Verfügbarkeit von Torfersatzprodukten sorgt für Kontroverse

Veröffentlichungsdatum: , Sven Weschnowsky / TASPO Online

Der IVG und GME widersprachen in einem offenen Brief dem Arbeitspapier des Thünen-Instituts zur Verfügbarkeit von alternativen Ausgangsstoffen, um Torf zu reduzieren. Foto: martaposemuckel/ Pixabay

Das Thema Torfreduktion sorgt immer wieder für Diskussionen. Kürzlich entbrannte erneut eine Kontroverse, nachdem das Thünen-Institut in einem Arbeitspapier behauptete, dass ausreichend alternative Ersatzstoffe verfügbar wären. Dem haben nun der Industrieverband Garten (IVG) und Growing Media Europe (GME) widersprochen.

Vorliegende Studie des Thünen-Instituts

Alternative Ausgangsstoffe sind nötig, um Torf zukünftig ersetzen zu können. Die Frage, ob denn überhaupt genügend dieser Stoffe verfügbar sind, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, in der europäischen Kultursubstratproduktion vollständig auf Torf zu verzichten, schließt sich logischerweise an. Der Frage ging das Thünen-Institut aus Braunschweig in dem zweisprachigen Papier mit dem Titel „Torfersatz in gartenbaulichen Kultursubstraten: Verfügbarkeit biobasierter Alternativmaterialien“ nach. Darin heißt es, „dass das Rohstoffangebot insgesamt keine Begrenzung für eine erhöhte Nutzung von alternativen Kultursubstraten in Europa darstellt. In einem Szenario mit maximaler Nachfrage würden die betrachteten Mengen ausreichen, um Torf vollständig zu ersetzen.“ Gleichzeitig verweist das Thünen-Institut aber auch darauf, dass die vorliegende Studie keinesfalls eine abschließende Evaluierung darstellen soll, vielmehr wolle man die Diskussionen und Untersuchungen anregen.

Studie basiert auf veralteten Daten

Die Publikation der Studie nahmen der IVG und die europäische Dachorganisation GME zum Anlass genommen, stellvertretend für die europäische Substratindustrie in einem offenen Brief Stellung zu nehmen. „In dieser Gegendarstellung werden Schwachstellen in der Modellierung der Studie diskutiert. Dabei haben wir die Ergebnisse der Studie mit den Erfahrungen aus der Praxis verglichen“, sagt Cecilia Luetgebrune, Generalsekretärin von GME. Demnach kommen die Partner GME und IVG zu dem Schluss, dass die Annahme des Thünen-Instituts falsch sei, da sie auf veralteten, unvollständigen Datensätzen basiere. Zudem werde die Realität sowohl der Marktsituation der jeweiligen Rohstoffe als auch der gesetzlich geforderten Qualitäts- und Sicherheitsstandards von Kultursubstraten ignoriert. „Die Zwischenergebnisse dürfen nicht als Referenz dienen, um aktuell anstehende politische Entscheidungen zu katalysieren, wenn erhebliche Schäden für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt vermieden werden sollen“, fügt Anna Hackstein, Geschäftsführerin des IVG hinzu.

Höherer Bedarf erwartet

Als Gegenargument zitieren der IVG und GME eine aktuelle Studie von Blok et al. Demnach wird erwartet, dass es in Zukunft zu einem noch weitaus höheren Bedarf an alternativen Ausgangsstoffen kommen wird. Durch die steigende Weltbevölkerung wird auch der Bedarf an Lebensmitteln steigen und eine Effizienzsteigerung der Landwirtschaft nach sich ziehen. „Die Folgen des möglichen Mehrbedarfs wurden im Hinblick auf die Verfügbarkeit gängiger Substratinhaltsstoffe analysiert“, sagt Hackstein. „Die Hochrechnungen gehen davon aus, dass sich die Nutzung stark in den asiatischen Raum verlagern wird, aber dass global gesehen, die Torfbedarfsmenge trotz Reduzierungsstrategien von 40 Millionen m3 im Jahr 2017 auf 80 Millionen m3 im Jahr 2050 ansteigt. Die Industrie ist gewillt, mit der Sammlung und Verbreitung aktueller Daten zur Analyse der Ist-Situation beizutragen“, so die IVG-Geschäftsführerin weiter.

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