Wintertagung des BdB-Landesverbandes Schleswig-Holstein

Veröffentlichungsdatum: , Helmuth G. Schwarz

Führungsriege (v. l.): Mathias Münster, Axel Huckfeldt, Niels Reinke, Gesa Glismann, Thorsten Krohn und Jan-Hinrich Heydorn. Foto: Wienert, LV SH

Traditionell lädt der BdB-Landesverband Schleswig-Holstein Mitglieder und Gäste zur jährlichen Wintertagung in das Gartenbauzentrum in Ellerhoop ein, um in interner und öffentlicher Sitzung unter der wechselnden Leitung der Vorstandsmitglieder die aktuell anstehenden Themen der Baumschulwirtschaft des Bundeslandes zu beleuchten und zu diskutieren.

Regularien und Wahlen

Die für die Verbandsarbeit notwendigen Finanzen wurden seitens des Geschäftsführers des Verbandes, Dr. Frank Schoppa anhand des Etatablaufes 21/22 und des Etatvoranschlages 22/23 vorgetragen, erläutert und im Anschluss von den anwesenden Mitgliedsbetrieben einstimmig genehmigt. Vorstand und Geschäftsführung wurden entlastet.

Im Rahmen der anstehenden Wahlen zum Vorstand des Landesverbandes musste festgestellt werden, dass aktuell weiterhin kein Kandidat für das Amt des Vorsitzenden zur Verfügung steht, der Vorsitz daher weiterhin vakant bleibt. Für den aus dem Vorstand ausscheidenden John-Hermann Cordes, Holm, wurde Gesa Glismann, Bullenkuhlen, als Nachfolgerin im Amt nominiert und von den wenigen anwesenden Mitgliedern, das heißt von lediglich 20 Prozent der Mitglieder des BdB-Landesverbandes, einstimmig bestätigt.

Berichte der Mitglieder des Vorstandes

Anhand der Berichte zu den Aktivitäten des Landesverbandes und zur aktuellen Lage der Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein wurde dokumentiert, dass man sich seitens der Mitglieder des Vorstandes zu einer Aufgabenteilung entschlossen hat und diese konsequent umsetzt. So erläuterte Thorsten Krohn, zugleich Vizepräsident im Präsidium des Bundesverbandes, die aktuelle Marktlage und verwies darauf, dass man optimistisch in die Zukunft schaue. Gehölze haben einen vielfältigen Mehrwert, der Garten behält in den Augen der Verbraucher seinen hohen Stellenwert, das gesellschaftliche Ansehen der Baumschulen und ihrer Produkte ist gestiegen. Auch die zu erzielenden Preise lassen auf ein Ende der zurückliegenden negativen Entwicklung und auf deren Umkehr hoffen. Der auch in der Baumschulwirtschaft vorhandene Strukturwandel hat sich hier – aufgrund eines dadurch bedingten rückläufigen Produktionsvolumens – eher positiv ausgewirkt. Für die Saison 2023/24 wird eine weitere Preiserholung erwartet.

John-Hermann Cordes verwies auf den Status der Gehölzproduktion, der im Hinblick auf die Landwirtschaft und den Gartenbau als Sonderkultur einzuordnen sei. Dies erfordert aufgrund der kleinteiligen Struktur der Freiland-Kulturen einen gesetzlichen Rahmen, der diesem Status entspricht. Regelungen, die eine großflächige Produktion im Auge haben, lassen sich nicht 1:1 auf die Gehölzproduktion übertragen. Dies gilt es, auch in Zukunft deutlich zu machen, sei es bei der Förderung alternativer Kulturmethoden, bei der Umsetzung der Gesetzgebung zur Pflanzengesundheit und zur Pflanzenernährung oder im Hinblick auf die Erhaltung und die Wiederherstellung einer naturnahen und lebenswerten Umwelt.  

