Trendgemüse Süßkartoffeln: Anbau kann sich lohnen

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Die Ernte von Süßkartoffeln muss sehr vorsichtig erfolgen, um eine Beschädigung der empfindlichen Schale zu vermeiden. Foto: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

Süßkartoffeln haben sich in Deutschland zu einem Trendgemüse entwickelt. Dennoch stammen bislang nur etwa zehn Prozent der am Markt verfügbaren Menge aus deutscher Erzeugung. Da Verbraucher aber durchaus bereit sind, für regionale (Bio-)Ware höhere Preise zu zahlen, kann sich der Anbau der Bataten auch hierzulande lohnen.

Deutschland weltweit sechstgrößter Süßkartoffel-Importeur

Kaum Fett, aber viele Mineralstoffe und Vitamine – mit dieser Nährstoffbilanz haben Süßkartoffeln inzwischen einen festen Platz auf dem Speiseplan vieler Bundesbürger erobert. Der Löwenanteil der hierzulande verkauften Knollen stammt bis dato aber immer noch aus dem Ausland, insbesondere aus den USA, Spanien, den Niederlanden, Ägypten und Portugal. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 2019 von Deutschland schätzungsweise rund 31.300 Tonnen Süßkartoffeln importiert (2018: 28.984 Tonnen). Damit ist die Bundesrepublik weltweit der sechstgrößte Süßkartoffel-Importeur.

Weltweit wurden 2018 nach Angaben der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) insgesamt rund 92 Millionen Tonnen Süßkartoffeln produziert. Größter Exporteur sind mit Abstand die USA, In der EU das Windengewächs vor allem in Spanien, Portugal, Italien und Griechenland angebaut. In Deutschland beträgt die – statistisch noch nicht erfasste – Anbaufläche ersten Schätzungen zufolge etwa 200 Hektar, auf denen zwischen 3.000 und 5.000 Tonnen marktfähiger Ertrag erwirtschaftet werden. Das entspricht zwischen neun und 14 Prozent der gesamten am deutschen Markt verfügbaren Menge, informiert die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Anbau-Schwerpunkte liegen demnach in Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz.

Anbau von Süßkartoffeln relativ anspruchsvoll

Allerdings hält der Anbau des auch als Bataten bezeichneten Trendgemüses einige Herausforderungen bereit. So kann die sehr kälteempfindliche Süßkartoffel etwa erst nach den Eisheiligen gepflanzt werden, da sie keinen Frost verträgt. Zudem benötigt sie während der je nach Sorte 90 bis 130 Tage dauernden Kulturzeit viel Licht und Wasser und stellt auch an die Temperatur gewisse Ansprüche – am besten gedeihen die Knollen bei Temperaturen zwischen 20 und 29 Grad Celsius, sollten aber ab einer anhaltenden Bodentemperatur von zwölf Grad Celsius geerntet sein, da sonst ihre Qualität leidet.

Anspruchsvoll macht den Anbau von Süßkartoffeln darüber hinaus das immer noch in Handarbeit ausgeführte Pflanzen der (teuren) Stecklinge. Zwar stellen die Pflanzen relativ geringe Ansprüche an Boden und Düngung, dafür muss die Ernte sehr vorsichtig erfolgen, um eine Beschädigung der empfindlichen Schale zu vermeiden. Die anschließend notwendige Nachbehandlung zur Schalenaushärtung, das sogenannte Curing, muss vier bis zehn Tage lang bei 27 bis 33 Grad Celsius und 80 bis 95 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit durchgeführt werden. Auch die Lagerung verlangt höhere Temperaturen als bei Kartoffeln oder Gemüse, nämlich zwölf bis 16 Grad Celsius.

Kultur für sehr große oder sehr kleine Betriebe am besten handelbar

Viele Erzeuger sind aufgrund dieser Anforderungen nach anfänglicher Euphorie wieder vom Anbau abgesprungen, weiß Birgit Rascher, Gartenbau-Ingenieurin bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Bamberg, die sich drei Jahre lang intensiv mit dem Potenzial der Kultur für den heimischen Anbau beschäftigt hat. In den Versuchen der LWG erntete sie zwischen 30 und 50 Tonnen Süßkartoffeln pro Hektar, etwa die Hälfte davon kann nach Aussortierung von Über- und Untergrößen sowie beschädigten oder angefressenen Knollen vermarktet werden.

Für den heimischen Anbau kann die Süßkartoffel dennoch attraktiv sein. „Die Kultur ist bei uns etabliert, Verbraucherinnen und Verbraucher kennen und schätzen das Produkt. Das ist ein großer Vorteil für die Vermarktung regionaler Ware“, erklärt Rascher. Die Gartenbau-Ingenieurin geht davon aus, dass entweder sehr große oder sehr kleine Betriebe mit gartenbaulicher Ausrichtung die Herausforderungen bei Anbau und Lagerung am besten in den Griff bekommen. Für kleinere direktvermarktende Betriebe kann sich der Einstieg schon auf einer Fläche von 1.000 Quadratmetern lohnen, schätzt die Expertin.

Mehr zum Anbau von Süßkartoffeln lesen Sie auf dem Informationsportal Ökolandbau.de.

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