Vielseitig: Baumschulen in den Niederlanden

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Von Garten-Bonsai über Alleebäume bis zur Jungware: Die TASPO hat einen Blick über die Grenze geworfen und niederländische Baumschulen mit unterschiedlichen Produktionsschwerpunkten besucht.

Andere Wege gehen: Baumschule Vromans

Vier Millionen Gehölze in P9-Töpfen und acht Millionen wurzelnackte aus dem Freiland, 300.000 Stück im Zwei-Liter-Container – das macht das Hauptgeschäft der Baumschule Vromans in Biest-Houtakker aus. Ad Vromans bearbeitet den fast 100 Hektar umfassenden Betrieb mit Jungware an Koniferen und Ziergehölzen mit 40 bis 50 Mitarbeitern. Zur einen Hälfte sind es niederländische Arbeitskräfte, zur anderen polnische sowie aus anderen Ländern.

Vromans versucht, einen anderen Weg zu gehen, als die meisten anderen Baumschulen: „Wenn jeder die gleiche Ware produziert, ist der Absatzmarkt nach wenigen Jahren zerstört.“ Seine vegetativ vermehrten Gehölze, rund 150 verschiedene Ziergehölze, 70 Koniferen gehen an andere Baumschulen in vielen Ländern in ganz Europa – nach England, Skandinavien, Deutschland, Österreich, Russland, Polen und Ungarn. Entsprechend ist der Internet-Auftritt der Baumschule in acht Sprachen gestaltet.

Etwa fünf bis 15 neue Sorten kommen jedes Jahr hinzu. In den Vermehrungshäusern, insgesamt drei Hektar, stehen unter Zusatzlicht und Gießwagen die Junggehölze. Sensoren und Timer sowie Klimacomputer sorgen für die automatische Pflege. Die Baumschule Vromans setzt biologische Pflanzenschutzmittel ein, Schlupfwespen und andere biologische Schädlingsbekämpfer, sowie flüssigen Kompost und Mykorrhiza. Die frisch gesteckten Stecklinge stehen in einem separaten Abteil unter Sprühnebel – pro Jahr etwa elf Millionen Stück.

Viel Handarbeit: Baumschule Koningstuin

Viel Handarbeit ist nötig, um größere Exemplare an Formgehölzen und Garten-Bonsai zu produzieren. „Sehr viele Baumschulen bieten das nicht mehr, daher ist unser Markt stetig gewachsen“, sagt Maurice Erkelens. Er und seine Frau Barbara haben sich mit ihren 15 Mitarbeitern plus Saisonkräfte auf ein Sortiment besonders winterharter Koniferen und besonderen Gartenpflanzen spezialisiert.

Die Baumschule Koningstuin in Helenaveen hat Container von fünf bis zu 1.000 Litern Größe und bis zu 60 Jahre alte Exemplare im Sortiment. Zu 80 Prozent sind es Koniferen, dazu auch besondere Ziersträucher, Wisteria formosa ‘Issai’ in 175 bis 200 Zentimetern Größe, oder Wein auf Stämmchen beispielsweise. Rund zehn Hektar umfasst die Baumschule, neun Hektar Containerflächen, Gewächshaus und Schattenhallen. Das Ausgangsmaterial, bereits größere Gehölze, keine Jungware, bezieht er aus Deutschland, den Niederlanden oder Belgien.

Die Baumschule liegt in der Nähe Venlos auf der Grenze zwischen Nord-Brabant und Limburg. Mit der Spezialisierung auf winterharte größere Zwerg-Koniferen und Garten-Bonsai haben sich auch die Exporte erweitert, so Erkelens. Nur fünf Prozent der Gehölze bleiben in den Niederlanden, ein Teil geht in Gartencenter im Umkreis von 500 Kilometern und ein Großteil nach ganz Europa bis Skandinavien. Vor allem aber in den Osten nach Russland, Aserbeidschan, Turkmenistan und Kasachstan.

Seit 2014 ist Koningstuin Lizenzhalter der geschützten Pinus nigra austriaca ‘Brepo’ und ‘Marie Bregeon’. Die Baumschule offeriert sie in vielen Größen und Maßen, die sie unter dem Label „Kings Brepo Collection“ verkauft. Weitere Label sind die „Kings Garden Collection“ und die „Kings Bonsai Collection“ mit jeweils eigenen Etiketten. Neu hinzugekommen ist eine „Kings Christmas Collection“ mit Koniferen für den vorweihnachtlichen Verkauf.

Symbiose von Baum und Boden: Baumschule Bressers

„Wir brauchen kein MPS, GlobalGAP oder QualiTree, es gab schon zu viele Zeichen und Zertifizierungen. Stattdessen wollen wir das Verhältnis von Baum und Boden besser verstehen und darauf eingehen.“ Elise Bressers erläutert das Leitmotiv der Baumschule Bressers in Oirschot, der nachhaltigen Produktion auf gesundem Boden mit vitalen Bäumen. Ihr Vater und dessen Bruder, Harrie und Jan Bressers, bewirtschaften die Baumschule seit 1992.

Alleebäume, Formbäume sowie langsam wachsende Hochstämme für den kleinen Garten kultiviert die Baumschule in 300 Sorten, überwiegend in den Größen 10/12 bis 25/30 Zentimeter Stammumfang. Die Schwerpunkte sind Tilia, Quercus, Fagus und Acer, dazu auch einige Spezialitäten an Malus, Pyrus, Prunus und Juglans, rund 20.000 Stück im Jahr. Koniferen oder Immergrüne sind nicht im Sortiment.

Von den 40 Hektar Freilandfläche stehen 23 Hektar jeweils unter Kultur, die restlichen Flächen sind für mehrjährige Gründüngung vorbehalten. Hier kommen Winterweizen, Luzerne, Japanischer Hafer, dann Tagetes gegen Nematoden zum Einsatz. Zum Schluss wird zwischen den Reihen Rasen eingesät. Sein Mulch kommt in die Reihe zwischen die Stämme. „Chemische Unkrautbekämpfung ist so nicht mehr nötig“, sagt Elise Bressers. „Nach vier bis fünf Jahren wechseln wir die Flächen und beginnen mit der Behandlung.“

Weiterhin werden Kuhmist, flüssiger Kompost und organische Dünger verwendet, keinerlei Kunstdünger. Das halte den Boden gesund, das mikrobiologische Leben werde gefördert, ein reiches, fein verzweigtes Wurzelwachstum stelle sich ein. „Dadurch erhalten wir gesunde, robuste Alleebäume“, so Elise Bressers. Pflanzenschutzmittel werden nur im äußersten Notfall und selektiv eingesetzt. „So haben wir erreicht, nach zehn Jahren rund 90 Prozent aller chemischen Pflanzenschutzmittel einzusparen.“

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