Video: Baumpfleger erhalten 800 Jahre alten Baum-Veteran

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Die „Dicke Linde“ von Heede kann dank fachgerechter Baumpflege noch einige Jahre als Schattenspender, Lebensraum, Sauerstoffproduzent und lebendes Denkmal überdauern. Foto: Jürgen Unger

Über 17 Meter Stammumfang, eine Krone von fast 30 mal 30 Metern und eine Höhe von rund 24 Metern – das sind die stolzen Abmessungen der „Dicken Linde“, die am Ortseingang von Heede im Emsland steht. Und das bereits seit geschätzten 800 Jahren. Damit der als Nationalerbe-Baum benannte Veteran noch einige Zeit weiter überdauern kann, wurde er von Baumpfleger Jürgen Unger und seinem Team fachgerecht saniert.

„Dicke Linde“ mächtigster Baum in Deutschland

Die Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) im niedersächsischen Heede gilt aufgrund ihrer beeindruckenden Maße als einer der stärksten Bäume in ganz Europa und ist sicher der mächtigste Baum im Bundesgebiet. Die Geschichte der „Dicken Linde“ oder „Tausendjährigen Linde“, wie das geschützte Naturdenkmal auch genannt wird, ist eng mit der Historie der 2.500-Einwohner-Gemeinde im Emsland verwoben. So ist die Riesenlinde nicht nur Wahrzeichen und Mittelpunkt des niedersächsischen Örtchens, sondern auch Bestandteil des Wappens der 2.500-Einwohner-Gemeinde.

Zusammen mit der „Käppeles-Linde“ in Hochmössingen, der „1.000-jährigen“ Stiel-Eiche in Nagel bei Küps, der etwa 600 bis 800 Jahre alten Eibe in Flintbek bei Kiel und dem etwa 25 Meter hohen Ginkgo im Schlosspark Jahnishausen zählt die „Dicke Linde“ zu den fünf bis dato benannten Nationalerbe-Bäumen. Die Initiative der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, mindestens 100 Baum-Veteranen zu bewahren. „Die Zeit ist reif, (potenzielle) Uralt-Bäume zu schützen und gegebenenfalls zu pflegen, um ihnen damit langfristig ein ‚Altern in Würde‘ zu ermöglichen“, ist dazu unter anderem auf der Website der Initiative Nationalerbe-Bäume zu lesen.

Potenzielle Uralt-Bäume müssen einige Kriterien erfüllen

Potenzielle Uralt-Bäume müssen mindestens einen Stammumfang von vier Metern aufweisen und möglichst über 400 Jahre alt sein. Als Baumarten kommen nur solche in Frage, die in Deutschland eine Lebenserwartung von deutlich über 500 Jahren haben, heißt es bei der Initiative Nationalerbe-Bäume weiter – also Eibe, Stiel- oder Trauben-Eiche, Ginkgo, Ess-Kastanie, Sommer- oder Winter-Linde, Platane, Riesenmammutbaum und Flatter-Ulme, im Gebirge auch Berg-Ahorn, Arve und Europäische Lärche. Allerdings sind Bäume, die alle vorgenannten Kriterien erfüllen, in Deutschland – im Vergleich zu anderen Ländern – eher selten zu finden. Prof. Andreas Roloff, Institut für Forstbotanik und Forstzoologie der Technischen Universität (TU) Dresden sowie Leiter des Kuratoriums Nationalerbe-Bäume, begründet dies damit, dass einem sehr stark ausgeprägten Sicherheitsbedürfnis eine zu späte und oft nicht fachgerechte Pflege jüngerer Bäume gegenübersteht.

Fachverband geprüfter Baumpfleger unterstützt Initiative Nationalerbe-Bäume

„Wer alte Bäume erhalten will, muss in junge Bäume investieren“, bestätigt auch Jörg Cremer, Vorsitzender des Fachverbands geprüfter Baumpfleger (FgB). „Eine zu spät begonnene und vor allem nicht fachgerechte Pflege verringert die Vitalität und Lebensdauer von Bäumen.“ Wie der Erhalt eines Uralt-Baums mittels fachgerechter Pflege aussieht, dokumentiert der Fachverband geprüfter Baumpfleger jetzt in einem Kurzfilm. Das Video soll die Initiative Nationalerbe-Bäume unterstützen und zeigt, wie Fachverbandsmitglied Jürgen Unger und sein Team die 2019 als erster Nationalerbe-Baum benannte „Dicke Linde“ in Heede fünf Tage lang bearbeitet haben, um so ihr Überleben noch einige Jahre zu sicher.

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