Wieder mehr Minijobber in Deutschland
Insbesondere im Jahr 2003 stieg die Zahl der Beschäftigten in Minijobs im Zuge der Hartz-Reformen von etwa vier Millionen auf über sechs Millionen Minijobber in Haupt- oder Nebenbeschäftigung stark an. Im Jahr 2019 übten insgesamt mehr als sieben Millionen Erwerbstätige Minijobs aus. In der Corona-Krise sank die Zahl auf rund sechs Millionen. „Der Anstieg der Zahl der Personen in Minijobs wäre noch stärker gewesen, wenn die Abgabenlast für Minijobs nicht erhöht worden wäre“, sagt Matthias Collischon, Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Höhere Arbeitgeber-Abgaben haben das Wachstum von Minijobs vor allem in Kleinbetrieben gebremst. Von 1999 bis 2003 mussten Betriebe 22 Prozent des Bruttolohns abführen, 2003 stieg dieser Betrag auf 25 Prozent, 2006 schließlich auf 30 Prozent. Aktuell steigt die Zahl der Minijobber wieder. Im Juli lag sie nach Angaben der Minijob-Zentrale bei 6,48 Millionen. Im Februar lag der Vergleichswert noch bei rund 5,75 Millionen. „Dieser Anstieg zeigt, dass Minijobs auch jetzt wieder eine wichtige Aufgabe auf dem Arbeitsmarkt wahrnehmen“, so Peggy Horn, Leiterin der Minijob-Zentrale. „Seit den im Frühjahr einsetzenden Lockerungen in der Wirtschaft üben immer mehr Beschäftigte einen Minijob aus, um sich etwas hinzuzuverdienen. [...].“
Ausweitung von Minijobs geplant
In einem Sondierungspapier sprachen sich die vermeintlich angehenden Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP für eine Ausweitung der Minijobs aus. Demnach solle die Grenze für Minijobs von jetzt 450 Euro auf 520 Euro nach oben gesetzt werden. „Bei den Mini- und Midi-Jobs werden wir Verbesserungen vornehmen: Hürden, die eine Aufnahme versicherungspflichtiger Beschäftigung erschweren, wollen wir abbauen“, heißt es in dem Papier, welches der Redaktion vorliegt. „Künftig orientiert sich die Minijob-Grenze an einer Wochenarbeitszeit von 10 Stunden zu Mindestlohnbedingungen. Sie wird dementsprechend mit Anhebung des Mindestlohns auf 520 Euro erhöht. Gleichzeitig werden wir verhindern, dass Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle insbesondere für Frauen werden.“
Kritik von IG BAU an Ausweitung
„Wir sehen die Minijobs seit eh und je sehr kritisch, es gibt keine vernünftige soziale Absicherung, sie sind nicht gerade ein Baustein für eine berufliche Karriere und es sind meistens die Jobs, die in einer Krise als erstes wegfallen“, sagt Robert Feiger, Bundesvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Laut Feiger müssen Minijobs auch die allgemeinen Lebensrisiken wie Krankheit und Jobverlust oder ein gutes Auskommen im Alter absichern.