst braucht das Licht an der Frucht, Steinobst nicht.“

Betreuung und Pflege der Obstbäume über Jahrzehnte

Das Konstanzer Unternehmen Gartenforum betreut und pflegt die Obstbäume seiner Stammkunden über Jahrzehnte, berichtet dessen Inhaberin Eva Eisenbarth. „Bei der wirtschaftlichen Betrachtung des Obstbaumschnitts kann ich nicht auf die Nettozeit des Schneidens schauen, sondern muss auf das Ergebnis schauen. Wer uns anruft, um vielleicht eine kleine Quitte schneiden zu lassen, lässt mich in seinen Garten und hat die Chance, sich von unserem Know-how zu überzeugen. Das ist unbezahlbar. Durch solche Aufträge komme ich in die Gärten. Leider gibt es immer mehr Gärtner, die nicht ausreichend ausgebildet sind. Immer häufiger fehlt das Fachwissen. Obstbaumschnitt ist hierfür ein gutes Beispiel. Der Berufsstand sollte dafür kämpfen, dass das Ausbildungsniveau hoch bleibt und erkannt wird“, so Eisenbarths Forderung.

Eine ihrer Privatkundinnen wünsche sich ausdrücklich einen Obstbaumbestand „wie zu Großmutters Zeiten“, erzählt die Gartenforum-Chefin. „Sie hat wunderschöne Kindheitserinnerungen an den Garten ihrer Großmutter und will, dass wir ihn gemeinsam wieder zum Leben erwecken. Ich glaube, diesen Trend, Obstgärten als Kulturgut wiederzuentdecken, sollten wir alle nach Kräften unterstützen.“

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