Nach Lieferengpässen nächste Ernüchterung für den Einzelhandel
Neben den Präsentiertischen bleiben bei vielen Einzelhändlern nun auch die Verkaufsgänge leer. Das verdeutlichen Zahlen, die aus einer aktuellen Umfrage des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung an der Universität München (ifo) hervorgehen. So hatten im September rund 76,5 Prozent der Einzelhändler Probleme an Verkaufsware zu gelangen, im Oktober waren es hingegen nur noch 74,9 Prozent. Doch wird dieser leichte Aufwärtstrend kaum für Erleichterung sorgen, denn der Unterschied von 1,6 Prozentpunkten ist marginal und der Lebensmitteleinzelhandel ist derzeit immer noch am stärksten von Lieferengpässen betroffen. 90 Prozent berichten von Problemen. „Aufgrund des großen und heterogenen Angebotes werden dort einige Produkte in den Regalen fehlen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Baumärkten ab, wo rund 86 Prozent angeben, dass sie momentan nicht das volle Sortiment anbieten können. Doch nicht nur die Lieferengpässe bereiten dem Einzelhandel Sorge. Zum Start des Weihnachtsgeschäfts fehlt es an wichtiger Kundschaft.
Wo dem Einzelhandel die Kunden fehlen
Etwa die Hälfte der deutschen Einzelhändler (45,7 Prozent) beklagt sich schon jetzt über das Ausbleiben von Kunden. Am wenigsten vom Kundenschwund betroffen sind Nahrungs- und Genussmittel, die mit 20,8 Prozent am weitesten von dem Bundesdurchschnitt entfernt liegen, Dicht gefolgt von dem Computer- und Softwarehandel mit 22,7 Prozent weniger Kundschaft und den Fahrradhändlern mit 32,4 Prozent Rücklauf. Auffällig ist jedoch, dass alle anderen Handelssparten aber deutlich über dem Durchschnittswert liegen. „Wegen der hohen Inflationsraten können sich gerade einkommensschwache Menschen weniger leisten und sind zurückhaltend mit Einkäufen“, vermutet Klaus Wohlrabe, „viele Händler machen sich Sorgen um das Weihnachtsgeschäft.“
Was wird nun aus dem Weihnachtsgeschäft?
Dass Wohlrabes Sorgen nicht völlig unbegründet sind, zeigen auch die Zahlen einer aktuellen Meinungsbefragung von Statista. Hier wurden im September insgesamt 1.303 Personen befragt, ob sie in diesem Jahr bescheidener schenken möchten. Die Ergebnisse bestätigen die Zahlen aus der ifo-Statistik, denn 52 Prozent der Befragten gaben an, dass sie zum diesjährigen Weihnachtsfest „voll und ganz bescheidener“ oder „eher bescheidener“ schenken wollen. Nur neun Prozent waren sich indes sicher, dass sie beim Geschenkekauf auch 2022 „überhaupt nicht bescheidener“ sein möchten. Inwieweit die Grüne Branche von der Konsumzurückhaltung in Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft betroffen sein wird, bleibt jedoch unklar. Floristikfachgeschäfte, Gartencenter und Gärtnereien tauchten in der ifo-Umfrage nicht direkt auf. Am ehesten könnten sich Pflanzenproduzenten noch an den Zahlen für die Baumärkte orientieren, da diese des Öfteren eine eigene Gartenabteilung besitzen oder zumindest Weihnachtsbäume verkaufen. Aber gerade der Weihnachtsbaumverkauf dürfte etwas Licht in die düsteren Prognosen bringen. Denn eine weitere Statista-Erhebung, initiiert von der BAT Stiftung für Zukunftsfragen, wollte von 1.000 Bundesbürgern ab 14 Jahren wissen, was diese persönlich mit dem Weihnachtsfest verbinden. Die erfreuliche Nachricht: Für 78 Prozent der Befragten gehört ein Weihnachtsbaum zum Fest dazu. Damit führt das Nadelgehölz die Beliebtheitsskala an – noch vor Geschenken, gutem Essen oder dem Kirchgang. Somit gilt ein geschmückter Nadelbaum als unverkennbares Symbol für Weihnachten, auch in Krisenzeiten.