Bezogen auf die geforderte Reduktion des Chemie-Einsatzes im Pflanzenschutz konnte John-Hermann Cordes auf eine in den letzten 20 Jahren bereits erreichte Rate von insgesamt 30 Prozent verweisen. Zitiert wurde zudem eine Passage aus dem aktuellen Koalitionsvertrag der Landesregierung. Hier ist nachzulesen (Zitat): „Auch den Gartenbau, wie zum Beispiel die Baumschulproduktion, wollen wir bei der Umstellung auf umweltschonende Verfahren unterstützen. Wir wollen, dass bevorzugt Alternativen zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, Kunststoffen und Torfen genutzt werden.“ (Zitatende). „An dieser Aussage“, so Cordes, „werden wir unsere Landesregierung messen.“

Jan-Hinrich Heydorn berichtete über einen hohen Bedarf und eine gute Nachfrage bei den gebietseigenen Gehölzen. Zugleich verwies er auf eine Verschärfung der Anforderungen an diese Produktgruppe bei gleichzeitiger Vergrößerung des hiermit verbundenen bürokratischen Aufwandes. Bei unterschiedlichen Zertifizierungssystemen, fehlendem Saatgut und Pflanzenmaterial sind die Forderungen des Marktes nicht zu erfüllen, die augenblickliche Abwicklung von Austrägen zum Teil „sportlich“. Es fehlen ausreichend offizielle Zulassungen von dringend benötigten Erntebeständen und damit die Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Gehölzproduktion. Gefordert wird eine grundlegende Überarbeitung des § 40 des Bundesnaturschutzgesetzes und zwar in einer Form, die inhaltlich deutlich macht, dass Politik nicht von der Verwaltung gemacht wird, sondern auf einem umfassenden fachlichen Wissen in Theorie und Praxis beruhen sollte.

Für Mathias Münster ist die Diskussion zur Nutzung von Torf in der gartenbaulichen Pflanzenproduktion noch nicht beendet. Vielfach ist es schon heute möglich, für die benötigten Substrate Torf-Ersatzstoffe zu nutzen. Das Ziel, den Torfeinsatz aus umweltpolitischen Gründen bis zum Jahr 2030 auf null zu reduzieren, wird sich trotz umfangreicher Bemühungen des gesamten Gartenbaus nicht umsetzen lassen, will man nicht zugleich auf eine hohe Qualität und Gesundheit des kultivierten Grüns verzichten. Zudem ist beim Einsatz von Ersatzstoffen in gleichem Maße darauf zu achten, dass diese im Hinblick auf die damit verbundenen ökologischen Auswirkungen ebenfalls nicht als bedenklich einzustufen sind. Weiterhin bedarf es ausreichender Zeit, um in der Gehölzproduktion über Forschung und Versuchswesen zu praxisorientierten und umsetzbaren Lösungen zu kommen.      

Laut Niels Reinke wird in Schleswig-Holstein geplant, eine Ausgleichspflicht nach Naturschutzrecht (Eingriffsregelung) für Containerflächen mit wasserundurchlässiger Folie (neben Mypex) einzuführen, da diese als dauerhafte Unterbrechung „natürlicher Abläufe“ eingestuft und als Eingriff in den Naturhaushalt angesehen werden. Ähnliche Vorhaben wurden bereits vor Jahren diskutiert und können als solche seitens der Gehölzproduzenten nicht akzeptiert werden. Diese für die Gehölzkultur benötigten Flächen stellen keine Komplett-Versiegelung dar und sind vielfach lediglich temporär angelegt. Erfahrungen zeigen, dass das Bodenleben – wenn auch in einer anderen Form – erhalten bleibt und nach dem Entfernen der benötigten Auflagen in kürzester Zeit wieder in vollem Umfang regeneriert.

Entgegen der Auffassung der Verwaltung wird Niederschlag gut genutzt und zur Bewässerung der Pflanzenbestände auf diesen Flächen aufgefangen. Ein unerwünschter Eintrag von Pflanzenschutz- und Düngemitteln in den Boden und in angrenzende Gewässer wird unterbunden. Bei Einführung einer solchen Regelung sind Wettbewerbsnachteile für die Produzenten in Schleswig-Holstein gegenüber den Unternehmen in den anderen Bundesländern vorprogrammiert.

Bericht aus der Arbeit des BdB-Bundesverbandes

Markus Guhl, Hauptgeschäftsführer des BdB-Bundesverbandes mit Sitz in Berlin, konnte ausführlich über die dortige Arbeit und über den Verlauf der diesjährigen BdB-Wintertagung in Goslar berichten. Dabei nahm er im Detail Stellung zu den aktuell innerhalb des Verbandes diskutierten Themen und zu den personellen Veränderungen im BdB-Präsidium (siehe dazu Ausgabe 2/2023 von Deutsche Baumschule).

