Vertikaler Gemüseanbau mit aufbereitetem Duschwasser

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Blick auf die vertikale Hydroponik-Farm in der Beachvolleyballanlage „Beach61“ im Gleisdreieck-Park unweit des Potsdamer Platzes. Foto: TU Berlin

Ein Forschungsprojekt der TU Berlin hat eine Hochrechnung angestellt, welche Fläche der herkömmliche Gemüseanbau zur Versorgung der Berliner Bevölkerung in Anspruch nimmt und diese in Relation zum vertikalen Anbau gesetzt. Grundlage der Forschung war der Gemüseanbau in einer zwei Quadratmeter großen mobilen Hydroponik-Farm mit aufbereitetem Duschwasser.

Aufbereitetes Duschwasser dient als Nährlösung

Im Frühsommer 2020 entwickelten die Forscher:innen der TU Berlin die vertikale Hydroponik-Farm „Shower-Tower 61“, in der Pflanzen ausschließlich in einer Nährlösung herangezogen werden und vollkommen auf Erde verzichtet werde. Die Pflanzen wuchsen in aufbereitetem Duschwasser. Auf Grundlage der Ergebnisse aus der Ernte des „Shower-Tower 61“ stellten die Forscher:innen Hochrechnungen an, wieviel Fläche der Anbau in Anspruch nähme, versorge man die gesamte Berliner Bevölkerung mit Gemüse und Kräutern aus diesem Anbau. Zu Grunde legte man die benötigte Fläche herkömmlichen Anbaus, die rund 836 Hektar betrage. Baut man Salat und Kräuter in einer hydroponischen Farm an, läge der Flächenbedarf bei lediglich 38 Hektar.

Schilfbeet sorgt für angenehmes Klima

Neben der reduzierten Fläche beobachtete man auch klimatische Vorteile. In direkter Nähe zur hydroponischen Farm entstand ein neues, zehn Quadratmeter großes mobiles Schilfbeet als Klimamodul. Hierdurch werde überschüssiges Wasser aus der Duschwasseraufbereitung aufgenommen und dient zudem als Schwamm für Regenwasser. Über die hohe Verdunstungsleistung der Schilfpflanzen werden auf dieser Fläche bis zu 1.000 Liter Wasser pro Tag verdunstet, was für eine angenehme und kühle Atmosphäre sorge. „Derartiges Feuchtgebietsgrün in öffentlichen Parks und städtischen Freiräumen zu etablieren, wäre ökosystemgestalterisch, ökonomisch und gesellschaftlich mit vielen Vorteilen verbunden“, betont Dr. Grit Bürgow vom Fachgebiet Städtebau und Siedlungswesen der TU Berlin. Es ist eine kostengünstige und einfache Maßnahme, um Trockenheit, aber auch Starkregenereignissen in der Stadt vorzubeugen.

Weitere Hydroponik-Farm in Berlin-Wedding

Im Mai 2021 ist eine weitere Hydroponik-Farm in Berlin-Wedding entstanden, die im Gemeinschaftsgarten „himmelbeet“ steht. Hier kommt das benötigte Wasser vom Dach eines Cafés und wird mit Nährstoffen angereichert. Salate und Kräuter, aber auch Kohl wie Pak Choi und roter Grünkohl oder Rüben wie Mangold gedeihen prächtig. „So entstehen kleine lokale Inseln der Lebensmittelversorgung auf kurzen Wegen, die zeigen, welche Ökosystemleistungen solche Gemeinschaftsgärten für den Menschen erbringen“, betont Bürgow. „Für uns ist diese vertikale Hydroponik-Farm der TU Berlin in vielerlei Hinsicht spannend. Wir kommen mit neuester Technologie in Berührung, die zum einen äußerst platzsparend ist […] zum anderen können wir nun endlich unser Vorhaben, das Dachregenwasser des Cafés einzusetzen, realisieren“, sagt Felix Lodes vom Projekt „himmelbeet“.

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