Torfreduzierte Pflanzenproduktion: „Wir sind auf dem Weg“

Veröffentlichungsdatum: , Katrin Klawitter

Johannes Heekeren (l.), hier mit den Teilnehmern einer Besichtigungstour im Rahmen einer überregionalen Informationsveranstaltung des Projekts TerZ, produziert Edelweiß in komplett torffreiem Substrat. Foto: Katrin Klawitter

„Torfreduziert oder sogar torffrei zu produzieren, wird bald selbstverständlich sein“ – davon ist Johannes Heekeren überzeugt. Sein Betrieb ist seit 2019 offizieller Teilnehmer des Projekts TerZ und seit 2020 fester Bestandteil von „Rewe Regional – Produkte aus deiner Region“. Weitere TerZ-Teilnehmer sind die Gartenbau-Betriebe von Wolfgang Leenen und Christoph Schönges, die hier von ihren Erfahrungen berichten.

Heekeren topft probeweise alle Kulturen in torffreies Substrat

Der Betrieb Heekeren in Straelen ist spezialisiert auf die Produktion von Ziergräsern, Lavendel, Edelweiß und Beet- und Balkonpflanzen-Mixtöpfen großer Züchter. Das Gros der Kulturen wächst bei Heekeren in Substrat, das um 40 Prozent torfreduziert ist, vieles wie Gräser aber auch schon in komplett torffreiem Substrat mit Pinie, Reisspelzen und Langzeitdünger. Heekeren ist mutig, topft probeweise alle Kulturen auch in dieses torffreie Substrat. So fand er heraus, dass Edelweiß problemlos darin wächst – und das mit deutlich besserer Wurzelbildung.

Mehreinnahmen über Mehrverkäufe?

Grundsätzlich sieht er bei torfreduzierter Produktion weniger Lebermoosbildung, zudem leichter abtrocknende Bestände. Gut bei staunässeempfindlichen Pflanzen, aber man müsse „höllisch aufpassen“ mit der Wasserversorgung. Man dürfe gerade bei der torfreduzierten Produktion nicht am Substrat sparen, ist Heekeren überzeugt, setzt selbst auf Qualitätssubstrat mit ausreichendem Düngeranteil. „Ob ich im 13er-Topf für acht oder für 8,3 Cent Substrat drin habe, ist nicht wichtig, dafür erzeuge ich aber Qualität und habe weniger Ausfälle“, so der Gärtner. Mehr Geld für torfreduzierte Ware zahle der Handel trotz starker Anfrage nicht – aber Heekeren hofft, über Mehrverkäufe mehr einzunehmen.

Leenen: Kulturversuche mit 100 Chrysanthemen-Sorten

Ein Schwerpunkt des ebenfalls am Modell- und Demonstrationsvorhaben TerZ (Einsatz von torfreduzierten Substraten im Zierpflanzenbau) teilnehmenden Betriebs von Wolfgang Leenen (Straelen) ist die Produktion von Topfchrysanthemen in kleineren Töpfen für Großabnehmer. Die erfolgt inzwischen standardmäßig in Substrat mit 50 Prozent Torfersatz aus Holzfasern, Kompost und Perlite – und funktioniert laut Leenen super: Gleichmäßiges, gutes Wachstum sowie eine bessere Dränfähigkeit und Substratstabilität zählt er auf. Das bestätigen auch seine Kulturversuche mit 100 Chrysanthemen-Sorten.

Schönges hebt Mehrwert der Torfreduktion hervor

TerZ-Teilnehmer Christoph Schönges (Korschenbroich) hat schon vor dem Projektstart Erfahrungen mit der torfreduzierten Produktion gesammelt, merkt ebenfalls, dass der Handel auf dieses Thema sehr „anspringt“. Petunien und Calibrachoa kultiviert er bereits komplett torffrei, alle anderen Beet- und Balkonpflanzen und Topfpflanzen wie Neuguinea-Impatiens und Poinsettien um 60 Prozent, Gentiana um 30 Prozent torfreduziert. Das funktioniere gut, die Pflanzen seien kompakter. Man müsse aber deutlich mehr düngen, vor allem Stickstoff, und insgesamt alles engmaschiger betreuen. Mit dem Mehrwert der Torfreduktion geht Schönges offensiv auf seine Kunden zu, hebt ihn in jedem Angebot hervor – und vermarktet die so produzierte Ware unter anderem auch als „ProPlanet“-Pflanzen bei Toom.

Mehr zu den einzelnen Betrieben lesen Sie in der Januar-Ausgabe der Gärtnerbörse, die am 14. Januar 2023 erscheint.

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