Solidarfonds / Börsenverein

Die Entwicklung in den Bereichen Nachwuchswerbung und Ausbildung kann nicht befriedigen. Immer weniger Betriebe sind bereit, interessierte Jugendliche in einer dreijährigen Ausbildungszeit in der Fachrichtung Baumschule an den Beruf heranzuführen. Um seitens des Verbandes die aktiven Ausbildungsbetriebe in ihrer Arbeit unterstützen zu können, soll, so Andreas Zorn, Vorsitzender des Fachausschusses Ausbildung und Sozialpolitik auf Landesebene, ein Solidarfonds ins Leben gerufen werden, der hier tätig werden kann. Die in Goslar vorgetragene Idee einer Umlage für alle Mitglieder fand dort leider keine Mehrheit, sodass das als notwendig angesehene Vorhaben auf freiwilliger Basis nun auf Landesverbandsebene umgesetzt werden soll.

Es gilt, für die Zukunft nachhaltig ein gut ausgebildetes Fachpersonal zu sichern. Das Projekt soll im Hinblick auf die notwendige Einwerbung von finanziellen Mitteln ausschließlich auf Freiwilligkeit basieren. Sie sollen die Auszubildenden und Ausbildungsbetriebe unter anderem mit Fachbüchern, Weiterbildungsmaßnahmen, Seminaren oder Betriebsbesichtigungen unterstützen. Angesprochen werden sollen – neben den nicht ausbildenden Baumschul-Unternehmen – insbesondere die Geschäftspartner der Branche, Kommunen, Unternehmen und Institutionen, die auch ausgebildete Baumschuler und Baumschulerinnen als Fachpersonal beschäftigen. Sie erhalten hier die Möglichkeit aktiv mit dazu beizutragen, dass auch ihr Fachkräftebedarf in Zukunft gesichert ist. Die Arbeit und Effektivität des geplanten Sozialfonds Ausbildung wird direkt von dem Umfang der zur Unterstützung bereitgestellten Mitteln abhängig sein. Erste Zusagen zu einer Beteiligung am Sozialfonds liegen bereits vor.

Jan Hinrich Heydorn, ebenfalls Mitglied des amtierenden Vorstandes und Vorsitzender des EDV-Fachgremiums auf Landesverbandsebene, informierte über die Maßnahmen, die zur Integration des Börsenvereins in den BdB-Landesverband Schleswig-Holstein angelaufen sind. Geplant ist ein weiteres Fachgremium EDV-Börse SH, das – ausgestattet mit einer eigenen Geschäftsordnung – im Rahmen der Mitgliederveranstaltung gegründet werden soll. Nach deren Bekanntgabe und Diskussion stimmen die anwesenden Mitgliedsbetriebe einstimmig für die Einbindung der Börsenaktivitäten in die des Landesverbandes. Das Fachgremium wird über einen gesonderten Etat verfügen und in Eigenregie über die weitere Entwicklung der Inhalte und Ausrichtung der bestehenden EDV-Börse entscheiden.

Moderne Personalsteuerung

Die R+V-Versicherung, langjähriger Partner des BdB-Landesverbandes, entsandte zwei Vertreter, die zum einen über betriebliche Versicherungen zur Abdeckung von möglichen Unterstützungen der Arbeitnehmer informierten und zum anderen die betrieblichen Risiken mindern, die bei Forderungsausfällen für den Betrieb auftreten könnten. Im Hinblick auf einen ergänzenden Versicherungsschutz des Unternehmens wurden von Dominic Döring Module vorgestellt, die über betriebliche Maßnahmen die Altersvorsorge, die Krankenversicherung und Gesundheitsvorsorge, eine angemessene Unfallversicherung und die Umsetzung individueller Lebensarbeitskonten von Beschäftigten unter anderem im Hinblick auf den Ruhestand oder notwendiger Pflegezeiten von Familienangehörigen ergänzend absichern.

Präsentiert wurden zudem die Leistungen einer R+V Warenkredit- und Forderungsausfallversicherung, die betriebsindividuell die Umwandlung möglicher geschäftlicher Risiken in kalkulierbare Beiträge ermöglichen. Als Beispiel eines bestehenden Risikos wird von Udo Holsteg das Insolvenzanfechtungsverfahren genannt, innerhalb dessen Rückforderungen von bereits vom insolventen Unternehmen beglichenen Rechnungen für einen Zeitraum von bis zu vier Jahren möglich sind. Dieses Versicherungspaket enthält unter anderem eine Prüfung der Kundenliquidität, Hilfestellungen bei Zahlungsunwilligkeit und Rechtsschutz bei Insolvenzanfechtungen. Die in diesen Zusammenhängen entstehenden Ausfälle werden erstattet.

