Starkes Interesse an Torfersatz im Gartenbau
Renate Schepers (Gebr. Brill Substrate) berichtete, dass Brill sich schon seit vielen Jahren mit Torfersatzstoffen befasse, vor allem mit Kompost und Kokos. Zu allen Torfsubstraten gebe es bei Brill eine torfreduzierte Alternative. Im Gartenbau sei ein starkes Interesse an Torfersatz zu verzeichnen. Schepers empfahl den Betrieben, langsam anzufangen und den Anteil an Torfersatzstoffen allmählich zu steigern. Wer von „null auf hundert“ umstelle, könne Probleme bekommen.
Jonas Rothenhöfer (Einheitserdewerk Patzer) erklärte, dass die Einheitserde ursprünglich auf Torf und Ton basierte. Später sei Rindenhumus hinzugekommen. Vor sechs Jahren habe Patzer eine eigene Holzfaseranlage in Betrieb genommen. Ton sei eine wichtige Komponente für die Pufferung.
Stender verwendet laut Franziska Baumeister seit vielen Jahren Torfersatzstoffe wie Kokosfasern oder Holzfasern. Auch sie empfahl den Gärtnern eine schrittweise Umstellung. Wichtig sei dabei der Austausch mit dem Substrat-Lieferanten.
Diskussion um Torfersatz hat Fahrt aufgenommen
Die Diskussion um Torfersatz hat Fahrt aufgenommen, meinte Thomas Kaiser (Hawita Gruppe). Die Umstellung auf torfreduzierte Substrate sei für Gärtner eine große Herausforderung. Kaiser empfahl, sich langsam an das Thema heranzutasten.
Nach Auskunft von Dr. Stephanie Grade will Klasmann-Deilmann bis 2020 rund 15 Prozent Torfersatzstoffe einsetzen, vor allem im Hobbybereich. Im Profibereich könnten es etwa sieben Prozent sein. Die Politik sollte der Branche genug Zeit für den Umstieg geben. Wichtig sei eine Harmonisierung innerhalb der EU.
Gramoflor bietet eigene Torfersatzstoffe wie Cocopeat und Holzfasern an, erklärte Ralf von Bloh. Auf eine Umstellung angesprochene Betriebe zeigten sich wegen des Aufwands oft verhalten. Torfersatzstoffe seien eine große Herausforderung, der sich die Industrie stelle.
Auch Teilumstellung auf torfreduzierte Substrate sinnvoll?
Im Rahmen der Podiumsdiskussion beantworteten die Vertreter der Substratindustrie auch Fragen aus dem Publikum. Die Empfehlung zur schrittweisen Umstellung auf torfreduzierte Substrate etwa führte zu der Frage, ob auch eine Teilumstellung des Betriebs sinnvoll sein könnte. Dies sah Schepers kritisch, da die Kulturführung unterschiedlich sein müsste. Im Betriebsalltag gehe dies möglicherweise unter, was zu einem Kulturrisiko führe.
Nicht zuletzt muss der Verbraucher mit den torfreduzierten Kultursubstraten und Hobbyerden zurechtkommen, was laut Rothenhöfer oft nicht der Fall ist. Dazu meinte Baumeister, dass es gut funktionieren kann, wenn der Hobbygärtner regelmäßig an Wasser und Nachdüngung denkt.
Erklärungsbedarf bei den Begriffen „torfreduziert“ „und torffrei“
Laut Kaiser liegt der Anteil von Bioerden und torffreien Produkten im Handel nur bei etwa einem Prozent. Viele Käufer würden mehr auf die Bilder auf den Verpackungen als auf den Torfgehalt achten, so eine Anmerkung aus dem Publikum. Bei Kommunen hat der Naturschutz einen höheren Stellenwert, so Schepers. Für Kaiser besteht bei den Begriffen „torfreduziert“ und „torffrei“ Erklärungsbedarf. Vielleicht könnte verstärkte Werbung für torffreie Produkte helfen, meinte Joachim Ziegler vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz, der die Podiumsdiskussion moderierte.