Trotz guter Ernte – Apfelproduzenten bangen um Existenz

Veröffentlichungsdatum: , Sven Weschnowsky / TASPO Online

Die Bäume hängen voll, doch die Erzeuger sorgen sich dennoch um ihre Existenz. Foto: Landvolk

In Niedersachsen schlagen die Apfelproduzenten Alarm. Im Alten Land, einem der bedeutendsten Anbaugebiete Deutschlands erwarte man zwar eine gute Ernte, dennoch sieht man sich einem enormen Kostendruck konfrontiert. Viele Betriebe bangen um ihre Existenz.

Erwartete Ernte höher als im Vorjahr

Vor kurzem berichteten wir über die Ernteerwartung bei Äpfeln. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, erwarte man in Deutschland eine überdurchschnittlich gute Ernte in diesem Jahr, die fast zehn Prozent über dem zehnjährigen Durchschnitt liegen werde. Als eines der bedeutendsten Anbaugebiete Deutschlands liegt das Alte Land in Niedersachsen auf Rang zwei hinter der Bodenseeregion. Hier schlagen die Erzeuger aktuell Alarm, wie das Landvolk Niedersachsen berichtet. Es werden rund 320.000 Tonnen Äpfel erwartet, was einen Zuwachs von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Dennoch seien die Erwartungen an die Saison getrübt, angesichts der Kostenexplosionen. „Hier merkt man die gute Ausbildung, die gute Beratung, wir haben hoch motivierte Familien. Die Ernte ist der Lohn der Arbeit; das Wetter hat gepasst – und trotzdem könnte die Stimmung unter unseren Landwirten kaum schlechter sein“, betont Claus Schliecker, Vorsitzender der Fachgruppe Obstbau im Landvolk Niedersachsen.

Kostensteigerungen in allen Bereichen

Wie auch in anderen Segmenten des Gartenbaus und der Landwirtschaft, ist die Apfelbranche ebenfalls von exorbitanten Kostensteigerungen betroffen, die den Betrieben große Sorgen bereiten. Vor allem der steigende Mindestlohn treibt die Produzenten an den Rand der Existenz. „Mit voller Breitseite trifft uns aber auch die Ungewissheit bei der Frage der Energiekosten“, sagt Schliecker. Hinzu kommen permanent steigende Ausgaben für Diesel und Düngemittel. Letztere seien mittlerweile vier Mal so teuer wie vor einem Jahr.

Kritik an Lebensmitteleinzelhandel

Als Hauptproblem der Erzeuger macht Schliecker allerdings den Lebensmitteleinzelhandel aus. „Zu dem Preis, den der LEH aufruft, können wir nicht produzieren. Wir stehen im internationalen Wettbewerb; der Import aus dem Ausland ist oft günstiger. Der Verbraucher schaut aufs Geld. Kurze Transportwege und andere Standards interessieren dann oft nicht mehr.“ Es gelte nun, Aufmerksamkeit für die Situation der Erzeuger zu erregen und die Politik zu sensibilisieren, um die Bedingungen für die Betriebe deutlich zu verbessern. „Ich informiere sachlich, damit keiner sagen kann, er hätte das nicht gewusst, wenn immer mehr Betriebe aufgeben müssen“, so der Fachmann.

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