Florum 2023 – Forum für Grünes Wissen

Auch in diesem Jahr ist die Durchführung des „Forums für Grünes Wissen“ geplant. Unter Berücksichtigung der Erfahrungen der in den vergangenen Jahren bereits durchgeführten Veranstaltungen wurden Veränderungen an Konzeption und Durchführung vorgenommen, die sowohl den beteiligten Baumschul-Unternehmen als auch den Besuchern der Veranstaltung zugutekommen. Der zuständigen Lenkungsgruppe ist es gelungen, einerseits die Kosten für die Ausstellerteilnahme zu verringern und anderseits das fachliche und inhaltliche Angebot auszuweiten. Die Eckdaten der für den 22. bis 25. August dieses Jahres geplanten Fachveranstaltung Florum 23 wurden vom Landesverbandsgeschäftsführer und der Repräsentantin der Firma ehs media, Wiebke Kordes, in einer umfassenden Vorschau vorgestellt und im Detail erläutert. Unterschiedliche Leistungspakete stehen für die Teilnehmer im Bereich der Messebeteiligung  zur Verfügung, die eine betriebsindividuelle Nutzung des vorhandenen Angebotes ermöglichen.  

Zudem ist für den 22. August ein eintägiges Fachsymposium mit TV-Meteorologe Sven Plöger geplant, das auf die Interessen des Kundenkreises der Holsteiner Baumschulen ausgerichtet ist und mit einem geselligen Zusammensein in den Abendstunden ausklingt. Die geplanten Inhalte und die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen oder zu intensivieren, sollten Grund genug sein, aktiv zu werden und die Florum 2023 schon jetzt fest in den eigenen Jahresablauf einzubinden.

Öffentlichkeit   

Zu Beginn des öffentlichen Teils der Mitgliederversammlung konnte Axel Huckfeldt mehr als 50 Gäste aus den Ministerien, aus der Landes-, Kreis- und Kommunalpolitik, aus der zugehörigen Verwaltung und aus befreundeten Verbänden, Vereinen und Institutionen sowie aus der Wirtschaft begrüßen. Er zeigte sich erfreut über das gut besuchte Treffen derer, die an der Baumschulwirtschaft und an aktuellen Informationen und an einem intensiven Meinungsaustausch mit der Branche interessiert sind.

Die Übersicht zur aktuellen Lage der Baumschulwirtschaft in Schleswig-Holstein konnte eine durchaus positive Grundstimmung vermitteln. Angebot und Nachfrage wurden in den letzten Jahren weiter aufeinander abgestimmt. Notwendige Strukturveränderungen konnten umgesetzt werden. Eine Entwicklung der Erlöse für die produzierten Gehölze ins Positive wurde eingeleitet. Aufgrund einer intensiveren Nachfrage, bedingt unter anderem durch die Mobilitätseinschränkungen anlässlich der Corona-Pandemie und durch die intensivierte öffentliche Diskussion zum Themenkomplex Klimawandel, konnten seitens der Baumschulwirtschaft positive Veränderungen bei der Wertschätzung der Gehölze registriert werden. Die Wohlfahrtswirkungen von Grün werden sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich mehr denn je zur Kenntnis genommen. Gehölze sind als notwendiger Bestandteil unserer Infrastruktur zunehmend fest verankert.

Trotz der vorhandenen Zuversicht in Bezug auf die Akzeptanz der Baumschulprodukte besteht in der Zukunft große Sorge im Hinblick auf die Bereitstellung des breiten Arten- und Sortenspektrums. Vorhandene und geplante gesetzliche Regelungen werden bei deren unveränderten Umsetzung dazu beitragen, die Situationen in vielen Bereichen zu verschärfen. So besteht aktuell eine nicht zu überwindende Diskrepanz zwischen der bestehenden Forderung, nur qualitatives, gesundes Pflanzenmaterial auf den Markt zu bringen einerseits und der Streichung von benötigten Mitteln/Wirkstoffen zur fachgerechten Pflanzenernährung und zur Erhaltung der Pflanzengesundheit andererseits. Diese besondere Situation und die Anforderungen im Bereich der Spezialkulturen in Landwirtschaft und Gartenbau werden nach wie vor nicht wahrgenommen. Sie bleiben bei den Gesetzgebungsverfahren unberücksichtigt. Axel Huckfeldt hofft auf die Bereitschaft aller an der Gesetzgebung beteiligten Institutionen und Personen, auf Basis eines vertrauensvollen Meinungsaustausches zu Rahmenbedingungen zu finden, die einen optimistischen Blick in die Zukunft rechtfertigen.

