Laut Handelsregister wurde Anfang November die Eigenverwaltung im Insolvenzverfahren auf Antrag der Gärtner Pötschke GmbH aufgehoben. Was bedeutet das konkret und welche Veränderungen gab es?
Gärtner Pötschke gehört seit dem 1. Oktober zur Weltbild Gruppe. Darüber haben wir unsere Kunden und Lieferanten informiert. Durch den Wechsel des Eigentümers hat sich im Unternehmen vor Ort nicht viel verändert. Natürlich schauen wir uns alle Strukturen und Prozesse an, aber das operative Geschäft läuft weiter. Wir bereiten uns auf die Hauptsaison 2020 vor und sind gut aufgestellt.
Wie haben die Kunden von Gärtner Pötschke auf das Insolvenzverfahren und die Übernahme durch die Weltbild Gruppe reagiert?
Gärtner Pötschke ist eine starke Marke mit vielen langjährigen und treuen Kunden. Da Gärtner Pötschke nach der Übernahme ein eigenständiges Unternehmen mit eigenem Markenauftritt bleibt, ändert sich für den Kunden nicht viel. Wir freuen uns und sind dankbar dafür, dass unsere Kunden Gärtner Pötschke durch die turbulenten Zeiten hindurch bis heute die Treue gehalten haben. Unsere wichtigste Aufgabe ist es jetzt, Kundenbedürfnisse in den Mittelpunkt zu rücken und alles danach auszurichten: einen Top-Service in allen Prozessen zu bieten – von der ersten Beratung bis zur Lieferung. Damit wollen wir bestehende Kunden stärker an uns binden und neue gewinnen.
Liegt der Fokus nach der Übernahme durch die Weltbild Gruppe weiterhin auf dem Ausbau der Schwerpunkte Pflanzenversand und E-Commerce?
Gärtner Pötschke ist der älteste E-Commerce-Fachversand Deutschlands und steht seit über 100 Jahren für Gärtnerkompetenz in exzellenter Qualität. Darauf werden wir aufbauen. Unser Ziel ist es, führender Online-Händler für Produkte rund um den Garten zu werden. Es betrifft die Bereiche Pflanzen, Gartenbedarf und Gartenfreizeit. Wir wollen Menschen, die eine grüne Oase im Garten oder zu Hause aufbauen wollen, alles aus einer Hand bieten. Im Vertrieb setzen wir neben dem Ausbau der Online-Plattform auch auf Kataloge, die eine Ratgeberfunktion für unsere Kunden erfüllen.
Gärtner Pötschke soll innerhalb der Weltbild Gruppe als eigenständiges Unternehmen agieren und die neue Markenwelt „All Nature“ bündeln. Was bedeutet das konkret?
Die strategische Entwicklung der Weltbild Gruppe erfolgt entlang der Megatrends, die unser Leben heute und in Zukunft bestimmen. Ein wichtiger Trend dabei ist „All Nature“, da er zunehmend das Lebensgefühl vieler Menschen trifft. Es reicht von der Garten- und Balkonbepflanzung über ökologisch bewussten Umgang mit Ressourcen bis zur Beschäftigung mit globalen Klimafragen. Deshalb passt Gärtner Pötschke als erfahrener Spezialist für alles „was grünt und blüht“ so gut zu Weltbild. Gärtner Pötschke bündelt als Anker-Investment die neue Markenwelt „All Nature“ innerhalb der Weltbild Gruppe – im Sortiment, als Dienstleister und Ratgeber.
Gibt es durch die Übernahme Veränderungen im Sortiment und der generellen Ausrichtung von Gärtner Pötschke?
Kundenorientierung ist unser wichtigstes Anliegen. Wir werden entsprechend den Kundenwünschen unser grünes Sortiment in Breite und Tiefe ausweiten. Zudem werden wir das ergänzende Sortiment rund um das Thema Garten inklusive digitaler Produkte und Dienstleistungen ausbauen. Eine wichtige Klammer über allen unterschiedlichen Produkten und Dienstleistungen ist die Ratgeberfunktion. Wir wollen die erste kompetente Anlaufstelle sein, wenn es um alles Wissenswerte rund um den Garten geht. Mit Weltbild bekommt Gärtner Pötschke hier auch einen kompetenten Partner im Buchbereich. Und wir wollen mit der Zeit gehen und auch neue Formate anbieten – zum Beispiel Lernvideos zu verschiedenen grünen Themen für die Kunden.
Auch nach der Übernahme soll der Standort Kaarst erhalten bleiben. Welche Investitionen sind in diesem Zusammenhang geplant?
Wichtig ist zunächst das Bekenntnis zum Standort. Das ist ein gutes Signal an die Mitarbeiter, unsere Kunden und Lieferanten. Direkt nach der Übernahme durch die Droege Group (Alleingesellschafter der Weltbild Gruppe, Anm. d. Red.) wurde ein Investitionsprogramm in nennenswertem Umfang initiiert. Hierzu zählen Investitionen in den Bereichen Technik und Logistik sowie zur Prozessoptimierung und Steigerung der Pflanzenqualität (Pflanzenpflege und -lagerung).
Die Insolvenz hat den einen oder anderen Geschäftspartner verunsichert. Wie wollen Sie das Vertrauen der Lieferanten in Gärtner Pötschke wiederherstellen?
Unsere Botschaft ist: Gärtner Pötschke hat die Insolvenz hinter sich gelassen und geht mit der Weltbild Gruppe als Partner gestärkt daraus hervor. Gärtner Pötschke ist heute wirtschaftlich solide aufgestellt und schaut zuversichtlich in die Zukunft. Wir wollen nachhaltig wachsen und zum führenden Online-Händler für Produkte und Dienstleistungen rund um den Garten werden. Dafür bauen wir auf eine vertrauensvolle und verlässliche Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern und Lieferanten.
2018 lag der Jahresumsatz von Gärtner Pötschke den Angaben zufolge bei rund 40 Millionen Euro, in Spitzenzeiten wurden bis zu 15.000 Pakete pro Tag verschickt. Wie sehen die Prognosen für das laufende Jahr aus, und wohin sollen sich die Zahlen zukünftig entwickeln?
Das Jahr 2020 wird das erste vollständige Geschäftsjahr der neuen Gärtner Pötschke GmbH, und unser Ziel ist es, in diesem Zeitraum auf Wachstumskurs zu gehen. Mit der Weltbild Gruppe (mit den Marken Weltbild, Jokers, Orbisana, bücher.de und Avus) hat Gärtner Pötschke einen starken und bei den Kunden beliebten Multichannel-Partner, mit dem das Unternehmen – neben eigenständigen Aktivitäten – weiter wachsen kann. Hier erwarten wir vielfältige Synergie-Effekte, die beiden Unternehmen zu Gute kommen.