Grußworte

Werner Schwarz, Landwirtschaftsminister Schleswig-Holsteins, wurde von seiner Staatssekretärin Anne Benett-Sturies vertreten, die in ihren Grußworten die Entwicklung der Baumschulwirtschaft Revue passieren ließ und deren hohe Bedeutung für das nördlichste Bundesland unterstrich. Der Klimawandel und die damit verbundenen Veränderungen haben gezeigt, welche Bedeutung Gehölze sowohl für den urbanen als auch für den ländlichen Raum stets hatten und für die Zukunft in verstärktem Maße haben werden. Als gelernte Forstwirtin seien ihr die aktuellen Probleme der Baumschulbranche nachvollziehbar bekannt und sie unterstrich die Bereitschaft seitens des Ministeriums, den Einsatz für mehr Grün – vertreten durch verschiedenste Partner aus dem grünen Bereich – aktiv unterstützen zu wollen.

Dies gilt unter anderem im Hinblick auf Forschungs- und Versuchsvorhaben, die dazu beitragen sollen, die Gehölzsortimente zu finden, die den erwarteten klimatischen Veränderungen gewachsen sind und insbesondere längere Trockenperioden und höhere Temperaturen erfolgreich meistern. Zudem ist weiterhin ein intensiver Austausch mit der Praxis notwendig, um – durchaus differenziert – umsetzbare Regelungen im Rahmen der Gesetzes- und Verordnungsgebung im Hinblick unter anderem auf die Themenbereiche Düngung, Pflanzenschutz sowie Substrat- und Wassernutzung zu schaffen. „Es gilt, die Belange der Urproduktion als nachhaltige Säule der Landwirtschaft zu stützen und dabei auch für die Baumschulwirtschaft die Absatzförderung mit einzubeziehen“ so die Staatssekretärin. Die mit den Vertretern der Branche geführten Gespräche haben gezeigt, dass sich die Baumschulwirtschaft mit den initiierten Aktivitäten und unterschiedlich ausgerichteten Projekten auf einem guten, vom Ministerium mitgetragenen Weg befindet.   

Der anlässlich der Wintertagung 2023 gewählte BdB-Präsident Hajo Hinrichs war gekommen, um sich seinen Kolleginnen und Kollegen vorzustellen und um zu verdeutlichen, dass unter seiner Führung der Verband und die Mitglieder des breit aufgestellten BdB-Präsidiums die Interessen aller Mitgliedsbetriebe sowohl unter regionalen, als auch unter fachlichen Aspekten vertreten werden. Hierbei liegen die zu bearbeitenden Schwerpunkte weiterhin in der Schaffung von praxisorientierten Rahmenbedingungen für die Arbeit der Baumschul-Unternehmen – aktuell mit einer besonderen Ausrichtung auf die Themen Düngung, Pflanzenschutz und Wassernutzung.  

Hajo Hinrichs zeigte sich optimistisch, die gesteckten Ziele erreichen zu können, sieht er doch das zunehmende Engagement der jungen Unternehmergeneration für die Zukunft als einen leistungsfähigen Motor der Verbandsarbeit. Für die anstehenden Aufgaben hofft er auch auf die Baumschul-Unternehmen aus Schleswig-Holstein und deren Unterstützung. „Es gilt, weiterhin alles zu tun, um die Bedeutung der Branche für unser Gemeinwesen und die Leistung der Gehölze für unser Umfeld und für unsere Lebensqualität in der Öffentlichkeit fest zu verankern.“

Ehrung und Verabschiedung von John-Hermann Cordes

Das einzigartige, berufsständische Engagement, für das John-Hermann Cordes bereits anlässlich der BdB-Wintertagung die Ehrenmitgliedschaft des BdB-Bundesverbandes verliehen wurde, wurde auch im Verlauf der Mitgliederversammlung nochmals ausführlich gewürdigt. Seine Spuren, die er zum Nutzen seiner Kolleginnen und Kollegen und für die gesamte Branche hinterließ, lassen sich anhand von vielen erfolgreichen Aktivitäten – immer jeweils auch in der Funktion des Vorsitzenden – im Juniorenkreis, im Börsenverein und in den Fachgremien Obstgehölze auf Landes- und Bundesebene über mehrere Jahrzehnte nachvollziehen. Die Einordnung seines stets streitbaren, offenen und ausschließlich fachlich orientierten, über 45 Jahre andauernden Engagements, hinter dem auch immer die Unterstützung seiner Familie und seines Unternehmens stand, wurde seitens der Anwesenden durch stehende Ovationen gewürdigt. Axel Huckfeldt überreichte Petra und John-Hermann Cordes eine kleine Anerkennung, die beiden helfen soll, mehr Zeit außerhalb des Betriebs- und Verbandsgeschehens zu ermöglichen, um die Natur an der mecklenburgischen schleswig-holsteinischen Ostseeküste und zugleich die geliebten sportlichen Aktivitäten genießen zu können.

Torfersatz – Stand und Ausblick    

Über Jahrzehnte war Torf „das Substrat“ ebenso für den Erwerbsgarten, als auch für die Hobbygärtner. Die bisher unverzichtbare Basis gärtnerischer Produktion steht nunmehr seit einigen Jahren im Rahmen der Umweltdiskussionen und aufgrund des Klimaschutzplanes 2050 der Bundesregierung zur Disposition, Die Suche nach praxisorientierten Alternativen läuft auf Hochtouren. Mögliche Torfersatzstoffe wurden gefunden und bezogen auf das breite gärtnerische Pflanzensortiment in verschiedensten Zusammensetzungen und Mischungsverhältnissen in umfangreichen Versuchen getestet. Man befindet sich auf einem guten Weg, konnte mit den vorhandenen Ersatzstoffen, wie zum Beispiel Rindenhumus, Grüngut-Kompost, Holz- und Kokosfasern, die gewünschte Substratqualität jedoch noch nicht erreichen. Gesucht wird nach einem Substrat, das sich idealerweise wie folgt grob beschreiben lässt:

► Chemische Eigenschaften: niedriger pH-Wert, Salzgehalt und Nährstoffgehalte niedrig, N-Immobilisierung gering
► Physikalische Eigenschaften: gute Strukturstabilität, niedriges Volumengewicht und hohe Luft- und Wasserkapazität
► Biologische Eigenschaften: kein Unkrautbesatz, keine Krankheitserreger und Schadorganismen, geringe mikrobielle Tätigkeit
► Gefordert ist zudem eine hohe Verfügbarkeit, eine gute Maschinengängigkeit, ein geringes Kulturrisiko und ein günstiger Preis.

Die bisher genutzten Torfsubstrate konnten diese Forderungen weitestgehend erfüllen. Die nunmehr durchgeführten Versuche zeigen jedoch, dass – in Abhängigkeit von der jeweiligen Kultur – Ersatzstoffe in Baumschulen den Torf nachhaltig zu 40 bis 60 Prozent ersetzen können, ohne eine Wachstums- und Qualitätsminderung zu riskieren. Bei der Jungpflanzenkultur sind die Einsatzmöglichkeiten von Ersatzstoffen etwas höher, während sie bei der Gehölzkultur in Großcontainern deutlich niedriger anzusetzen sind. Die Versuche zeigen zudem, dass bei den Alternativsubstraten eine erhöhte Düngergabe und eine häufigere Bewässerung der Bestände notwendig werden.

Die seitens Hendrik Averdieck, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, auf Basis verschiedenster in Europa durchgeführter Versuche gemachten Aussagen zur Verfügbarkeit, zur Qualität und zu den Kosten von Torfersatzprodukten zeigen, dass ein nachhaltiges Umsteuern in der gärtnerischen Produktion noch eine geraume Zeit in Anspruch nehmen wird. Wirklichkeit und Zielsetzung sind aktuell noch ein gutes Stück weit voneinander entfernt.

Alternativen zu Glyphosat in der Unkrautregulierung

Noch ist Glyphosat zur Behandlung des Wildkrautbewuchses bis Ende dieses Jahres zugelassen. Parallel wird schon seit längerem nach praxisorientierten Alterativen gesucht, um den Einsatz von Herbiziden nachhaltig zu reduzieren. Seitens des Versuchs- und Beratungsringes Schleswig-Holstein (VuB) wurden den Gehölzproduzenten zahlreiche Möglichkeiten vorgestellt, um im Rahmen der Gehölzanzucht die notwendige Unkrautbekämpfung auf mechanischem Wege vornehmen zu können. So wurden in den letzten Jahren anlässlich mehrerer Maschinenvorführungen zahlreiche Stockräumer, Hackstriegel sowie Finger- und Bügelhacken für unterschiedliche Anwendungsbereiche und Kulturen vorgestellt. Die Entwicklungen gehen weiter und man hofft seitens der Industrie, dass in naher Zukunft Hack-Roboter in der Lage sein werden, Kulturpflanzen und Wildkräuter zu unterscheiden, um so eine mechanische Unkrautbekämpfung auch innerhalb der Kulturen gezielt durchführen zu können. So wurden im Gemüsebau – bei einer dort vorhandenen großen Einheitlichkeit der Kulturpflanzen – erste Erfolge gemeldet.

Zudem gilt es, eine sich aus der mechanischen Bodenbearbeitung ergebende Herausforderung anzugehen. Die Sicherung der so zu pflegenden Anzuchten muss durch eine gezielte Bewässerung ergänzt werden, die durch die mechanischen Pflegemaßnahmen nicht zerstört wird. Man benötigt eine Wasserversorgung, die den Wasserverbrauch nachhaltig reduziert und die Kulturen zugleich zusätzlich mit Nährstoffen so versorgt. Das System darf die notwendigen Kulturarbeiten nicht behindern. Noch ist „die Lösung“ nicht gefunden. Die Suche wird jedoch auch seitens des VuB fortgesetzt.

Forschungsvorhaben – Nachhaltige Baumschulproduktion

In Teilen sind die Kulturmaßnahmen im Rahmen der Gehölzproduktion durchaus als nachhaltig zu bezeichnen. Es handelt sich jedoch bisher nur um Teilbereiche eines Baumschulbetriebes, die den entsprechenden Anforderungen genügen. Seitens Dr. Andreas Wrede, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, wird ein bundesweit beispielhaftes Projekt skizziert, das die gesamte Gehölzproduktion hinsichtlich vorhandener Nachhaltigkeitsmöglichkeiten überprüfen und einordnen soll. Ziel ist der Aufbau eines Modellbetriebs und einer parallelgeschalteten Koordinierungsstelle, die den aktuellen Stand der Kulturtechnik ebenso in die Arbeit einbeziehen als auch vorhandenes Entwicklungspotenzial berücksichtigen soll. Sämtliche Möglichkeiten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit von Produktionsabläufen sollen gebündelt und beispielhaft in der Praxis geprüft und umgesetzt werden.

Aus Sicht Dr. Wredes bietet das Gartenbauzentrum Ellerhoop die Voraussetzung zur Umsetzung eines solchen Projektes, denn hier ist man im Hinblick auf die Infrastruktur und die technische Ausrüstung gut ausgestattet, man ist bundesweit gut vernetzt und verfügt über das notwendige Fachpersonal. Im Rahmen eines Gesamtkonzeptes wären folgende Themenbereiche zu bearbeiten:

► Integrierter Pflanzenschutz
► organische/mineralische Düngung
► Torfreduzierung
► Wassernutzung
► Energienutzung und -gewinnung
► Wertstoffnutzung, -verwertung und -Recycling.

Nach den bisherigen Recherchen und Berechnungen müssen für ein solches Projekt, das auf eine Dauer von fünf Jahren ausgelegt ist, Fördermittel in Höhe von 740.000 Euro für den Modellbetrieb und 450.000 Euro für die zugehörige Koordinierungsstelle veranschlagt werden. In Anbetracht der aktuellen Rahmenbedingungen (Klimawandel/Umweltbelastungen/Nutzung vorhandener Ressourcen) besteht die Notwendigkeit einer Überarbeitung/Neuausrichtung bestehender Kulturabläufe, um zukünftige Anforderungen umfassend und nachhaltig erfüllen zu können.

Dr. Wrede sieht es als dringend notwendig an, auf Basis der genannten Zielsetzung umgehend tätig zu werden. Er ruft die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Institutionen dazu auf, das Forschungsvorhaben nachhaltig aktiv zu begleiten, zu fördern und sowohl ideell als auch finanziell zu unterstützen.

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